Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
hoben nur kurz den Kopf. »So kann man es wohl nennen. Allerdings ist es keine Schatzkarte im eigentlichen Sinn. Eher eine Art Reiseführer.«
Staunend sahen sich die Mädchen die Karte an. Es war eine Landkarte, in die so interessante Orte wie Alibabas Räuberhöhle, Atlantis, oder das Labyrinth des Minotaurus eingezeichnet waren.
»Dann gibt es all diese Orte wirklich?«, fragte Magnolia begeistert.
»Sicher, Lämmchen«, schmunzelte ihre Tante. »Oder hast du geglaubt, jemand hätte sich die Geschichten darüber bloß ausgedacht?«
Ehrlich gesagt war es genau das, was Magnolia glaubte. Trotzdem schüttelte sie den Kopf.
»Was mich ein wenig beunruhigt«, sagte Runa, »auch der Kyffhäuser ist hier ganz deutlich eingezeichnet.«
»Das war zu erwarten. Schließlich schläft König Barbarossa dort seit vielen hundert Jahren.« Linette machte sich keine Sorgen. »Solange niemand von den Faltern des Lichts erfährt, ist alles gut.«
Durch das Lesen der magischen Landkarte verging die Zeit wie im Flug. Bald wurde es wieder dunkel und als Magnolia am nächsten Morgen erwachte, war am Horizont tatsächlich Land zu sehen.
»Was ist das für eine Küste?«, erkundigte sie sich.
»Das ist die Küste von Irland«, antwortete ihre Tante. »Bald haben wir es geschafft.«
Dann war es endlich so weit. Sie hatten die britischen Inseln und den Ärmelkanal hinter sich gelassen. Und fuhren in zügigem Tempo der Heimat entgegen.
Menschen, die ihren Ballon erblickten, staunten über das altertümliche Gefährt und manche holten sogar Ferngläser, um sich den historischen Ballon genauer anzusehen.
Runa und Linette standen an der Reling und strahlten wie zwei Glückskekse um die Wette.
»Ich komme mir vor wie der erste Ballonfahrer«, gestand Tante Linette freudestrahlend. »Schau nur, wie die Leute gucken.«
»Sie würden auch gucken, wenn du einen Blitz aus deinem gestreckten Zeigefinger schleudern würdest«, sagte Magnolia trocken.
»Das stimmt. Der Unterschied ist nur, dass sie jetzt gucken dürfen.«
Was Tante Linette genoss, fanden Magnolia und Jörna nur peinlich. Sie hassten es, durch Ferngläser betrachtet zu werden, und setzten sich deshalb auf den Boden des Korbes.
»Seht mal. Da ist Rauschwald!«, rief Tante Linette plötzlich und deutete auf eine Ansammlung von roten Dächern, die in der Sonne aufblitzten. Sofort sprangen die Mädchen auf.
»Da ist die Kirche!«, rief Magnolia. »Und dahinten ist unsere Schule und da drüben, das ist die Apotheke. Leider kann man das Regenfass von hier oben nicht sehen!«
Lautlos glitt der Ballon über die kleine Stadt und weiter über den ewig rauschenden Fichtenwald, dem sie ihren Namen zu verdanken hatte.
»Wollen wir nicht endlich landen?«, fragte Magnolia verwundert.
»Noch nicht!« Ihre Tante schüttelte den Kopf. »Zuerst wollen wir den Beryll loswerden. Pestilla erwartet uns.«
»Wir fliegen noch zu Pestilla?«
Runa und Linette nickten entschlossen. »Unsere Aufgabe ist erst dann beendet, wenn wir den Beryll abgegeben haben und die Flasche, in der die Falter des Lichts gefangen sind, gefunden wurde.«
»Prima!«, erklärte Jörna sofort. »Nachdem wir es so weit geschafft haben, möchte ich auch wissen, wie die Sache ausgeht.« Sie war sehr froh, noch nicht zuhause abgesetzt zu werden.
Magnolia stimmte ihr aus vollem Herzen zu. Das Abenteuer ging weiter! Und gegen ein bisschen Ablenkung hatte sie ganz gewiss nichts einzuwenden.
Sechsundzwanzigstes Kapitel
Der schlafende König
»Moment mal!«, meldete sich Jeppe zu Wort. Ihm war immer noch übel und er hatte die Nase von dieser grässlichen Reise gestrichen voll. »Unterbrecht mich, wenn ich etwas falsch verstanden habe! Es reicht nicht, dass wir diese blöde Brille zurückbringen. Unsere Reise ist noch immer nicht zu Ende?« Angriffslustig schaute der Kobold in die Runde.
»Du hast es erfasst, Goldputzer«, bestätigte Runa.
»Tatsächlich? Na, dann viel Spaß, aber ohne mich! Lasst die verdammte Leiter runter! Mir ist völlig egal, ob in diesem Brotkorb schon einmal Merlins Hintern gesessen hat, ob wir irgendein verstaubtes Kleinod an Bord haben oder ob die Welt untergeht. Ich will hier raus, und zwar jetzt! Verstanden?«
Mit einem Satz saß der Kobold auf der Reling. Im nächsten Moment schaute er erschrocken in die Tiefe und ruderte wild mit den Armen. Hätte Linette nicht blitzschnell zugepackt, Jeppe wäre geradewegs aus dem Korb gefallen.
»Wir landen unter keinen Umständen. Oder glaubst du,
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