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Magnus Jonson 02 - Wut

Magnus Jonson 02 - Wut

Titel: Magnus Jonson 02 - Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Meiner war kaputt, und ich brauchte dringend einen Computer. Ich musste dich doch erreichen können. Verstehst du das?«
    »Das verstehe ich«, sagte Magda.
    Sie sagte nicht: »Trotzdem war es falsch.« Das war nicht nötig.
    »Es tut mir leid«, sagte Frikki. »Kannst du mir verzeihen?«
    »Natürlich kann ich dir verzeihen«, sagte Magda. »Aber eigentlich möchte ich dir helfen.«
    »Wie meinst du das?«
    Magda nahm seine Hand. »Ich liebe dich, Frikki. Ich weiß, dass das letzte Jahr schwer für dich war. Du hast versucht, es nicht zu zeigen, aber ich merke, dass bei dir einiges aus dem Ruder läuft. Dass du Sachen tust, die du besser sein lassen würdest.«
    »Du hast recht«, sagte Frikki und drückte ihre Hand. Er holte eine Zigarette hervor und zündete sie an. Magda rauchte nicht.
    »Weswegen wollte dich die Polizei sprechen?«
    »Das will ich nicht sagen«, entgegnete Frikki.
    »Ging es um Diebstahl?«
    Frikki antwortete nicht. Magda zog ihre Hand zurück. Schweigend saßen sie da.
    »Wegen was Schlimmerem«, sagte er. »Viel schlimmer.«

    »Erzähl es mir!«
    Frikki holte tief Luft. Und dann erzählte er es ihr.

    Am Abend besuchte Magnus Ingileif in ihrer Wohnung. Sie hatte den ganzen Tag in der Galerie gearbeitet. Nun kochte sie etwas zu essen und löcherte ihn wegen des Falls. Er erzählte ihr, dass er Björn in Grundarfjörður verpasst hatte und Harpa Óskar in London besucht hatte. Unnur erwähnte er nicht.
    Nach dem Essen rief er Sharon Piper in London an, um ihr vom Gespräch mit Harpa zu berichten. Nachdem die Anwältin eingetroffen war, hatte Harpa wie erwartet keinen Ton mehr gesagt, und gemäß Baldurs Anweisungen musste Magnus sie gehen lassen. Er erzählte Sharon auch von Ísak, der an der London School of Economics studierte und sich mit Harpa an dem Abend gestritten hatte, als Gabríel Örn starb. Sharon erklärte sich bereit, mit ihm zu sprechen.
    Als das Telefonat beendet war, griff Ingileif zu ihrem Cello. Sie nahm das Instrument immer noch ziemlich ernst und übte fast jeden Tag. Magnus hörte ihr gern zu oder las, während sie spielte. Sie begann mit einem ihrer Lieblingsstücke. Es war von Brahms. Magnus wusste, dass er an Ingileif denken würde, wenn er in Zukunft dieses eine Lied hörte.
    Ihr Umgang miteinander war sehr vertraut. Und doch gab es Dinge, die Magnus an Ingileif nicht verstand. Sie hatten keine »Beziehung« im amerikanischen Sinne. Ingileif kam und ging, wie es ihr gefiel, machte ihre eigenen Pläne. Magnus wusste nicht genau, welche Rolle er in ihrem Leben spielte. Sollten sie das Wochenende zusammen verbringen? Sollte er sie fragen, was sie machen wollte? Was hatte sie eigentlich vor?
    Manchmal fragte sich Magnus, ob Ingileif sich mit anderen Männern traf. Er hatte sie einmal danach gefragt, sie hatte verneint und war sauer geworden, weil er das überhaupt für möglich hielt. Trotzdem war er argwöhnisch. Vielleicht lag es daran, dass er bei der Polizei war – immer auf der Hut.

    Er vertrieb diese unangenehmen Gedanken aus seinem Kopf und öffnete das Buch, das Unnur ihm geschenkt hatte, Das Moor und der Mann . Er beschloss, zuerst die Kapitel eins und zwei zu lesen, ehe er zum dritten kam.
    Der Roman handelte von einer Familie, die 1944 nach Reykjavík gezogen war. Der Krieg und die Besetzung des Landes durch die Briten und Amerikaner hatten zu einem gewissen Wohlstand geführt. Der titelgebende Mann war ein junger Landarbeiter namens Arnór aus einem nicht näher beschriebenen Teil der Insel. Auf der Suche nach Arbeit war er nach Reykjavík gegangen. Das Buch war gut geschrieben; als Magnus beim dritten Kapitel war, ein Rückblick auf Arnórs Kindheit, hatte die Geschichte ihn gepackt.
    Es war Frühling, und Arnór und sein bester Freund Jói vom Nachbarhof schlichen in die Scheune, um im Heu zu spielen, was ihnen streng verboten war. Sie hörten Rascheln und Stöhnen. Zuerst dachten sie, ein großes Tier oder vielleicht ein Landstreicher hätte dort Zuflucht gesucht. Als sie näher herankrochen, erkannten sie, dass die Geräusche von Menschen stammten. Und zwar nicht von irgendwelchen Menschen, sondern von ihren Eltern. Dort im Heu schlief Arnórs Vater mit Jóis Mutter, der Bauersfrau.
    Die beiden Jungen rannten davon, ohne gesehen zu werden.
    Einen Monat später spielten die beiden an einem abgeschiedenen See in einiger Entfernung vom Hof. Sie waren schon auf dem Heimweg, als Arnór merkte, dass er sein Messer am See hatte liegen lassen. Sie kehrten um. Da

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