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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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spannend.« Er grinste Ollie an. »So, noch mal: Wo ist dein Bruder?«
    »Ich weiß es nicht, Mann. Ich schwöre es: Ich weiß es nicht!«, rief Ollie.
    »Hey, sei leise!« Diego kniff die Augen zusammen. »Hey, ich glaub dir immer noch nicht.« Wieder drückte er ab.
    Klick.
    Ollie brach zusammen. »O Gott, erschieß mich nicht! Bitte er schieß mich nicht! Ich würde es doch sagen, wenn ich könnte, das schwöre ich! Hier waren ein paar Typen vom FBI, die haben seine Sachen abgeholt. Ich hab sie gefragt, wo er ist, aber sie haben es mir nicht gesagt.«
    Diego hörte ein leises Plätschern und roch warmen Urin. Er schaute nach unten, auf den schnell größer werdenden dunklen Fleck auf Ollies Boxershorts. Seiner Erfahrung nach sagten dieLeute meistens die Wahrheit, wenn sie sich schon in die Hose pissten.
    Dennoch drückte er ein drittes Mal ab, nur so zum Spaß. Klick.
    Er hatte mit Soto vorher diese Situation durchgesprochen. Es gab zwei Lehrmeinungen. Die eine war, dass man an jedem Angehörigen und Kollegen des Zeugen vorführte, was geschehen würde – eine deutliche Mahnung für ihn und alle anderen, die versucht sein mochten, seinem Beispiel zu folgen. Wenn der Zeuge jedoch ein Bulle war, kam das nicht so gut an. In diesem Fall würde man einem schwerbewaffneten, gut organisierten Gegner den Krieg erklären. Die erfolgreichsten Drogenhändler operierten unbemerkt, verursachten so wenig Aufsehen wie möglich und führten ihre Geschäfte sauber und unauffällig.
    Ollie wusste wirklich nicht, wo Magnus war. Es war sinnlos, noch mehr Staub aufzuwirbeln.
    »Okay, Mann, ich lass das Spielchen jetzt sein«, sagte Diego. »Sa gen wir, es steht unentschieden. Aber geh bloß nicht zu den Cops und erzähl denen, dass ich deinen Bruder suche, hast du verstanden? Sonst gibt es keine Spielchen mehr, dann puste ich dich sofort mit dem ersten Schuss weg.«
    »Schon gut, Mann. Schon gut. Ist in Ordnung.« Ollie liefen die Tränen übers Gesicht.
    Diego beugte sich vor und knipste das Licht aus. »Husch, husch, ins Körbchen. Und träum was Schönes!«

Magnus folgte der stämmigen Gestalt von Officer O’Malley zu den hellen Lichtern des 7-Eleven. Seine Finger zuckten zu seiner Waffe.
    O’Malley drehte sich grinsend um. »Hey, entspann dich, Schwede! Halt die Augen offen, aber steigere dich nicht in die Sache rein! Wenn du dich reinsteigerst, machst du eher einen Fehler.«
    O’Malley hatte für sich beschlossen, Magnus zu Ehren seiner skandinavischen Vorfahren und zu Ehren eines alten schwedischen Kollegen, mit dem er vor zwanzig Jahren zusammengearbeitet hatte, mit dem Spitznamen »Schwede« anzusprechen. Magnus hatte ihn nicht korrigiert: Wenn sein Ausbilder in ihm einen Schweden sehen wollte, dann würde er eben einer sein. Er ging erst seit zwei Wochen Streife und hatte jetzt schon großen Respekt vor O’Malley.
    »Sieht ruhig aus«, meinte O’Malley. Sie hatten von der Einsatzleitstelle keine Informationen erhalten, welcher Art die Ruhestörung im Lebensmittelgeschäft war.
    Magnus entdeckte eine schmale Person, die ihnen im Dunkeln entgegenkam. O’Malley hatte sie noch nicht bemerkt. Die Gestalt steuerte direkt auf O’Malley zu. Magnus wollte nach seiner Waffe greifen, konnte aber seinen Arm nicht bewegen. Der Fremde hob eine Pistole, eine Magnum .357, und richtete sie auf O’Malley. In Panik griffen Magnus’ Finger um seine Waffe, doch er konnte sie nicht hervorholen. Sosehr er sich auch bemühte, sie war zu schwer. Magnus öffnete den Mund, um seinen Kollegen zu warnen, doch es kam kein Laut heraus.
    Der Fremde sah Magnus an und lachte, die Waffe auf O’Malley gerichtet. Er war jung und dürr, sah aus, als hätte er sich seit Wochen nicht gewaschen. Seine blutunterlaufenen Augen schossenhin und her, er hatte schlechte Zähne, und im Licht des Lebensmittelgeschäfts wirkte sein Gesicht wie aus Wachs. Es war, als sei er bereits tot – ein Zombie.
    O’Malley hatte ihn immer noch nicht entdeckt.
    Magnus wollte etwas sagen, wollte die Waffe heben. Nichts. Nur das unheimliche Gegacker dieses komischen Kerls.
    Dann fiel ein Schuss. Zwei. Drei. Vier. Es nahm gar kein Ende.
    O’Malley sackte zu Boden. Endlich konnte Magnus seinen Arm bewegen. Er hob die Pistole und feuerte in die lachende Fratze. Drückte immer wieder ab, ohne innezuhalten ...
    Dann wachte er auf.
    Vor seinem Fenster war es laut. Postbezirk 101 in Reykjavík am Samstagabend: Gelächter, aufheulende Autos, Geschrei, ein Betrunkener kotzte gegen die

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