Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
Knochen weh und sie beschloss, sich einen großen Becher »Jammere-nicht-Tee« zu kochen, bevor sie sich noch für zwei Stunden aufs Ohr legte.
Das Haus schlief genauso friedlich und still, wie bei ihrem Aufbruch.
Ein rascher Blick in den Turm überzeugte sie, dass Magnolia nicht das Geringste von ihrer Abwesenheit bemerkt hatte. Murmelnd drehte sich ihre Nichte auf die andere Seite und zog sich im Schlaf die Decke über den Kopf.
Linette verstaute ihre kostbaren Zutaten für den Verwandlungstrunk in einem kleinen Hängeschrank in der Küche und schloss ihn sorgfältig ab.
Dann setzte sie sich mit ihrem Becher »Jammere-nicht-Tee« in den Ohrensessel und legte die Beine hoch. Serpentina sprang schnurrend auf ihren Schoß.
»Ich werde alt, teure Freundin«, seufzte Linette, »um ein Haar hätte der Basilisk mich heute erwischt.«
Achtzehntes Kapitel
Das Milky Way
Magnolia schlief wie ein Stein, doch als ihre Tante sie am nächsten Morgen weckte, war sie alles andere als ausgeruht und gut gelaunt.
Müde wankte sie an den Waschtisch und griff anschließend ein paar Klamotten aus der Kommode, wie sie ihr gerade in die Finger kamen.
Das Ergebnis: orangefarbener Ringelpullover zu rosa Jeans und hellblauen Turnschuhen.
Das anerkennende »wie geschmackvoll du heute gekleidet bist« ihrer Tante hätte Magnolia an jedem anderen Tag stutzig gemacht. Heute hockte sie jedoch nur müde hinter dem Küchentisch und stopfte lustlos eine Portion süßer Haferflocken mit Milch in sich hinein.
»Ich verstehe überhaupt nicht, wieso ich mich als Hexe mit so einem Blödsinn wie Geometrie beschäftigen muss«, beschwerte sie sich. »Was einem das im Leben einmal bringen soll, versteht sowieso kein Schwein. Was hältst du davon, wenn ich die Schule schmeiße und dafür bei dir die doppelte Stundenzahl im Hexen belege?«
»Ich will dir sagen, was ich davon halte«, ereiferte sich Tante Linette. »Überhaupt nichts. In unserem Land gibt es so etwas wie eine Schulpflicht und die endet meines Wissens nicht vor der neunten Klasse.«
»Du hast gut reden. Du musst dir deinen Kopf ja auch nicht mit dem Satz des Thales vollstopfen und ich wette, eine Schulpflicht gab es zu deiner Zeit auch nicht.«
»Diese Wette gewinnst du und jetzt schwinge dich gefälligst auf dein Rad, sonst kommst du zu spät.«
Tante Linette drückte Magnolia einen Stapel Butterbrote in die Hand und schob sie aus der Tür.
Wie an jedem Morgen radelte Magnolia auf der Landstraße nach Rauschwald. Als sie auf den Marktplatz kam, wunderte sie sich über den Streifenwagen, der vor dem Hotel »Unter den Linden« parkte.
Kurz darauf hatte sie ihn vergessen, denn auf dem Schulhof und in den sonst so belebten Fluren der Schule herrschte gähnende Leere. Ein sicheres Zeichen, dass man zu spät war.
Zaghaft klopfte Magnolia an die Tür ihres Klassenzimmers und trat ein.
Frau Mümmel hatte bereits mit dem Englischunterricht begonnen, sie schätzte Störungen dieser Art überhaupt nicht.
»Ah, Magnolia, beehrst du uns heute Morgen doch noch mit deiner Anwesenheit!? Welchen guten Grund gibt es für deine Verspätung?«
»Ich habe verschlafen«, antwortete Magnolia wahrheitsgemäß.
»Ich habe nach einem guten Grund gefragt, Magnolia. Setz dich und halte uns nicht länger auf.«
Schnell huschte Magnolia auf ihren Platz.
»Oh là là, die Stahlmagnolie präsentiert sich heute wieder in einem ganz exklusivem Outfit«, lästerte Samantha gerade noch für alle hörbar. »Ich sollte mich in Sachen Mode von ihr beraten lassen.«
»Rosa zu orange«, jauchzte Stefanie entzückt. »Diesmal hat sie wirklich voll ins Klo gegriffen.«
»Ihr beiden solltet nicht nur Mode im Kopf haben«, rügte Frau Mümmel streng. »Samantha, komm bitte nach vorn an die Tafel und verblüffe uns mit deinem Wissen über unregelmäßige Verben.«
Samantha seufzte. Sie war in Englisch eine glatte Null.
Feixend lehnte Magnolia sich zurück. Sie hatte vor, Samanthas Auftritt gründlich zu genießen.
Dummerweise war nichts, was Samantha tat, wirklich peinlich. Charmant zelebrierte sie ihren Untergang und hatte die Sympathie der Klasse voll und ganz auf ihrer Seite.
»Ich kann es einfach nicht verstehen«, beklagte sich Magnolia später, als sie mit Birte über den Sportplatz schlenderte. »Bemerkt eigentlich niemand außer mir, was für eine aufgeblasene, dumme Pute Samantha ist? Alle hängen wie hypnotisierte Trottel an ihren Lippen. Du übrigens auch.«
»So ein Quatsch«, gab Birte beleidigt
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