Magnolia Haven 03 - Abendrot
anders aus, sonst hätte ich mich nie darauf eingelassen, dich zu heiraten. Ich habe dich wirklich sehr gern, und deinen Sohn ebenfalls, und ich bin bereit alles zu tun, um dir eine gute Frau zu sein. Wenn du es nur zulassen würdest, könntest du mich eines Tages vielleicht auch ein kleines bisschen lieben.«
»Es tut mir leid, doch das wird nicht passieren«, erklärte er bestimmt. »Also lass uns das Ganze bitte regeln wie zwei erwachsene Menschen.«
»Was wird mit Benjamin?«, versuchte sie es erneut. »Er braucht eine Mutter, und du wirst sicher nicht wollen, dass man irgendwann auf ihn zeigt, weil sein Vater … du musst ihn schützen, und dich ebenfalls.«
Nervös spielte Jake mit dem silbernen Brieföffner herum, ließ ihn durch die Finger gleiten und bohrte kleine Löcher in die Schreibtischunterlage. Dieses Gespräch gestaltete sich nicht so leicht, wie er angenommen hatte. Es widerstrebte ihm, Olivias Gefühle zu verletzen, so wenig sie ihm auch bedeutete. Zum wiederholten Male bereute er, dass er sich auf diese idiotische Sache eingelassen hatte. Doch er hatte es getan, und jetzt musste er zusehen, wie er aus dieser Geschichte wieder herauskam.
»Olivia, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du mir deine Hilfe und Unterstützung angeboten hast«, betonte er ruhig. »Aber ich denke, es werden sich andere Mittel und Wege finden lassen, mit den Umständen fertig zu werden, auch ohne dass wir an dieser Verbindung festhalten. Also mach es mir bitte nicht schwerer, als es ohnehin schon ist, und willige in eine Annullierung ein.«
Sie merkte, dass sie ihn von seiner Entscheidung nicht abbringen konnte, und eine unbändige Wut stieg in ihr auf. Vermutlich wartete diese kleine Schlampe nur darauf, dass sie das Feld räumte, damit Jake ihr seinen Ring an den Finger stecken konnte. Bei dem Gedanken, dass Joanna wieder hier auf Magnolia Haven auftauchen und dann zusätzlich noch an Jake Seite leben würde, stieg Hass in ihr auf. Nein, so leicht würde sie es diesem Miststück nicht machen, sich Jake erneut unter den Nagel zu reißen.
»Tut mir leid Jake«, sagte sie mit erzwungener Ruhe, »aber das kann ich nicht. Ich habe dieses Eheversprechen nicht leichtfertig abgegeben, und ich werde es auch nicht leichtfertig zurücknehmen. Mir bedeutet unsere Ehe etwas, und ich hoffe, dass du ebenfalls irgendwann einsehen wirst, dass es das Beste für alle ist.«
Sie ignorierte sein überraschtes Gesicht, stand auf und ging zur Tür.
Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis Jake seine Verblüffung überwunden hatte. Er schmiss den Brieföffner auf den Tisch und sprang auf.
»Olivia, verdammt«, rief er ihr, entgegen seiner guten Vorsätze, ruhig zu bleiben, aufgebracht hinterher, »wie kannst du nur so unvernünftig sein? Hast du so wenig Stolz, dich einem Mann an den Hals zu werfen, der dich nicht liebt?«
Sie drehte sich um und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Du bist unvernünftig, Jake«, erwiderte sie gedehnt. »Immerhin hat dein Stolz dich auch nicht daran gehindert, dich mit einer Minderjährigen einzulassen.«
12
Nach einer weiteren gemeinsamen Nacht, in der Joanna schlaflos in Jakes Armen gelegen und sich die größten Sorgen gemacht hatte, waren sie am anderen Morgen unterwegs nach Memphis zu Phillip Carlisle. Während Jake und Joanna schweigend ihren Gedanken nachhingen, saß Benjamin hinten in seinem Kindersitz und brabbelte fröhlich vor sich hin.
Als sie das Vorzimmer der Kanzlei betraten, kam Phillip freudestrahlend auf sie zu.
»Na, wenn das nicht meine Lieblingsfamilie ist«, begrüßte er sie lachend. »Ihr wisst ja gar nicht, wie sehr ich mich freue, euch wieder zusammen zu sehen.«
Er beschäftigte sich einen Augenblick mit Benjamin, dann schob er Jake und Joanna in sein Büro.
»Jetzt macht nicht so finstere Gesichter, wir werden das alles irgendwie regeln«, versprach er, nachdem Mrs. Wheeler Kaffee serviert hatte.
»Ich fürchte, das wird nicht so einfach«, brummte Jake, »ich habe dir gestern am Telefon ja schon berichtet, dass Olivia sich querstellt.«
»Das wird ihr nicht viel nutzen«, erklärte Phillip unbekümmert, »du kannst immer noch die Scheidung einreichen.«
Jake schnaubte. »Das kann ja ewig dauern.«
»Das kommt ganz darauf an. In beiderseitigem Einvernehmen, zum Beispiel wegen unüberwindbarer Differenzen, wären es höchstens sechzig Tage. Da das jedoch offenbar nicht möglich ist, müssten wir vor Gericht gehen, und da liegt die Zeitspanne zwischen sechs
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