Magisches Erbe
»Sie ist uns schon einmal entwischt. Lassen Sie es uns auskundschaften. Sie sollten sich noch nicht verraten, falls etwas schiefgeht. Morgen Abend sind Sie bereit? Dann lassen Sie uns tagsüber hinfahren … ich meine, vorausgesetzt, jemand könnte mich aus der Schule holen …«
Ein Teil dieser Anspannung verschwand, und sie lachte. »Das könnte ich vermutlich tun. Aber es gefällt mir gar nicht, dass ich Sie immer wieder in Gefahr bringe.«
»Über den Punkt sind wir doch schon lange hinweg.«
Gegen diese Logik konnte sie nichts einwenden. Ich verabredete mit Adrian, dass er mich am nächsten Tag abholte – nachdem ich zuerst mit »Jet« geschimpft hatte, weil er »Taylors« Telefonnummer weitergegeben hatte. Als der Morgen kam, hielt Ms Terwilliger Wort. Ich war wegen einer »Forschungsreise« vom Unterricht befreit worden. Eine Einser-Schülerin zu sein heißt, dass keiner meiner Lehrer irgendwelche Probleme damit hatte, dass ich den Unterricht schwänzte. Sie wussten, dass ich die Aufgaben schaffen würde. Wahrscheinlich hätte ich mir für den Rest des Semesters freinehmen können.
Während der Fahrt erzählte ich Adrian, dass ich es geschafft hatte, eine Reise nach St. Louis genehmigt zu bekommen, um Marcus’ beängstigende Aufgabe auszuführen. Adrians Miene wurde immer düsterer, aber er sagte nichts dazu. Ich wusste, was dies für einen Konflikt für ihn bedeutete. Er mochte Marcus nicht. Es gefiel ihm gar nicht, dass ich diese potenziell gefährliche Mission übernahm. Er traute mir jedoch zu, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Mir zu widersprechen oder mir zu sagen, was ich tun sollte, lag ihm eigentlich nicht – obwohl er es vielleicht insgeheim gerne getan hätte. Das Einzige, was er dazu sagte, waren Worte der Unterstützung.
»Sei vorsichtig, Sage. Sei um Gottes willen vorsichtig. Ich habe dich schon ziemlich verrückten Scheiß abziehen sehen, aber das hier ist extrem, selbst für deine Verhältnisse. Du bist wahrscheinlich die Einzige, die das schaffen kann, aber trotzdem … Sei immer wachsam, in jedem einzelnen Moment.«
Als ich ihm erzählte, dass ich hoffte, Ian für einen direkteren Zugang benutzen zu können, nahm Adrians bekümmertes Gesicht einen ungläubigen Ausdruck an.
»Sekunde mal. Nur damit ich verstehe, was du meinst: Du wirst einen Kerl verführen, der dir bei deiner Spionage helfen soll.«
Ian verführen? Würg. »Zieh keine voreiligen Schlüsse«, warnte ich ihn. »Ich werde nur versuchen, seine Gefühle für mich auszunutzen, um zu bekommen, was ich will.«
»Wow. Herzlos, Sage. Das ist sehr herzlos.«
»Also hör mal.« Ich war ein wenig entrüstet über die Anschuldigung. »Ich werde nicht versprechen, ihn zu heiraten oder so was, und ihn dann später sitzen lassen. Er hat mir geschrieben, dass wir zusammen essen gehen sollen, wenn ich da bin. Wir werden viel Spaß haben, und ich werde versuchen, ihn zu überreden, mich durch die Einrichtung zu führen. Das ist alles.«
»Und ›ihn dazu überreden‹ beinhaltet nicht, ihn ranzulassen?«
Ich funkelte ihn wütend an und hoffte, dass er mich im Augenwinkel sehen konnte. »Adrian. Mache ich wirklich den Eindruck einer Person, die so etwas tun würde?«
»Also …« Er brach ab, und ich vermutete, dass er sich irgendeine sarkastische Bemerkung verkniff. »Nein, vermutlich nicht. Bestimmt nicht mit einem Typen wie ihm. Hast du dir ein Kleid besorgt?«
Jetzt ging das schon wieder los. Adrian wechselte willkürlich die Themen. »Für das Essen und den Gottesdienst? Ich hab jede Menge.«
»Ich glaube, das beantwortet meine Frage.« Er schien gerade einen großen geistigen Kampf auszufechten. Schließlich sagte er: »Ich werde dir einen Rat geben.«
»Oh nein.«
Er warf mir wieder einen Blick zu. »Wer weiß mehr über männliche Schwäche: du oder ich?«
»Sprich weiter.« Ich weigerte mich, die Frage direkt zu beantworten.
»Kauf dir ein neues Kleid. Eins, das viel Haut zeigt. Kurz. Trägerlos. Vielleicht auch einen Push-up- BH .« Er erdreistete sich sogar, kurz meine Brust einzuschätzen. »Oder doch nicht. Aber auf jeden Fall hohe Absätze.«
»Adrian«, rief ich. »Du hast doch gesehen, wie sich Alchemisten kleiden. Denkst du, ich kann so etwas wirklich zu einem Gottesdienst tragen?«
Er war ganz unbesorgt. »Das kriegst du schon hin. Du wirst dich umziehen oder so. Aber ich sage dir, wenn du einen Mann dazu bringen willst, etwas zu tun, das schwierig werden könnte, dann ist Ablenkung
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