Magnolia Haven 03 - Abendrot
Joannas Geburtsdatum, der Zeugungszeitpunkt – du würdest dich damit selbst ans Messer liefern.«
Jake wurde blass. »Darauf läuft es also hinaus«, sagte er tonlos. »Sie will mir die Pistole auf die Brust setzen.«
»Um Himmes willen, nein, das hast du völlig falsch verstanden. Joanna hat nicht die Ansicht dich zu erpressen, das würde sie niemals tun«, betonte Phillip eindringlich.
»Ich verstehe nicht …«
»Verdammt, Jake, bist du denn so schwer von Begriff? Sie würde auf Benjamin verzichten, um dich zu schützen«, erklärte Phillip und fügte dann leise hinzu: »Vielleicht überlegst du dir noch einmal, ob du nicht doch mit ihr sprechen willst.«
10
Ein paar Tage vergingen, Tage, in denen Joanna sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen von Jake wartete. Phillip hatte sie zwar angerufen und ihr mitgeteilt, dass Jake nicht zu einem Gespräch bereit sei, aber sie hatte die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben.
Sie hatte in der Bar angerufen und ihren Urlaub verlängert, und hatte kurz mit Brian telefoniert, um ihm Bescheid zu sagen, dass sie länger als geplant in Millington bleiben würde.
Das Warten und Herumlungern stellte ihre Geduld auf eine harte Probe, die einzigen Lichtblicke waren Marthas tägliche Besuche mit Benjamin.
Wenn Joanna ihren kleinen Sohn in den Armen hielt, konnte sie wenigstens vorübergehend all ihre Sorgen vergessen. Sie schmuste und spielte mit ihm, und wenn er sie fröhlich glucksend anlachte, wusste sie, dass ihre Beziehung zu Jake kein Fehler gewesen war. Benjamin war das wundervolle Produkt dieser Liebe, und sie bereute es keine Sekunde.
An einem Mittag, kurz, nachdem Martha mit Benjamin wieder gegangen war, klopfte es an Joannas Zimmertür. In der Annahme, es sei Martha, die etwas vergessen habe, öffnete sie und prallte erschrocken zurück.
»Jake.«
Ihre Stimme war nur ein Flüstern, sie wurde kreidebleich und machte unwillkürlich ein paar wackelige Schritte rückwärts.
Er folgte ihr, schloss die Tür, blieb dann stehen und musterte sie schweigend. Seine Miene war ausdruckslos, keine Regung ließ erkennen, was in ihm vorging. Wie früher war er völlig in Schwarz gekleidet, und zusammen mit den dunklen Ringen unter seinen Augen und dem Schatten seines Bartes sah er genauso düster aus wie an ihrem ersten Tag auf Magnolia Haven.
»Wie … wie hast du mich gefunden?«, brachte sie schließlich heraus, als sie sich ein wenig gefangen hatte.
»Ich bin Martha gefolgt«, erklärte er kühl. »Nachdem ich festgestellt habe, dass sie seit einer Woche immer um die gleiche Zeit mit Benjamin weggefahren ist, dachte ich mir, wen sie besucht.«
»Du hättest nicht herkommen müssen«, murmelte Joanna unsicher. »Ein Anruf hätte gereicht.«
Spöttisch hob er eine Augenbraue. »Ich wollte dir lieber ins Gesicht sehen, wenn du mir deine Ausreden für dein Verschwinden auftischst.«
»Ich habe keine Ausreden«, sagte sie leise. »Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, aber das war nie meine Absicht. Ich bin gegangen, weil ich dir nicht im Wege stehen wollte. Du gehörst nach Magnolia Haven, und nicht auf eine heruntergekommene Farm, auf der du dich zu Tode schuften musst.«
»Und das ist dir so plötzlich eingefallen, ja?«
»Ich habe doch gemerkt, wie unglücklich du warst, als du die Baumwolle nicht verkaufen konntest. Du hast dir Sorgen gemacht, wie es weitergehen soll, und ich wollte nicht, dass du eines Tages mir die Schuld daran gibst, dass du von der Hand in den Mund leben musst.«
»Du hättest mit mir reden können, anstatt einfach abzuhauen«, entgegnete er aufgebracht.
»Du wärst nie nach Magnolia Haven zurückgekehrt, wenn ich dich nicht verlassen hätte.«
Er verzog die Mundwinkel zu einem mokanten Lächeln. »Tja, ich bin dort, du hast dein Ziel erreicht, Glückwunsch. Und was erwartest du nun von mir? Dass ich dich mit offenen Armen empfange und wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben, als ob nichts gewesen wäre?«
»Deswegen bin ich nicht hier«, erwiderte sie spröde.
»Ach so, ich vergaß. Natürlich brauchst du mich jetzt nicht mehr, du hast ja einen neuen Lover, der sich um dich kümmert.«
Der sarkastische Ton in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken.
»Was? Ich … ich habe keinen Lover.«
»Geliebter, Verehrer, Bettgefährte, wie auch immer du den Kerl nennen willst, mit dem du zusammenlebst«, fuhr er fort. »War er der Grund, weshalb du mich verlassen hast? Kann er dir mehr bieten als ich?«
»Brian ist mein Mitbewohner und sonst
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