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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Jahre, er hatte auf dem Parkplatz gespielt.
    »Ich kenne den Mann, den Sie suchen«, sagte er auf Englisch. »Aber sein Name ist nicht Marcus. Er heißt Dave.«
    Wenn man bedachte, wie schwierig es gewesen war, Marcus zu finden, war ich nicht besonders überrascht, dass er einen anderen Namen benutzte. »Bist du sicher?«, fragte ich den Jungen. Ich zeigte ihm das Foto. »Ist das der Mann?«
    Er nickte eifrig. »Das ist er. Er ist ziemlich ruhig. Meine Mom sagt, dass er wahrscheinlich schlimme Sachen macht.«
    Toll. Genau das, was ich brauchte. »Weißt du, wo er wohnt?«
    Der Junge zeigte nach oben. »Ganz oben. 407.«
    Ich bedankte mich bei ihm und ging wieder hinein, wobei die Treppe zum dritten Stock den ganzen Weg über knarrte. Das Apartment lag fast am Ende des Flures, und aus der Nachbarwohnung dröhnte unerträgliche Musik. Ich klopfte an der 407 und bekam keine Antwort. Nicht sicher, ob der Bewohner mich gehört hatte, klopfte ich lauter und erzielte das gleiche Ergebnis.
    Ich sah mir den Türknauf an und überlegte, ihn mit Alchemistenchemikalien zum Schmelzen zu bringen. Sofort verwarf ich den Gedanken wieder. Selbst in einem schäbigen Gebäude wie diesem konnte ein Nachbar besorgt sein, wenn er mich in eine Wohnung einbrechen sah. Ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Diese Situation wurde immer frustrierender, und ich konnte nicht den ganzen Tag hier verbringen.
    Im Geiste ging ich meine Möglichkeiten durch. Alle sagten, ich sei so klug. Es musste hier doch eine Lösung geben, die funktionierte. Im Flur zu warten kam nicht infrage. Es ließ sich überhaupt nicht sagen, wie lange es dauern mochte, bis Marcus – oder »Dave« – auftauchte. Und je weniger Zeit ich in dem schmutzigen Flur verbrachte, desto besser. Wenn es nur irgendeine Möglichkeit gäbe hineinzukommen, ohne die Tür zu zerstören …
    In dem Moment kam mir die Lösung. Ich stöhnte. Sie gefiel mir zwar nicht, aber sie würde ihren Zweck erfüllen.
    Ich ging wieder nach draußen und winkte dem Jungen zu, der gerade übte, von den Stufen zu springen. »War Dave zu Hause?«, fragte er.
    »Nein.«
    Der Junge nickte. »Ist er meistens nicht.«
    Zumindest würde mir das bei dem nächsten verrückten Plan entgegenkommen. Ich dankte dem Jungen und ging zur Seite des Gebäudes, die zum Glück verlassen war. An der Außenmauer hing die klapprigste Feuertreppe, die ich je gesehen hatte. Bei den strengen kalifornischen Sicherheitsstandards war es erstaunlich, dass noch niemand diese Treppe gemeldet hatte. Aber selbst wenn, schien es dem Zustand des Gebäudes nach unwahrscheinlich, dass der Eigentümer bald etwas dagegen unternehmen würde.
    Nachdem ich mich noch einmal davon überzeugt hatte, dass niemand in der Nähe war, stellte ich mich in den Schatten der Feuerleiter und hoffte, dass sie mich mehr oder weniger verbarg. Aus meiner Kuriertasche förderte ich eins der Amulette zutage: eine Kette, die aus Achat und Krähenfedern bestand. Ich zog sie mir über den Kopf und rezitierte eine griechische Beschwörung. Ich spürte, wie mich die Wärme von Magie durchströmte, sah aber keine deutlichen Veränderungen. Theoretisch sollte ich jetzt unsichtbar für diejenigen sein, die mich nicht erwarteten. Ob das tatsächlich der Fall war, konnte ich nicht sagen. Ich würde es vermutlich herausfinden, wenn jemand vorbeikam und wissen wollte, warum ich über die Feuerleiter in ein Apartment kletterte.
    Sobald ich den Fuß auf die erste Stufe gesetzt hatte, hätte ich den Plan beinahe aufgegeben. Die ganze Feuerleiter quietschte und schwankte. Das Gerüst war so verrostet, dass es mich nicht überrascht hätte, wenn es sich unter meinen Füßen in nichts aufgelöst hätte. Ich stand wie erstarrt da und versuchte den Mut aufzubringen weiterzugehen. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass dies die einzige Chance sein konnte, Marcus zu finden. Der Junge auf dem Parkplatz hatte bestätigt, dass er hier wohnte. Ich durfte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen.
    Ich schluckte und ging weiter, kroch quälend langsam von Stockwerk zu Stockwerk. Als ich das dritte erreichte, sah ich erstaunt nach unten und konnte nicht glauben, dass die Feuerleiter immer noch heil war. Jetzt hatte ich ein neues Problem. Ich hatte mir ausgerechnet, wo Marcus’ Wohnung lag – es war das nächste Fenster neben dem Absatz der Feuertreppe. Der Abstand war nicht allzu groß, aber auf dem schmalen Sims dazwischen würde es mir meilenweit entfernt vorkommen. Genauso beängstigend

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