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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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kurzes rotes Haar und ein rundes Gesicht mit einem breiten Lächeln. Auch wenn sie eine andere Haarfarbe hatte, erinnerte ihr Gesicht ihn stark an seine Mutter. Besonders hier, in der Nähe des Hauses, in dem er aufgewachsen war.
    Mit gerunzelter Stirn starrte sie ihn neugierig an. »Du bist doch Magnus, nicht? Magnus Ragnarsson?«
    »Sigurbjörg?« Das war eher geraten. Sigurbjörg war eine von Magnus’ Cousinen mütterlicherseits. Von der Seite, der er in Reykjavík aus dem Weg gehen wollte.
    Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Genau. Ich dachte doch, dass du es wärst.«
    »Woran hast du mich erkannt?«
    »Ich habe gesehen, dass du die Straße entlanggingst. Im ersten Moment dachte ich, du wärst mein Vater, aber du bist viel jünger als er, außerdem lebt er in Kanada. Deshalb dachte ich, es könntest nur du sein.«
    »Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Fünfzehn Jahre?«
    »So ungefähr. Seit du nach dem Tod deines Vaters nach Islandkamst.« Sigurbjörg merkte, dass Magnus das Gesicht verzog. »War damals keine angenehme Reise für dich, glaube ich.«
    »Nicht so richtig.«
    »Ich entschuldige mich für Großvater. Er hat sich unmöglich benommen.«
    Magnus nickte. »Seitdem bin ich nicht mehr in Island gewesen.«
    »Bis jetzt?«
    »Bis jetzt.«
    »Komm, wir trinken eine Tasse Kaffee, dann kannst du mir alles erzählen, ja?«
    Sie gingen die Straße hinunter zu einem trendigen Café auf der Laugavegur. Sigurbjörg bestellte ein Stück Möhrenkuchen zum Kaffee, und sie setzten sich neben einen ernsten Mann mit Brille, der an seinem Laptop arbeitete.
    »Du bist also aus Kanada zurückgekommen?«, wollte Magnus wissen. »Warst du da nicht auf einer Graduate School?«
    »Ja, am McGill. Genau genommen war ich damals, als wir uns trafen, gerade fertig geworden. Ich bin in Island geblieben. Habe einen Abschluss in Jura gemacht. Jetzt bin ich Partnerin in einer Anwaltskanzlei. Außerdem habe ich mir einen Mann und drei Kinder zugelegt.«
    »Glückwunsch!«
    »Meine Eltern leben immer noch in Toronto. Sind jetzt natürlich Rentner.«
    Sigurbjörgs Vater, Magnus’ Onkel Vilhjálm, war in den siebziger Jahren nach Kanada ausgewandert und hatte dort als Bauingenieur gearbeitet. Wie Magnus auch, war Sigurbjörg in Island geboren, hatte aber den Großteil ihrer Kindheit in Nordamerika verbracht.
    »Und du? Ich wusste gar nicht, dass du in Island bist. Seit wann bist du hier?«
    »Erst seit zwei Tagen«, erwiderte Magnus. »Ich bin in Boston geblieben. Arbeite dort bei der Polizei. Mordkommission. Letztensbekam mein Vorgesetzter einen Anruf, der Nationale Polizeichef von Island suche jemanden, der rüberkäme und aushelfen könnte. Ich wurde dazu verdonnert.«
    »Verdonnert? Wolltest du denn nicht herkommen?«
    »Sagen wir, ich hatte gemischte Gefühle.«
    »Wegen deines letzten Besuchs?« Sigurbjörg nickte verständnisvoll. »Das muss hart gewesen sein. Besonders so kurz nach dem Tod deines Vaters.«
    »Das war es. Ich war zwanzig Jahre alt und hatte beide Eltern verloren. Ich kam nicht gut damit zurecht, trank zu viel Alkohol. Ich fühlte mich einsam und verlassen. Nach acht Jahren hatte ich mich in Amerika beinahe eingelebt, und plötzlich war es für mich wieder ein fremdes Land.«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Sigurbjörg. »Ich bin in Kanada geboren, aber meine Familie sind Isländer, und ich lebe hier. Manchmal habe ich das Gefühl, überall ist Ausland. Ganz schön ungerecht, was?«
    Magnus warf Sigurbjörg einen Seitenblick zu. Sie hörte ihm zu. Und sie war das einzige Mitglied seiner Familie, das in jenen furchtbaren Tagen Mitgefühl gezeigt hatte. Von allen hatte er sich ihr am nächsten gefühlt, vielleicht wegen ihrer gemeinsamen Erfahrungen in Nordamerika, vielleicht auch nur, weil sie ihn wie einen normalen Menschen behandelt hatte.
    Magnus wollte reden.
    »Ich brauchte so etwas wie eine Familie, mehr als nur meinen Bruder Óli. Das brauchen alle Isländer, wie du weißt. Für Amerikaner mag es in Ordnung sein, ohne Angehörige zu leben, aber für mich war das nichts. Immerhin hatte ich ein paar Jahre bei Großvater und Großmutter gelebt, deshalb dachte ich, sie würden mich nach allem, was geschehen war, willkommen heißen. Das hielt ich für selbstverständlich. Stattdessen lehnten sie mich ab. Schlimmer noch, sie gaben mir das Gefühl, ich sei schuld am Tod meiner Mutter.« Magnus’ Miene verhärtete sich. »Großvater meinte, mein Vater sei der schlechteste Mann, den er je gekannt

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