Magische Maschinen
etwas Wichtiges angedeutet zu haben.
XXX
D orrin beugt sich zur Seite, um sich nicht den Kopf an den Felsvorsprüngen aufzuschlagen, als Meriwhen ihn um die Spitzkehre trägt. Dann wischt er sich die Stirn ab, wo sich neben dem Schweiß auch kalte Regentropfen gesammelt haben, die ihm von den Wänden der Schlucht ins Gesicht gespritzt sind. Hinter ihm rattert der Karren, und das innere Rad holpert über einen Stein.
»Bei der Dunkelheit …« , murmelt Liedral.
Dorrin schluckt, als er den fünfzig Ellen tiefen Abgrund auf der linken Seite sieht.
»In den Westhörnern ist es noch schlimmer«, meint Liedral fröhlich.
Vor ihm summt Brede ein Tempellied. Er trifft den Ton haargenau.
»Würdest du bitte damit aufhören?« faucht Kadara.
»Uff.« Dorrins Grinsen ist wie weggewischt, als der Stab ihm seitlich ins Gesicht schlägt, nachdem er von einer überfrorenen Wurzel abgeprallt ist, die aus der Felswand hervorsteht. Sie ist gerade hoch genug, dass die drei darunter durchreiten können, und gerade niedrig genug, um die Spitze von Dorrins Stab zu greifen. Er schiebt den Stab in den Köcher zurück und konzentriert sich auf die gewundene, schmale Straße, die vor ihm liegt.
Noch drei weitere Spitzkehren geht es hinunter, dann erreichen sie eine enge Schlucht, die mehr oder weniger nach Westen zu verlaufen scheint. Sie ist gewunden und so eng, dass die drei in tiefem Schatten reiten. Links neben der Straße hat sich in den Felsspalten sogar noch Eis gehalten, und das Licht der Mittagssonne ist nur ganz oben auf den Rändern der Schlucht zu sehen, wenn Dorrin direkt nach oben blickt. Kadara wickelt sich enger in ihren Mantel.
»Da vorn sind die Wachtürme. Greift jetzt nur nicht nach euren Waffen«, erklärt die Händlerin.
»Wachtürme? Wir sind doch noch in den Bergen«, antwortet Kadara.
»Wer sagt, dass Städte immer nur in der Ebene liegen müssen?« fragt Liedral.
Kurz darauf wird die Schlucht breiter, und sie sehen eine fast einhundert Ellen hohe Steinmauer vor sich aufragen, in der sich ein eisenbeschlagenes Tor befindet. Eine Handvoll Soldaten ist auf den Wehrgängen postiert, und mehrere Waffen sind auf die Reisenden gerichtet. Vor dem Tor stehen zwei Männer in wattierten grauen Uniformen neben einer Wachhütte.
Liedral zügelt das Pferd und hält den Karren an, die drei aus Recluce bleiben neben ihr stehen.
»Ah, Händler Liedral. Wer sind Eure Gefährten?« Der große Mann mit der hohen Stimme und den Schultern, die sogar noch breiter sind als Bredes, kommt der Händlerin entgegen, die bereits vom Kutschbock geklettert ist.
»Zwei Wächter und ein Heiler.« Liedral nickt knapp in Dorrins Richtung.
»Er hat einen Stab und sieht ganz danach aus. Und die anderen beiden sind eindeutig Wächter. Ihr und vor Euch Euer Vater wart immer ehrlich. So ein Jammer auch. Es ist lange her, dass meine Männer mit lebendigen Zielen üben durften. Nicht einmal die Weißen Gardisten wagen sich in unsere Schluchten.«
»Das könnte eher geschehen, als Euch lieb ist, Nerliat.«
»Das sagte Euer Vater auch immer.«
»Er war ein wenig voreilig. Sie haben zuerst Hydlen und dann Kyphros eingenommen.«
»Die Berge versperren ihnen den Weg nach Spidlar.«
»Mag sein. Wir werden sehen. Dürfen wir den sicheren Zufluchtsort Axalt betreten?«
»Da wäre noch der Straßenzoll, Händler.«
»Ach ja, der Straßenzoll.« Liedral macht keine Anstalten, nach der Börse zu greifen.
»Da die Wächter bewaffnet sind, macht das zwei Kupferstücke für jeden. Ein Kupferstück für Euch und natürlich nichts für den Heiler.«
»Könnte ich nicht behaupten, die Wächter wären Lehrlinge?«
»Liedral … selbst wenn sie das Waffenhandwerk erst erlernen würden, wären es zwei Kupferstücke.«
»Also gut, Nerliat. Dann müssen es wohl fünf Kupferstücke sein. Wusstet Ihr eigentlich schon, dass der große Chaos-Magier in den Hochebenen zwischen Gallos und Kyphros Berge wachsen lässt?«
»Das sind unbestätigte Gerüchte.«
»Ich wünschte, so wäre es. Ich habe die neuen Berge, rauchende Brocken von schwarzem Stein, am Horizont brennen sehen.«
»Kyphros ist weit.«
Liedral zuckt mit den Achseln. »Die Kyphrer dachten, Fairhaven sei weit.«
»Fünf Kupfermünzen, Händler.«
»Wie Ihr wünscht.« Liedral fischt die Münzen aus der Börse.
Nerliat winkt, und das Außentor wird rumpelnd geöffnet. Dahinter sehen sie ein Fallgatter, das fast lautlos hochgezogen wird. Liedral steigt wieder auf den Kutschbock und
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