Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
Tankstelle. Also auf einer Strecke von zweihundert Metern.‹«
»Und niemand hat etwas bemerkt?«
»Nee, denn genau um diese Zeit zog vom Wald eine Nebelbank heran. Die Suppe war angeblich so dick, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte.«
»Eine Nebelbank im Sommer, zur Mittagszeit?« Magnolia kroch eine Gänsehaut über den Rücken.
Auch die anderen waren still geworden. Jeder stellte sich vor, wie die Nebelwand Rainer Kolbe verschluckte.
»Was ist denn hier los!? Ihr seht aus, als hätte man euch die Schokolade geklaut«, stellte Biggi fest, die von zu Hause erst noch Geld geholt hatte. »Ist irgendjemand gestorben?«
»Bloß verschwunden«, sagte Merle düster.
»Ach so, ihr habt die Umschau gelesen. Wenn ihr mich fragt: Die sind auf und davon. Rauschwald ist eben ein Kaff … Soll ich euch mal was auf die Ohren geben, damit ein bisschen Stimmung aufkommt?« Die anderen sahen sie irritiert an.
Biggi lachte. »Was guckt ihr denn so? Also noch mal für Dumme! Wollt ihr Musik hören?«
»Aua!«, stöhnte Magnolia. »Bitte hör auf, witzig zu sein, Birgit.«
»Meinetwegen.« Biggi steckte eine Münze in die Musikbox und wählte einen alten Schmachtfetzen.
»Habt ihr übrigens schon gehört? Der Termin für das Spätsommerfest steht endlich fest. In zehn Tagen ist es soweit.«
»Klar!«, rief Birte, »und endlich dürfen auch die siebten Klassen dabei sein. Ist das nicht super?«
»Ist es. Und ihr könnt sicher sein, ich werde meine coolsten Klamotten anlegen.« Die gedrückte Stimmung war verflogen und alle redeten durcheinander.
»Für euch die Gelegenheit, Supermann Leander aus nächster Nähe anzuschmachten«, spottete Daniel. »Vielleicht schenkt er euch ja einen gnädigen Blick.«
»Oh verflixt, schon halb zwei. Ich muss los, meine Mutter wartet mit dem Essen!«, rief Merle plötzlich.
»Ich muss auch gehen, kommst du mit Magnolia?« Birte packte ihre Sachen zusammen.
»Logo«, sagte Magnolia und schlürfte die Reste ihres Milchshakes durch den Strohhalm.
»Beehrt mich bald wieder«, rief Angelo ihnen nach, während er über den Tisch wischte, an dem sie gesessen hatten.
Herr Langboom stand auf der Treppe vor seiner Apotheke und polierte das goldene Messingschild neben der Eingangstür. Besorgtschaute er immer wieder die Straße hinab. Der Artikel in der Umschau hatte ihn stark beunruhigt. Als er Birte endlich kommen sah, huschte ein erleichtertes Lächeln über sein Gesicht.
»Hallo, Papa«, winkte Birte schon von Weitem und Magnolia hob ebenfalls grüßend die Hand. »Hast du schon auf mich gewartet?«
»Gewartet? Ähm, nein! Nein, ich habe grade das Schild geputzt, auf das mir so eine kleine Rotznase seinen Kaugummi geklebt hat.«
»Na, dann ist es gut«, Birte zwinkerte Magnolia zu. »Ich dachte schon, du hättest dir vielleicht Sorgen gemacht.«
»Nein, nein! Es ist reiner Zufall, dass ich hier stehe.« Herr Langboom wandte seine Aufmerksamkeit Magnolia zu. »Hallo, Magnolia! Schön, dich wieder einmal zu sehen. Möchtest du mit uns zu Mittag essen? Meine Frau würde sich sicher freuen.«
»Vielen Dank, lieber nicht«, erwiderte Magnolia. »Meine Tante hat sicher auch gekocht und wäre ärgerlich, wenn sie allein essen müsste. Am besten ich mache mich gleich auf den Weg. Schätze, wir sind sowieso spät dran.«
Zu Hause wartete Tante Linette nicht mit dem Essen. Sie saß an dem kleinen runden Tisch im roten Zimmer und polierte ihre Kristallkugel mit einem schwarzen Samthandschuh.
»Du bist spät dran«, stellte sie lediglich fest, als Magnolia mit zerzausten Haaren hereinkam.
»Die letzte Stunde ist ausgefallen und ich war mit ein paar aus meiner Klasse im ›Milky Way‹.«
»›Milky Way‹? Ist das nicht diese merkwürdige Eisdiele, die dem Bruder unseres Bankiers gehört?«
»Ich glaube schon«, sagte Magnolia und ließ sich auf einen Stuhl gegenüber plumpsen. »Daniel hatte die ›Umschau‹ dabei. Hast du sie gelesen?«
»Natürlich.«
»Und was sagst du zu der Sache mit Christina? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so einfach verschwindet. Noch dazu ohne ihren blöden Theo.«
Linette spuckte auf die Kugel und polierte sie sorgfältig.
»Sie ist sicher nicht freiwillig gegangen«, sagte sie. Christina stand gut im Futter, war kräftig und gesund. »Vielleicht hat da jemand einen Tipp bekommen.«
»Du vermutest also, dass der Graf dahintersteckt!«, rief Magnolia triumphierend. »Ich habe mir auch schon so etwas Ähnliches gedacht. Aber wer sollte ihm
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