Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
Hintern putzen oder kannst du nur den Schulweg nicht mehr allein bewältigen?«
Stefanie brach in albernes Gegacker aus.
»Ha, ha«, sagte Magnolia trocken. »Sollte doch ein Witz sein, oder? Wenn nicht, würde ich mich nämlich ärgern und dir die Maul- und Klauenseuche anhexen. Und diesem Lachsack gleich mit.« Sie deutete auf Stefanie.
Samantha und Stefanie wechselten einen vielsagenden Blick.
»Das hat dir dann sicher deine Tante beigebracht«, erwiderte Samantha und drehte Magnolia schnell den Rücken zu.
»Prima, ihr macht da weiter, wo ihr aufgehört habt. Mir hat euer Gezanke in der letzten Woche richtig gefehlt«, sagte Merle lachend und zog Magnolia an ihren Tisch. »Du hättest deine Schulsachen ruhig zu Hause lassen können. Wir müssen heute die Aula ausräumen. Hat Birte dir das nicht gesagt?«
Birte bekam einen roten Kopf und klopfte auf ihre eigenen Schulbücher. »Sorry, Magnolia, ich habe selber nicht daran gedacht.«
Spätestens am Freitag wusste Magnolia: Möbelpacker war nicht ihr Job. Sie hatten drei Tage lang hart gearbeitet und am Freitag Mittag sah es noch immer nicht danach aus, als könnte hier am Abend ein rauschendes Schulfest stattfinden.
An allen Ecken wurde geschraubt und gehämmert. Kabel wurden verlegt und Lautsprecherboxen geschleppt. Arbeiten, die von der Oberstufe übernommen wurden.
Dafür hatte Magnolia während der letzten Tage reichlich Gelegenheit gehabt, unauffällig schmachtende Blicke auf Leander zu werfen. Er sah so süß aus, wie er da auf der Klappleiter saß und farbige Glühlampen einschraubte. Das fand Birte übrigens auch und Merle und Samantha und Stefanie.
Um acht Uhr sollte das Fest beginnen. Um sechs Uhr bekam Magnolia keinen Bissen mehr herunter und um sieben stand sie vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und betrachtete angewidert ihr eigenes Spiegelbild.
War eigentlich noch nie jemandem aufgefallen, wie unnatürlich breit ihr Gesicht war? Ein blasser Pfannkuchen mit Sommersprossen.
Entschlossen griff Magnolia zu Eyeliner, Wangenrouge und Lippenstift. Das Ergebnis war niederschmetternd.
Der Eyeliner verlief unter den Augen, doch anstatt frisch und verführerisch auszusehen, wirkte Magnolia, als hätte sie zwei Nächte lang durchgezecht.
Und ihre rot geschminkten Lippen erinnerten auch eher an den glatzköpfigen Clown vom »Zirkus Mozzarella«, als dass sie zum Küssen einluden.
Sie fluchte so laut, dass Tante Linette sich schließlich ihrer erbarmte. »Schließ deine Augen«, befahl sie. Magnolia gehorchte.
Ein leises Klingeln wie von Silberglöckchen erfüllte den Raum. Dann spürte Magnolia etwas Feuchtes auf ihrer Haut. Kühle Hände strichen ihr sanft über Augen und Mund, ein Windstoß fuhr ihr durch die Haare und das Klingeln verhallte.
»Fertig«, sagte Tante Linette zufrieden.
»So schnell?« Magnolia öffnete vorsichtig die Augen.
Verblüfft starrte sie in den Spiegel.
Eine fremde Magnolia lachte ihr daraus entgegen. Dabei lachte sie doch gar nicht. Ihr Gesicht strahlte, winzige Goldreflexe betonten die Augen und ließen ihre Haut strahlen, die Haare fielen ihr weich ins Gesicht. Irgendwie war sie es und irgendwie auch nicht. Die Magnolia im Spiegel sah selbstbewusst und erwachsen aus.
»Bist du zufrieden?«, fragte Tante Linette.
Magnolia nickte stumm, dann stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Du bist wunderbar, Tante Linette«, flüsterte sie.
Wenig später war alles beim Alten. Tante Linette konnte einen mit ihrer Trödelei zur Weißglut bringen.
Schon seit einer Viertelstunde saß Magnolia auf ihrem Rad und wartete, während ihre Tante das Haus auf den Kopf stellte, weil sie nach einer Hosenklammer suchte.
»Du trägst doch einen Rock!«, rief Magnolia gereizt. »Diese Dinger sind für Bootcut-Hosen gedacht, damit man nicht in die Kette kommt.«
Mürrisch trat Linette aus der Haustür. »Sicher haben die Kobolde sie genommen. Sie mögen so silbrige, glänzende Sachen.«
Ohne ein Wort trat Magnolia in die Pedalen und fuhr los.
»Bitte bring mich nicht bis auf den Schulhof«, flehte sie, während sie Rauschwald entgegensausten.
»Bah«, machte Tante Linette, »aber ich hole dich um Punkt zwölf Uhr genau dort ab.«
»Okay.« Magnolia wusste, Widerstand war zwecklos.
Allein oder in kleinen Gruppen trafen die Schüler ein, sogar Autos und Motorräder parkten auf dem Schulhof.
»Endlich mal ein anständiges Schulfest ohne den üblichen Kinderkram wie Kreisspiele und Mord im Dunkeln«, dachte Magnolia zufrieden, während
Weitere Kostenlose Bücher