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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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er auf die Knie, direkt vor mir, und ich ließ mich neben ihn fallen und hielt ihn fest.
    Ein paar Stunden später zog Tom bei uns ein. Papa erklärte uns, dass Melissa Krebs hatte und schon seit einigen Wochen eine Chemotherapie bekam. Er sagte auch noch, was für ein Krebs, aber da hörte ich gar nicht mehr richtig hin, weil blitzschnell die Puzzleteile ineinanderfielen: Die SMS, die mein Vater im Schwimmbad bekommen hatte, war von Olaf gewesen, deswegen war er einfach verschwunden. Verraten durfte er uns nichts, von wegen ärztlicher Schweigepflicht und so weiter. Papa hatte sich schon die ganze Zeit um Melissa gekümmert. Wegen der Chemotherapie hatte sie an meinem Geburtstag so eine komische Frisur gehabt, denn sie trug da schon eine Weile eine Perücke. Kein Mensch wusste, wie lange sie im Krankenhaus bleiben musste, und deswegen hatte meine Mutter darauf bestanden, dass Tom zunächst einmal bei uns blieb.
    Er erzählte mir, dass er die ganze Zeit etwas geahnt hätte, aber offenbar wollten seine Eltern ihn erst mal nicht beunruhigen. Ich glaubte ja fast nicht, was ich da hörte. Deswegen also war Tom in letzter Zeit so verschlossen gewesen. Kein Wunder, kann ich da nur sagen.
    Fällt mir nicht leicht, es zuzugeben, aber mein Herz tanzte trotz allem vor Freude. Tom bei mir. Jeden Morgen würde ich ihn gleich nach dem Aufstehen sehen, wir konnten zusammen in die Schule gehen und ich musste nicht länger auf dem Schulhof nach ihm Ausschau halten. Frühstück, Mittagessen, Abendessen, alles zusammen. Greg maulte nicht mal, als die Couch in seinem Zimmer zum Gästebett umfunktioniert wurde. Er kennt Tom genauso lange wie ich, sie sind sogar so was wie Freunde.
    Als wir uns am ersten Abend ins Baumhaus verzogen, gab ich Tom die CD mit meinem Song. Einen Tag zu spät, aber was soll’s. Er sagte, dass ich zu ihm gekommen und ihn im Arm gehalten hätte, wäre das beste Geburtstagsgeschenk überhaupt gewesen. Und dass es seiner Mutter wieder besser ging natürlich. Also den Umständen entsprechend besser, wie die Ärzte es ausdrückten.
    Er hörte sich meinen Song auf dem MP3-Player an – die CD hatte ich ja nur gebrannt, damit ich ein Cover machen und alles schön in Geschenkpapier einwickeln konnte. Er sagte nicht viel dazu, hörte ihn sich aber vier Mal hintereinander an. Später küssten wir uns ein bisschen, obwohl ich dabei ein schlechtes Gewissen hatte. Es ist einfach nicht richtig, glücklich zu sein, wenn zur gleichen Zeit jemand um sein Leben kämpft. Tom schien ähnlich zu fühlen, denn irgendwann sagte er unglücklich: »Ich kann das nicht, Luna. Nicht solange meine Mutter… du weißt schon. Okay?«
    »Okay.«
    Natürlich war das okay, auch wenn mein Herz immer größer und schwerer wurde. Von Suse bekam ich in der Zeit noch weniger mit als sowieso schon, ich war ja immer mit Tom zusammen. So Dinge passierten eben, in der einen Sekunde ist man die beste Freundin und dann ist man es nicht mehr. Und das Leben geht trotzdem weiter. Jeden Gedanken an Suse und Marli schob ich von mir, weit weg. Eine Million Kilometer weit ungefähr. Wenn er dann die Million Kilometer zurückgesaust kam, der Gedanke, hielt ich sofort ein knallrotes Stopp-Schild in die Höhe und dachte an was anderes. Das funktioniert, richtig gut sogar. Wenn Tom bei seiner Mutter im Krankenhaus war, arbeitete ich an meinem Song für MusicStars. Feilte am Text herum, polierte die Melodie, tüftelte einen genialen Rhythmus aus. Ich wollte den perfekten Song. Ich wollte alle umhauen, meine Klassenkameraden, Mädchen-können-nicht-rappen-Mondgesicht-Matthias, die Eltern im Publikum, die Lehrer. Ich wollte allen zeigen, was in mir steckt.
    Abends kam Opa ins Zimmer, ohne anzuklopfen. Er trug einen Anzug und ein weißes Hemd, hatte die Haare so zu einem Zopf gebunden, dass ich einen Moment lang fast glaubte, er hätte sie endlich abschneiden lassen. Eine Rasierwasserfahne wehte mir in die Nase.
    Er runzelte die Stirn. »Was treibst du da eigentlich die ganze Zeit?«
    »Ich komponiere meinen Song für den Schulwettbewerb.«
    »Spiel mal vor.«
    »Ist noch nicht fertig.« Ich drehte mich wieder zu meinem Computer. »Ich muss jetzt weitermachen. In drei Tagen ist es so weit, dann hörst du ihn ja. Da werde ich es allen zeigen!«
    »Weißt du, Luna, es bringt nichts, etwas zu tun, um es den anderen zu zeigen. Wenn du nur deshalb bei dem Wettbewerb mitmachst, verschwendest du deine Zeit.«
    »Worum sonst geht es denn wohl bei einem Wettbewerb, außer ums

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