Magnolia Haven 03 - Abendrot
gerne von dir aushalten lassen. Ich könnte mit Benjamin in New Orleans bleiben, bis die Scheidung durch ist, und du könntest uns an den Wochenenden besuchen.«
»Das kommt gar nicht infrage«, brauste er auf. »Denkst, du ich lasse dich jetzt wieder gehen? Und ich möchte auch Benjamin bei mir haben, es reicht mir nicht, euch einmal in der Woche für ein paar Stunden zu sehen.«
Joanna schmunzelte und strich ihm liebevoll eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. »Abgesehen von der Tatsache, dass da auch noch Brian ist, stimmt‘s?«
»Ja, das auch«, brummte er widerstrebend. »Tut mir leid, aber du hast dir nun mal so einen eifersüchtigen Kerl ausgesucht, damit musst du leben.«
»Oh, wenn es immer so endet wie vorgestern Mittag, nehme ich das gerne in Kauf«, neckte sie ihn und stupste spielerisch ein paar Mal mit ihrer Hüfte gegen seinen Unterkörper.
»Jo«, stöhnte er leise und zwickte sie in die Taille, »hör auf mich vom Thema abzulenken.«
Sie balgten sich eine Weile herum, dann wurde er wieder ernst. »Okay, wenn du nicht möchtest, dass ich die Wohnung bezahle, biete ich dir einen Job in der Firma an. Du könntest für mich arbeiten, kannst hier in der Nähe bleiben, und wir können uns täglich sehen.«
»Für dich arbeiten?« Sie hob eine Augenbraue. »Beinhaltet das etwa auch irgendwelche gemeinsamen Geschäftsreisen?«
Jake grinste. »Ich denke, das lässt sich einrichten. Also – was hältst du davon?«
»Scheint so, als ob du nicht eher aufgibst, bis ich einverstanden bin, oder?« Ein Nicken war die Antwort und sie seufzte. »Sie sind ein ziemlich harter Verhandlungspartner, Mr. Prescott.«
»Stimmt Miss Shepherd«, er zog sie wieder enger an sich, »allerdings sind Sie daran nicht ganz unschuldig.«
Ein paar Wochen später hatte Joanna eine Wohnung in der Cross Creek Apartmentsiedlung in Millington gemietet. Sie bestand aus einem kombinierten Wohn- und Essraum mit offener Küche, einem Schlafzimmer und einem Bad. Ein weiterer kleinerer Raum, der eigentlich als Arbeitszimmer gedacht war, diente als Kinderzimmer für Benjamin. Es gab eine kleine Veranda, alles war voll möbliert und mit einem Preis von 785 Dollar erschwinglich. Zu der geschlossenen Appartmentanlage gehörten unter anderem ein Einkaufszentrum, ein Swimmingpool und ein Spielplatz, und Joanna war rundum zufrieden.
Ihren Job in der Bar in New Orleans hatte sie gekündigt, und auch ihr Zimmer bei Brian, der sie nur schweren Herzens gehen ließ.
»Ich wünsche dir alles Gute, Coco«, hatte er beim Abschied gesagt, »ich werde dich vermissen.«
»Vielleicht kommst du uns ja einmal besuchen, wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt«, hatte sie ihm versprochen.
Wie vereinbart hatte Jake ihr einen Job in der Firma gegeben, und so arbeitete sie nun in der Buchhaltung der ‚Prescott Cotton Company‘.
Die Abende und Wochenenden verbrachten sie so oft wie möglich gemeinsam. Jake hatte dann stets Benjamin dabei, sie gingen mit ihm auf den Spielplatz oder unternahmen kleinere Ausflüge in die Umgebung. Sie lebten beinahe wie eine richtige Familie, und obwohl sich das alles heimlich abspielte, war Joanna einigermaßen zufrieden. Manchmal hatte sie ein mulmiges Gefühl, doch wenn sie dann Jake und Benjamin beim Spielen zusah, war sie froh, die beiden bei sich zu haben, und schob die finsteren Gedanken beiseite.
Ihre Bedenken waren jedoch nicht unbegründet, denn es dauerte nicht lange, bis Olivia herausfand, wo Jake seine Freizeit verbrachte.
Seit dem Gespräch in der Bibliothek hatte er das Thema Trennung nicht mehr angesprochen, und so war sie davon ausgegangen, dass er es sich anders überlegt hätte. Doch dann waren die Scheidungspapiere zugestellt worden, und ihr wurde bewusst, dass er die Sache durchziehen würde. Nach wie vor war sie davon überzeugt, dass Joanna ihre Finger im Spiel hatte, und als sie feststellte, dass Jake oft ganze Nächte außer Haus verbrachte, ahnte sie, mit wem er sich traf.
Eines späten Nachmittags folgte sie ihm. In gebührendem Abstand fuhr sie hinter seinem Jeep her, und sah ihn zusammen mit Benjamin in der Cross Creek Apartmentsiedlung verschwinden. Sie stellte ihren Wagen ab und streifte über das weiträumige Gelände, und es dauerte nicht lange, bis ihre Vermutung bestätigt wurde. Dort saß Jake im Sandkasten, Benjamin hatte er auf dem Schoß, und hinter ihm auf der Umrandung, als wäre es das Natürlichste von der Welt, hockte dieses kleine Miststück und hatte ihre Arme um
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