Magische Maschinen
auftauchen, dann wird unsere Einheit als erste gerufen.«
Dorrin klopft Kadara mit der flachen Hand auf den Arm. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Dorrin.«
Dorrin nimmt den Stab, der hinter seinem Stuhl gestanden hat, und geht zwischen den Tischen vorbei nach draußen. Eine einsame, rußgeschwärzte Laterne hängt vor dem Roten Löwen. Kalter Wind weht ihm ins Gesicht, die Sterne über ihm funkeln unnahbar. Er geht in den Stall, wo Vaos auf zwei zusammengeschobenen Heuballen leise schnarcht.
XL
» R eichst du mir den Auflauf?« knurrt Yarrl.
Petra stellt die Schüssel vor ihm ab. »Er ist gut, der Pfeffer macht eine Menge aus.«
»Pfeffer? Seit wann können wir uns Gewürze leisten, Reisa?«
»Er ist aus dem Garten. Er ist noch ziemlich grün, aber er verbessert den Geschmack.«
»Oh … ist das dein Werk, Bursche?«
»Ich habe etwas geholfen«, gibt Dorrin zu.
Yarrl schaufelt sich einen Haufen gelben Auflauf auf den Teller, dann probiert er mit dem Blechlöffel. Er kaut und schluckt. »Der Pfeffer macht ihn wirklich besser.« Er löffelt weiter.
Dorrin nimmt sich einen frühen Sommerpfirsich und schneidet ihn in Viertel, die er neben das Currylamm auf den Teller legt. Dann isst er abwechselnd heißes Lamm, Gerste und Pfirsichstücke.
»Du bist ein guter Heiler«, sagt Petra langsam. »Das mit den Ferkeln … wir hätten alle bis auf eins verloren. Und Mora …«
Dorrin runzelt die Stirn. »Ich mache mir immer noch Sorgen um sie …«
»Nicht übel für einen jungen Helfer am Schmiedeofen«, murmelt Yarrl. »Nur, dass er zuviel Zeit auf seine Spielsachen verschwendet.«
»Sie sind niedlich«, protestiert Petra. »Sie funktionieren sogar richtig.«
»Trotzdem Spielzeug.«
Dorrin isst noch ein Stück Pfirsich – eine Spur zu grün, aber der saure, frische Saft kühlt den Mund nach dem heißen, scharf gewürzten Lamm. »Eigentlich sind es Modelle. Ich will eines Tages größere bauen.«
»Dazu brauchst du einen lichtgesegneten Stapel Eisen«, erklärt Yarrl. »Und wozu willst du sie überhaupt benutzen?«
»Was auch immer …«, meint Dorrin zögernd.
»Ich frage mich immer noch, warum du lieber Schmied als Heiler werden wolltest«, sagt Reisa, während sie sich noch einen Nachschlag Lamm mit Gerste auf den Teller gibt.
»Ich würde gern beides sein«, gibt Dorrin zu, »aber zuerst muss ich lernen, ein guter Schmied zu sein.« Das Trommeln der Regentropfen auf dem Dach lässt allmählich nach, als Dorrin das letzte Stück Pfirsich isst. »Sieht aus, als könnte es wieder aufklaren.«
»Wir haben den Regen gebraucht.«
»Er verwandelt aber die Straßen in Schlamm, und Bartov soll morgen ein paar Barren Metall und Kohlen liefern.«
Petra legt die Hand vor den Mund und sieht ihre Mutter an. Die Fältchen um die Augen zeigen, dass sie lächelt. Reisa schüttelt den Kopf.
»Was schüttelst du den Kopf, Frau?«
»Nur der Regen, der Regen.«
»Reich mir das Fleisch.«
Dorrin hebt die schwere Schüssel hoch und stellt sie vor dem Schmied ab.
»Willst du heute Abend arbeiten, Junge?«
»Nein, heute Abend nicht. Ich habe die Kohlen gelöscht und die Abzüge verschlossen.« Ihm dreht sich der Magen um, weil er nicht ganz ehrlich war, aber er trinkt einen Schluck kühlen Apfelmost aus seinem Becher, ohne zu verraten, wie unwohl er sich fühlt. »Jedenfalls will ich nicht in der Schmiede arbeiten«, sagt er schließlich.
»Gut. Wenn du zuviel arbeitest, verbrennst du dir das Gehirn. Keiner von uns Schmieden hat noch viel davon übrig.«
»Das wage ich zu bezweifeln«, lacht Dorrin. »Brugal ist auf jeden Fall anderer Meinung. Er sagt, Ihr wärt klüger als der Präfekt von Gallos.«
»Hmm …« Yarrl rückt etwas vom Tisch ab. »Ich muss zu Honsard. Er will mit mir reden.«
»Er will dich mit seinem grünen Wein abfüllen und einen besseren Preis für die Arbeiten an seinen Fuhrwerken herausschlagen.« Reisas Stimme wird hart.
»Wenn ich nicht gehe und mit ihm rede, bekomme ich überhaupt keine Arbeit.« Der Schmied steht auf und nimmt die Lederjacke vom Haken an der Wand.
Dorrin bringt seinen Teller zum Wascheimer.
»Das mache ich schon«, bietet Petra an. »Du kannst dich ja um die Gewürze kümmern, vor allem um den Salbei.«
»Salbei …«, knurrt Yarrl. Er öffnet die Hintertür und tritt auf die Veranda hinaus. »Wenigstens wird es eine klare Nacht.«
»Sieh zu, dass auch dein Kopf klar bleibt«, rät ihm die grauhaarige Frau.
Dorrin folgt dem Schmied die überdachte Veranda
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