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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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dicke Tauben. Sie alle waren mit glitzernden Glassplittern verziert und hatten so schöne Namen wie »Schwalbentanz«, »Endstation Sehnsucht«, »True Love« oder »Sternenglimmer«.
    Natürlich gab es auch Düfte für die Herren. Die hießen dann »Yedi-Ritter«, »Venusfalle« oder »Sturzflug«.
    Magnolia öffnete den Flakon, der »Schwalbentanz« hieß und war wie hypnotisiert. Was sie roch, war kein Duft, sondern ein berauschendes Gefühl. Augenblicklich stiegen in ihr Erinnerungen an endlose warme Sommer auf. Tage voller Sorglosigkeit und grillenzirpender Vollmondnächte.
    »Wow!«, staunte sie.
    »Riech mal diesen!« Jörna hielt ihr die »Endstation Sehnsucht« unter die Nase. Magnolia schnüffelte. Dieser Duft tat beinah weh. Nicht, weil er so scheußlich roch, sondern weil er so wundervoll war. Wie der Name des Parfüms versprach, stieg eine unendliche Sehnsucht in ihr auf, so süß, so schwer! Schnell schob sie den Duft zur Seite. Jörna war nicht zu bremsen. Schon hatte sie das nächste Fläschchen in der Hand.
    »Dieser hier heißt ›Rodeo‹. Ist ein Herrenduft. Willst du den auch mal riechen?«
    Magnolia kicherte. »Nicht nötig«, sagte sie. Dann entdeckte sie eine schmale Holztreppe, die auf eine Galerie hinaufführte. »Warst du schon oben?«, fragte sie.
    »Da sind nur Bücher«, antwortete Jörna. »Lauter alte Schinken.« Sie schnupperte am nächsten Fläschchen. »He, es gibt auch Raumdüfte. Dieser hier heißt ›Kassenschlager‹.«
    Magnolia sah sich in dem Laden um. Ihr Blick fiel auf einen kleinen, runden Mann mit ernstem, fast verschlossenem Gesicht. Er stand an der Kasse und tütete gerade zwei Parfümfläschchen ein.
    »Das muss Meister Schnuck sein«, flüsterte Magnolia und deutete unauffällig mit dem Kopf in seine Richtung.
    »Den hätte ich mir anders vorgestellt«, sagte Jörna. »Eher wie Meister Eder vom Pumuckel, du weißt schon.«
    Magnolia kicherte. »Er macht ein gutes Geschäft.« Dann seufzte sie. »Ich würde mir auch gerne eins von diesen Parfüms kaufen. Aber fünfundvierzig Euro sind einfach nicht drin.« Jörna stellte den »Flug der Krähe« zurück ins Regal. »Es wird Zeit, dass die drei Spinnerinnen endlich aufkreuzen«, sagte sie.
    »Du hast es gut«, seufzte Magnolia. »Von dem Zeug in Tante Linettes Garten gehört mir kein einziger Stängel.«
    »Sicher schenkt sie dir ein paar Fäden«, meinte Jörna »Und wenn nicht, spendiere ich dir eine Garnrolle von meinem Anteil.«
    »Ich nehme dich beim Wort«, lachte Magnolia und gab Jörna einen Klaps auf den Arm.
    »Tu das, aber jetzt lass uns gehen. Ich muss noch ein Geschichtsreferat vorbereiten.« Die Mädchen drängten sich aus dem Laden und machten sich mit leeren Händen auf den Heimweg.

Sechstes Kapitel
Ein schwarzes Zicklein

    »Schade, ich hätte mir so gerne eins von diesen Parfüms gekauft«, seufzte Magnolia. Sie waren auf dem Weg zu ihren Besen, die unter der Brücke auf sie warteten.
    »Nicht nur du!«, brummte Jörna. »›Endstation Sehnsucht‹, klingt das nicht romantisch?« Magnolia nickte.
    Seite an Seite liefen sie über die steinerne Brücke und sahen sich dabei unauffällig um. Sie mussten vorsichtig sein. An einem Tag, an dem ganz Rauschwald auf den Beinen war, war es nicht einfach, ungesehen unter einer Brücke zu verschwinden. Als sie schließlich sicher waren, dass niemand sie beobachtete, sprangen die Mädchen über die steinerne Mauer und rutschten die steile Böschung hinunter.
    »Geschafft!«, murmelte Magnolia. Sie wollte gerade nach ihrem Besen pfeifen, als sie einen dunklen Schatten auf dem Wasser bemerkte. Wie angewurzelt blieb sie stehen, und Jörna stieß sich prompt die Nase an ihrer Schulter. »He!«
    Magnolia legte den Finger auf die Lippen. Neugierig lugte Jörna über ihre Schulter und bekam einen Schreck. »W…was sucht die denn hier?«, stotterte sie.
    Dieselbe Frage stellte sich Magnolia auch. Denn direkt vor ihnen, gut versteckt vor fremden Blicken, lag die schwarze Gondel. Ein Schauer huschte ihr über den Rücken. Sie hatte absolut keine Lust, Milauro unverhofft gegenüberzustehen. Und schon gar nicht in einer Situation, die ihn vielleicht in Erklärungsnot brachte.
    »Schnappen wir uns die Besen, und dann nichts wie weg«, flüsterte sie.
    Da sie es nicht wagten, nach ihren Besen zu pfeifen, pirschten sich die Mädchen leise an den Busch heran, hinter dem sie Huckebein und Baldur versteckt hatten. Glücklicherweise waren die Besen noch da! Sie wollten gerade

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