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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Magnus im darauffolgenden Jahr seinen Sommerurlaub vom College nutzte, um selbst Erkundigungen einzuziehen, hatte er herausgefunden, dass seine Stiefmutter ein hieb- und stichfestes Alibi hatte: Zum Todeszeitpunkt war sie mit einem Klimatechniker im Bett gewesen. Ein Umstand, den Stiefmutter und Polizei Magnus und seinem Bruder verschwiegen hatten.
    Die Kneipe füllte sich allmählich mit jüngeren Leuten, fast rempelten sie die frühen Trinker an, die nun nacheinander nach draußen in die Dämmerung schwankten. Eine Band nahm Aufstellung und begann kurze Zeit später zu spielen. Für ein nachdenkliches Bier war die Musik zu laut, deshalb verdrückte sich Magnus.
    Die zuvor so ruhigen Straßen waren jetzt gut gefüllt, es wimmelte vor jungen und nicht mehr ganz so jungen Leuten, herausgeputzt für einen Abend in der Stadt.
    Zeit fürs Bett, dachte Magnus. Als er die Tür zu seiner neuen Unterkunft öffnete, stand Katrín vor ihm. Sie trug schwarze Gothic-Klamotten, ihr Gesicht war weiß gepudert und mit unglaublich viel Metall verziert.
    »Hi«, sagte sie mit einem flüchtigen Lächeln.
    »Schönen Abend«, entgegnete Magnus auf Englisch. Irgendwie hatte er das Gefühl, es sei die richtige Sprache für Katrín.
    Sie hielt inne. »Du bist doch auch ’n Bulle, oder?«
    Magnus nickte. »So ungefähr.«
    »Árni ist so ein Arschloch!«, murmelte Katrín und verschwand im Halbdunkel.

    Diego ließ sich Zeit für den Einbruch in das Apartment in Medford. Es lag in einer ruhigen Straße, im Erdgeschoss eines kleinen holzverkleideten Hauses, und praktischerweise standen Bäume imHof. Niemand würde ihn sehen können, er konnte sich ganz dar auf konzentrieren, kein Geräusch zu verursachen.
    Diego kletterte durch das Küchenfenster und tappte ins Wohnzimmer. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen, er hörte ein leichtes Schnarchen. Diego schnupperte: Marihuana. Er grinste. Sein Opfer würde schön träge sein.
    Er schlüpfte ins Schlafzimmer, entdeckte die Gestalt im Bett und die Nachttischlampe. Er zog seine Waffe hervor, einen Revolver von Smith & Wesson, Kaliber .38. Dann knipste er das Licht an, zog die Decke zurück und spannte den Hahn. »Hinsetzen, Ollie!«, befahl er.
    Der Mann setzte sich kerzengerade auf, blinzelte, ihm fiel die Kinnlade herunter. Er sah genau so aus wie auf dem Foto, das Diego sich eingeprägt hatte: um die dreißig Jahre, dünn, hellbraune Locken und blaue Augen, die jetzt geschwollen und blutunterlaufen waren.
    »Keinen Ton, sonst puste ich dir den Kopf vom Hals! Kapiert?« Der Mann schluckte und nickte.
    »Okay. Hör zu, ich hab nur eine einfache Frage: Wo ist dein Bruder?«
    Ollie versuchte zu sprechen. Es kam nichts heraus. Er schluckte und versuchte es erneut. »Weiß ich nicht.«
    »Aber ich weiß, dass er letzte Woche noch hier wohnte. Was hat er gesagt, wo er hinwollte, als er abgehauen ist?«
    Ollie holte tief Luft. »Ich hab keine Ahnung. Den einen Tag war er noch da, am nächsten war er weg. Hat seine Sachen gepackt und ist verschwunden, ohne sich zu verabschieden. Typisch für ihn. Hey, Mann«, Ollie schien langsam wach zu werden, »können wir uns nicht irgendwie einigen? Ich kann dir Geld geben, und dann lässt du mich in Ruhe?«
    Diego krallte die linke Hand in Ollies Haar und schob ihm mit der rechten den Revolver in den Mund. »Wir können uns nur einigen, wenn du mir erzählst, wo er ist. Wenn du nicht weißt, wo er ist, hast du Pech gehabt, denn dann bist du tot.«
    »Hey, Mann, ich weiß wirklich nicht, wo er ist, ich schwöre es!« Die Worte waren nur schwer zu verstehen mit dem Schießeisen in Ollies Mund.
    »Schon mal russisches Roulette gespielt?«, fragte Diego. Ollie schüttelte den Kopf und schluckte.
    »Kinderleicht. Die Trommel in diesem Revolver hat sechs Kammern. In einer steckt eine Kugel. Wir wissen beide nicht, in welcher. Wenn ich abdrücke, wissen wir beide nicht, ob du stirbst. Aber wenn ich sechsmal abgedrückt habe, bist du auf jeden Fall tot. Kapiert?«
    Ollie schluckte und nickte. Er hatte kapiert.
    Diego ließ Ollies Kopf los, er wollte sich schließlich nicht selbst in die Hand schießen. Dann drückte er ab.
    Es klickte. Die nächste Kammer.
    »O Gott«, stöhnte Ollie.
    »Falls du glaubst, das ganze Risiko liegt bei dir«, fuhr Diego fort, »da irrst du dich. Für mich ist es auch riskant. Denn wenn ich dir den Kopf wegpuste, bevor du mir gesagt hast, was ich wissen will, habe ich auch verloren, stimmt’s? Deshalb ist das Spielchen für uns beide so

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