Magnolia Haven 03 - Abendrot
ich.«
»Und was willst du jetzt machen?«
Joanna zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Aber ich werde meinen Sohn nicht der Obhut dieser Frau überlassen, ich werde einen Weg finden, auch wenn Jake sich querstellt.«
Nachdem Martha gegangen war, mit dem Versprechen, am nächsten Tag wieder mit Benjamin vorbeizukommen, dachte Joanna einen Moment darüber nach, was sie nun tun sollte.
Erneut kam ihr der Gedanke an einen Anwalt in den Sinn, und im gleichen Augenblick fiel ihr plötzlich Phillip Carlisle ein. Mit zitternden Fingern kramte sie die Visitenkarte hervor, die Jake ihr damals in Nashville gegeben hatte, und die sie seitdem immer in ihrem Portemonnaie aufbewahrt hatte.
»Wenn irgendetwas sein sollte, kannst du dich jederzeit an ihn wenden«, hatte Jake gesagt.
Vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem sie seine Hilfe in Anspruch nehmen konnte.
Sie überlegte kurz, ob sie ihn anrufen sollte, entschied sich dann aber dafür, direkt in die Kanzlei zu fahren. Zum einen hatte sie keine Zeit, um auf einen Termin zu warten, zum anderen war sie sich nicht sicher, ob Phillip sie nicht abwimmeln würde, immerhin war er Jakes Freund.
Wenig später war sie unterwegs nach Memphis, und es dauerte nicht lange, bis sie die Straße gefunden hatte, die auf der Karte angegeben war.
Sie stellte den Wagen ab und betrat das Bürogebäude.
Im Vorzimmer der Kanzlei wandte sie sich an die Frau hinter dem Schreibtisch.
»Guten Tag, ich möchte zu Mr. Carlisle.«
»Haben Sie einen Termin?«
»Nein, doch ich bin gerne bereit zu warten, bis er ein paar Minuten erübrigen kann, es ist sehr dringend.«
In diesem Moment ging die Tür zu Phillips Büro auf und er streckte den Kopf heraus.
»Mrs. Wheeler, suchen Sie mir bitte …« Abrupt brach er ab. »Joanna?«
»Phillip, ich weiß, ich hätte mich anmelden sollen, aber …«
»Schon gut.« Er schaute kurz auf die Uhr. »Ich brauche noch etwa eine halbe Stunde, wenn du so lange wartest, habe ich dann Zeit für dich.«
Joanna nickte, und er wandte sich an seine Sekretärin. »Verschieben Sie meine restlichen Termine für heute, und bringen Sie Miss Shepherd eine Tasse Kaffee.«
Mit einem aufmunternden Lächeln in Joannas Richtung verschwand er wieder in seinem Büro, und sie setzte sich in einen der bequemen Ledersessel, die im Vorzimmer standen.
Tatsächlich dauerte es gerade mal zwanzig Minuten, bis Phillip sich von seinem Mandanten verabschiedete und sie mit einer Handbewegung in sein Arbeitszimmer bat. Er bot ihr einen Platz auf der Couch an, ließ sich ihr gegenüber nieder und musterte sie einen Moment schweigend.
»Jake hat mir einmal gesagt, ich könnte mich an dich wenden, falls etwas sein sollte«, begann Joanna zögernd. »Ich weiß, dass du sein Freund bist, und wenn du mich wieder wegschickst, kann ich es verstehen. Aber ich brauche deine Hilfe, oder wenigstens einen Rat.«
»Keine Angst, ich werde dich nicht wegschicken, zumindest nicht, bevor ich mir angehört habe, worum es geht. Sollte ich danach das Gefühl haben, dass es einen Interessenkonflikt gibt, werde ich dir das sagen, in Ordnung?«
Sie nickte. »Okay. – Ich nehme an, dass du im Bilde bist, über das, was passiert ist?«
»Ja, ich kenne Jakes Variante der Geschichte. Wie wäre es, wenn du mir deine erzählst?«
»Ich … wirst du mit Jake darüber sprechen?«
Phillip schüttelte den Kopf. »Nein, nur wenn du es möchtest. Ansonsten unterliegt alles, was hier besprochen wird, der Schweigepflicht.«
Zögernd fing Joanna an zu schildern, was in Texas geschehen war. Sie berichtete von Samuel Prescotts Anruf, von Jakes Verhalten, als er aus Dallas zurückgekehrt war, und von ihrer Entscheidung, ihn zu verlassen. Sie legte ihm die Gründe für ihren Entschluss dar, und als sie geendet hatte, bemerkte sie, dass er Mühe hatte, die Fassung zu bewahren.
»Um Himmels willen Joanna«, sagte er schockiert, »warum hast du Jake nichts von diesem Telefonat erzählt?«
»Nein«, abwehrend hob sie die Hände, »das wollte ich nicht, und ich möchte dich bitten, das niemals zu erwähnen, er darf auf keinen Fall davon erfahren.« Phillip wollte etwas sagen, doch sie fuhr fort: »Er hat meinetwegen schon genug Ärger gehabt, ich bin schuld daran, dass Tom versucht hat, ihm Magnolia Haven wegzunehmen, sollte ich ihn denn auch noch gegen seinen Vater aufbringen? Außerdem weiß ich, dass Samuel Prescott das nur in Jakes Interesse getan hat, und er hat recht damit – es wäre egoistisch von mir
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