Magnolia Haven 03 - Abendrot
gewesen, bei Jake zu bleiben.«
Phillip seufzte. »Das sehe ich zwar anders, aber gut, wenn du der Meinung bist, Jake das zu verschweigen, ist es deine Entscheidung. Und nun? Was erwartest du von mir?«
»Ich möchte Benjamin zu mir holen. Ich will nicht, dass Olivia ihn großzieht.«
»Du weißt also von der Hochzeit?«
»Ja, und obwohl ich denke, dass Benjamin es auf Magnolia Haven an nichts fehlen wird, will ich ihn nicht in den Händen dieser Frau wissen. Ich möchte allerdings eine einvernehmliche Regelung mit Jake treffen, ihm zuliebe, und auch Benjamin zuliebe. Ich habe versucht, Kontakt zu Jake aufzunehmen, doch er will mich weder sehen noch mit mir reden. Vielleicht kannst du vermitteln, und ihn zumindest zu einem Gespräch bewegen, von mir aus gerne hier in deinem Beisein.«
Nachdenklich rieb Phillip sich am Kinn. »Sicher, das kann ich, und das werde ich gerne tun. Sollte es allerdings auf einen Sorgerechtsstreit herauslaufen, muss dir klar sein, dass ich auf Jakes Seite stehen werde, obwohl ich deine Beweggründe durchaus verstehen kann.«
»Natürlich, das weiß ich. Ich hoffe, dass es erst gar nicht so weit kommt. Das Letzte, was ich möchte, wäre Jake vor ein Gericht zu zerren, allein schon wegen …«, sie stockte kurz und fuhr dann fort: »Falls er nicht bereit ist, sich mit mir zu einigen, werde ich Benjamin bei ihm lassen, auch wenn es mir das Herz bricht. Ich will nicht, dass Jake Schwierigkeiten bekommt.«
Phillip hatte einen dicken Kloß im Hals, er räusperte sich und sagte leise: »Du liebst ihn wirklich sehr, oder?«
Es war weniger eine Frage, als mehr eine Feststellung, und Joanna senkte rasch den Kopf.
»Wirst du mit ihm sprechen?«
»Ich werde es versuchen, aber ich kann dir nichts garantieren.«
Sie nickte. »In Ordnung. Ich wohne in einer Pension in Millington, ich habe noch genug Geld, um für ein paar Tage dort zu bleiben. Ich gebe dir meine Handynummer, bitte ruf mich an, sobald du etwas weißt.«
Rasch schrieb sie ihm die Nummer auf einen Zettel und stand dann auf.
»Auf Wiedersehen, und danke, dass du dir die Zeit für mich genommen hast.«
Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Du bist eine wundervolle Frau, Joanna, und ich hoffe, dass Jake das auch begreifen wird.«
»Du wolltest mich sprechen?«
Jakes angespanntes Gesicht verriet, dass er bereits ahnte, worum es ging, also kam Phillip ohne Umschweife zur Sache.
»Joanna war hier.«
»Du bist
mein
Anwalt.«
»Richtig, und ich bin auch dein Freund, deswegen solltest du meinen Rat annehmen und mit ihr reden.«
»Ich wüsste nicht, worüber«, erklärte Jake abweisend. »Sie hat mich verlassen, und ich lege keinen Wert darauf, alte Dinge wieder aufleben zu lassen.«
»Herrje, sei doch nicht so stur«, Phillip schüttelte vorwurfsvoll den Kopf, »du liebst sie doch immer noch, denkst du nicht, du solltest über deinen Schatten springen? Es verlangt ja niemand, dass du ihr gleich um den Hals fallen musst, aber gib ihr wenigstens die Chance zu einer Aussprache. Vielleicht hatte sie ja ihre Gründe …«
»Das interessiert mich nicht«, fiel Jake ihm schroff ins Wort. »Was kann es schon für Gründe geben, kurz vor der Hochzeit abzuhauen und ihren eigenen Sohn im Stich zu lassen? Ich habe sie auf Händen getragen, ich habe mich krumm und bucklig geschuftet, um uns etwas aufzubauen, und sie schleicht sich bei Nacht und Nebel davon. Was auch immer sie für Ausreden dafür haben mag, ich will es nicht wissen, verstehst du? Mein Leben ist gut, so wie es ist, und ich werde mich nicht wieder von ihr einwickeln lassen.«
Phillip seufzte. »Du wirst mit ihr reden müssen. Sie will Benjamin zu sich holen.«
»Nur über meine Leiche«, fuhr Jake ihn an und sprang auf. »Sie hat ihn einfach zurückgelassen, ein fünf Monate altes Baby, ohne jeden Skrupel. Damit hat sie ihr Recht auf ihn verwirkt. Was hat sie vor? Will sie das Sorgerecht einklagen? Bitte, nur zu. Ich werde ihr sämtliche Steine in den Weg legen, die ich nur finden kann, selbst wenn ich meinen letzten Cent für ein Heer von Anwälten ausgeben muss, das schwöre ich dir.«
»Jetzt komm mal wieder runter«, beschwichtigte Phillip ihn. »Sie wird nicht vor Gericht gehen, auch dann nicht, wenn du zu keiner einvernehmlichen Regelung bereit bist.«
»Was?« Irritiert schaute Jake ihn an. »Ich denke, sie will Benjamin? Sie wird ihn auf anderem Wege nicht bekommen.«
»Du weißt, was eine gerichtliche Auseinandersetzung zur Folge hätte. Benjamins Geburtsdatum,
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