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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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damals Spaß gemacht, in den glorreichen Zeiten, das konnte Harpa nicht leugnen. Die Kurzreisen zum Großen Preis von Monaco, die Yachten im Mittelmeer, die Geburtstagsfeiern auf Barbados, die Trips mit Manchester United zu Städten in ganz Europa. Erst als Harpa drei Monate mit Gabríel zusammen war, fand sie heraus, dass er sein Leben lang Fan von Liverpool gewesen war, zumindest bis er bei der Ódinsbanki anfing und hörte, dass Óskar für Manchester United schwärmte.
    Aber sie war auch nicht viel besser. Sie hasste Fußball. Und achtete darauf, dass es auf der Arbeit niemand merkte.
    Sie waren in Island auf Lachsfang gewesen. Das waren Geschäftsveranstaltungen in spektakulärem Maßstab. Die Kunden wurden mit dem Privatflugzeug nach Reykjavík geflogen, dort ging es mit dem Hubschrauber weiter ins Fanggebiet. Jeder Kunde hatte einen eigenen Helfer, und selbst die Ungeschicktesten waren erfolgreich. Harpas Vater war so neidisch gewesen. Und stolz. Sie lächelte.
    Aber es hatte nicht immer so weitergehen können. Im Innersten ihres Herzen hatte sie das gewusst. Heftig hatte sie sich mit Gabríel über den Deal mit dem britischen Autohändler und der britischen Kette von Schuhgeschäften gestritten, die jetzt beide pleite waren. Und es gab noch viel mehr Abschlüsse, bei denen Harpa ernste Zweifel angemeldet hatte. Es ging gut, solange die Wirtschaft wuchs, aber käme eine Krise, würden die Kunden die Zinszahlungen nicht mehr leisten können. So sahen fast alle Geschäfte der Ódinsbanki aus.

    Sie legten es wirklich drauf an. Und als die Rezession dann letztlich kam, fiel alles wie ein Kartenhaus zusammen.
    Harpa hatte gewusst, dass es so kommen würde. Während die anderen einen unbegrenzten Optimismus an den Tag legten und so großes Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten hatten, dass sie sich einbildeten, die Gesetze des Auf- und Abschwungs außer Kraft setzen zu können, glaubte Harpa das nie so recht. Sie hatte einfach nur mitgemacht.
    Auch ein Grund für Schuldgefühle.
    Sie näherte sich dem Hafen. Beim Blick auf das Kaffivagninn lächelte sie. Während ihrer Schulzeit hatte sie dort mehrere Jahre als Kellnerin gejobbt. Früher war sie gern am Hafen. Am liebsten hatte sie die Helgi sauber gemacht, das Schiff ihres Vaters. Manchmal fand sie Münzen, die sie dann behalten durfte. Es war schon lustig: In der Schule sahen die anderen in ihr eine »Quotenprinzessin«, doch in Wirklichkeit zwang ihr Vater sie, sich ihr Geld selbst zu verdienen.
    Natürlich war er der wahre Grund gewesen, warum sie den Hafen so mochte: Dort konnte sie in seiner Nähe sein. Manchmal sah sie ihn mehrere Tage am Stück nicht. Oft kehrte er erst abends heim, wenn sie schon zu Bett gegangen war, und war wieder weg, bevor sie aufwachte. Aber er liebte sie. Seine Liebe zu ihr war bedingungslos. Ihm zuliebe hatte Harpa sich in der Schule enorm angestrengt, eine Stelle bei einer Bank ergattert und viel Geld verdient.
    Sie wunderte sich, dass ihr Vater ihr vergeben hatte, all seine Ersparnisse in den Wind geschleudert zu haben. Er war jähzornig und konnte nachtragend sein, und sein Geld bedeutete ihm sehr viel. Sie hatte unglaubliche Angst gehabt, dass er ihr niemals verzeihen würde.
    Doch er hatte es getan. Mit der Zeit verstand sie, dass er zu dem Schluss gekommen war, sie sei selbst übers Ohr gehauen worden. In seinen Augen war sie ebenso ein Opfer wie er. Auch wenn das nicht stimmte, war Harpa unglaublich dankbar dafür.

    Sie schaute auf die Uhr. In zehn Minuten musste sie zurück in der Bäckerei sein. Sie wollte Dísas Freundlichkeit nicht zu stark strapazieren, deshalb ging sie hastig zur Bushaltestelle und nahm den Dreizehner zurück nach Seltjarnarnes.

15
    Als Magnus von Reykjavík in Richtung Norden fuhr, bessserte sich seine Laune. Die Wolken waren wie weggefegt, die Sonne schien aus einem blassblauen Himmel. Es war ein gutes Gefühl, über die freie Straße zu sausen, fern von den Menschen und der Hektik der Großstadt. Grau schimmerte das Meer zu seiner Linken, rechts erhoben sich die Berge.
    Die Straße nach Hvalfjörður, dem Walfjord, fiel steil ab, wand sich durch ein Tal zwischen zwei Bergen und überquerte den Borgarfjörður, dessen Oberfläche von starken Strömungen gekräuselt wurde. Der Walfjord galt als einer der tiefsten Fjorde Islands. Kurz hinter der Kleinstadt Borgarnes bog die Straße nach links ab. Einige Kilometer weiter war die Kirche von Borg, wo Egil gelebt hatte, der Held einer Lieblingssaga von

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