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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Ingileif macht ihren Designerkram.«
    »Was war das für Ärger mit deinem Stiefvater?«
    Birna sah Magnus an, schaute ihm in die Augen, als überlegte sie, ob sie ihm vertrauen könne. »Ist das wichtig für die Ermittlung?«
    Magnus zuckte mit den Schultern. »Könnte sein. Das weiß ich erst, wenn du es mir sagst.«
    Birna holte eine Packung Zigaretten hervor und zündete sich eine an, nachdem sie auch Magnus und Árni die Schachtel angeboten hatte.
    »Als mein Vater starb, war ich vierzehn. Ich war ein hübsches Mädchen.« Sie wies mit dem Kinn auf ihre Fotos. »Meine Mutter setzte sich in den Kopf, ich sollte Miss Island werden. Sie war total besessen von der Idee. Genauso wie Vater von seiner Saga. Vielleicht war es ja Mutters Art, mit seinem Tod zurechtzukommen, ihn aus ihren Gedanken zu verdrängen. Natürlich funktionierte das nicht.«
    Birna lächelte. »Ich kam nie über den dritten Platz hinaus, aber Mutti und ich strengten uns sehr an. Mittendrin heiratete sie Sigursteinn, einen Autoverkäufer aus Selfoss. Schon als ich ihn das erste Mal sah, wusste ich, dass er scharf auf mich war. Er wartete nicht mal einen Monat nach der Hochzeit, bis er ... nun ja ...« Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. »Also, er hat mich vergewaltigt. Damals verstand ich das nicht richtig, aber es war eine Vergewaltigung. Er wollte Sex mit mir, und ich hatte Angst vor ihm. So passierte es. Viele Male. Ingileif bekam das heraus, er tappte uns und drehte durch. Sie ging mit einer kaputten Flasche auf ihn los, doch am Ende schnitt sie sich daran. Hast du die kleine Narbe über ihrer Augenbraue bemerkt? Und die auf ihrer Wange?«
    Magnus nickte.
    »Die sind von Sigursteinn. Ingileif erzählte Mutti alles, aber die glaubte ihr nicht. Es gab einen riesigen Familienkrach. Ingileif musste von zu Hause ausziehen, und ich hatte zu große Angst, um den Mund aufzumachen. Drei Monate später war Sigursteinn auf einer Geschäftsreise in Reykjavík und fiel in den Hafen. Ich war so erleichtert.«
    »Wie reagierte deine Mutter darauf?«
    »Sie war völlig von Sinnen. Sie ging sogar so weit, Ingileif zu beschuldigen, sie hätte ihn getötet, was einfach nur albern war. Dann erzählte ich ihr bis ins kleinste Detail, was er mir angetan hatte, und irgendwann glaubte sie mir.« Birna starrte mit großen blauen Augen ins Leere, ohne zu blinzeln. »Das hat unserer Familie so ziemlich den Rest gegeben.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Magnus.
    »Ingileif ging nach Reykjavík. In den letzten Jahren begann sie wieder mit Mutti zu reden. Sie war kurz vor ihrem Tod viel mit ihr zusammen.«
    »Und du?«
    Birna blinzelte. »Ich? Ich habe Matthías geheiratet und lebe seit dem glücklich und zufrieden bis an mein Lebensende.«
    Magnus überhörte den Sarkasmus. »Und Pétur?«
    »Der hat von alldem nichts mitbekommen. Er kehrte ein paar Jahre später nach Reykjavík zurück. Wir sehen uns ab und zu. Aber wenn, dann habe ich immer den Eindruck, dass ich ihm leidtue. Obwohl ich nicht wüsste, warum.«
    Was für eine Familie!, dachte Magnus. Er dachte an Ingileifs bebende Stimme, als sie ihm vom Geist des Mädchens im Höfdi-Hauserzählt hatte, das wegen Inzests angeklagt worden war. Kein Wunder, dass sie Ingileif leidtat. Sie dachte dabei an Birna.
    »Noch eine Frage. Wo warst du letzten Donnerstagabend? Am Sommeranfang?«
    Birna lachte wieder. »Das ist doch nicht euer Ernst! Ihr glaubt doch nicht, ich hätte den armen Professor umgebracht, oder?« »Beantworte einfach die Frage!«
    Birna zögerte. »Muss ich das?«
    Magnus wusste, was jetzt kommen würde. So langsam begann er sich an das Sexleben der Isländer zu gewöhnen. »Ja, musst du. Und wir werden überprüfen, was du uns erzählst. Aber ich kann dir versichern, dass wir diskret sind. Und solange es nicht relevant für die Strafverfolgung ist, wird es in einem möglichen Prozess nicht zur Sprache kommen.«
    Birna seufzte. »Matthías war in New York. Lag wahrscheinlich mit einer Stewardess im Bett.«
    »Und du?«
    »Ich war bei einem Freund namens Dagur Tómasson. Er ist auch verheiratet. Wir haben die Nacht in einem Hotel in Kópavogur verbracht. Viel anonymer und diskreter geht es in Island nicht.«
    »Welches Hotel?«
    »Das Merlin .«
    »Kannst du uns seine Adresse geben?«
    »Ich gebe euch Dagurs Handynummer«, sagte Birna. »Es ist nichts Ernstes«, fügte sie hinzu und sah Magnus in die Augen. Ihre Mundwinkel zuckten nach oben. »Ich beschränke mich nicht gern auf nur einen

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