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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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zurück. »Aber ich weiß, dass er ernsthaft angepisst sein wird, wenn wir diese Vernehmung noch weiter führen, ohne ihn einzuweihen.«

    »Na, dann ist er halt angepisst!« Magnus konnte nur schwer an sich halten. »Irgendeiner muss diesen Fall doch knacken, und wenn wir es nicht tun, macht es keiner!«
    »Magnús!«, mahnte Vigdís. Sie sah ihn ruhig an.
    »Schon gut«, gab er nach. Seine Enttäuschung wurde schwächer. »Du hast recht. Reden wir mit ihm!«
    Baldur war in seinem Büro. Er hörte sich genau an, was Magnus und Vigdís zu berichten hatten. Er war ein guter Polizist. Sofort war ihm klar, was gelaufen war.
    »Woher wusste Sharon, dass die dunkelhaarige Isländerin von Bedeutung ist, die Óskar besucht hat?«
    Magnus konnte versuchen, seinen Chef zu verladen, aber auf lange Sicht war das keine gute Strategie. »Ich habe ihr von Harpa erzählt. Sie war auch bei mir, als Harpa zugab, dass Óskar der Vater ihres Kindes ist.«
    Wütend funkelte Baldur ihn an. »Ich habe dir ausdrücklich gesagt, dass du Harpa aus dem Spiel lassen sollst.«
    »Ich weiß. Ich habe es inoffiziell gehalten«, sagte Magnus. »Und Sharon hat auf britischer Seite keine große Sache daraus gemacht. Aber sie musste Bescheid wissen über Harpa für den Fall, dass bei ihr eine Verbindung auftauchte. Was ja auch passiert ist.«
    Baldur fuhr sich mit der Hand über die kahle Stirn, wo vor vielen Jahren einmal Haare gewachsen waren. »Gut. Gut, das sehe ich ein. Aber wir wissen, dass Harpa Óskar nicht umgebracht hat, ja? Sie war zur fraglichen Zeit in Island.«
    »Ja, so sieht es aus. Ihre Chefin sagt, sie kam früh am nächsten Morgen zur Arbeit. Wir können das Alibi noch gründlicher prüfen, aber ich gehe davon aus, dass es nicht wackelt.«
    »Was ist mit ihrem Freund?«
    »Wir wissen nicht, wo er war. Ich habe heute versucht, ihn in Grundarfjörður anzutreffen, aber er war mit dem Schiff unterwegs.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du heute arbeitest?«
    Magnus zuckte mit den Schultern.

    »Gut«, sagte Baldur. »Du musst ihn überprüfen.«
    »Was ist mit Harpa?«, fragte Vigdís.
    »Harpa soll sich eine Anwältin besorgen. Und dann befragt ihr sie nach Óskar und nach niemand anders. Ich möchte nicht, dass dieser Fall mit dem Selbstmord von Gabríel Örn in Verbindung gebracht wird, ist das klar?«
    »Und wenn es eine Verbindung gibt?«, wandte Magnus ein.
    »Es gibt keine«, sagte Baldur. »Dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Und ich möchte nicht, dass ihr Beweise aus dem Nichts hervorzaubert.«
    »Aber die Anwältin wird ihr raten, den Mund zu halten«, warf Magnus ein.
    »Gut möglich«, entgegnete Baldur. »In dem Fall lasst ihr sie gehen.«

    Frikki und Magda saßen auf einem Felsbrocken am Grótta-Strand und betrachteten den Sonnenuntergang. Trotz des aufkommenden Windes war das Meer ruhig und glatt. Es plätscherte gegen den schwarzen Kiesstrand. Einige Meter vom Ufer entfernt schwammen Enten hin und her, und entlang dem Strand hüpfte eine kleine Schar grauer und weißer Vögel im Rhythmus der sanften Wellen vor und zurück.
    Die Sonne, eine milchig gelbe Kugel, sank auf den Horizont zu. Mehrere wollweiße Wolkenschichten reflektierten ihr Licht in Orange- und Goldtönen. Draußen auf dem Meer war nichts. Nur der Atlantik.
    Während Frikki und Magda am Strand entlanggegangen waren, hatten sie sich unterhalten. Die meiste Zeit hatte Frikki geredet. Es war seltsam: Vor Magdas Ankunft hatte er beschlossen, die Ödnis und das Elend seines Lebens vor ihr zu verbergen. Sie sollte nicht wissen, dass es ihm schwerfiel, morgens aufzustehen, dass er sich die ganze Woche lang darauf freute, sich am Wochenende volllaufen zu lassen. Doch jetzt merkte er, dass er mit ihr sogar darüber reden wollte. Und sie hörte zu.

    Natürlich erzählte er ihr nicht alles. Er erwähnte keine Drogen. Und keine kleinen Diebstähle.
    Nun saßen sie schweigend da und sahen der Sonne zu, die langsam und unerbittlich in Richtung Wasser sank.
    »Ich weiß, dass du den Laptop gestohlen hast, Frikki«, sagte Magda.
    »Was?« Frikki wurde aus seinen Träumen gerissen. Mit gespielter Empörung sah er sie an. »Den habe ich Gunni abgekauft. Billig. Habe ich dir doch erzählt.«
    Magda sah ihn ruhig mit warmherzigen Augen an.
    »Ehrlich«, sagte er.
    »Gut«, entgegnete sie schließlich und schaute wieder aufs Meer.
    Die Sonne sank tiefer. »Du hast recht«, sagte Frikki. »Ich habe ihn geklaut. Irgend so ein Idiot hat ihn auf seinem Fahrersitz liegen lassen.

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