Magnus Jonson 02 - Wut
sagen?«
»Ich will damit sagen, dass Óskar der Vater von Markús ist.«
»Das ist wirklich lächerlich.«
»Harpa hat es bestätigt.«
»Wann?«
»Gestern.«
Björn studierte das Foto eingehend.
»Hat sie es dir nicht erzählt?«, fragte Magnus.
»Ich glaube es nicht.«
»Hat sie dir gesagt, wer der Vater ist?«
»Nein. Ich habe einmal danach gefragt, aber sie wollte nicht antworten, deshalb habe ich es gelassen. Ging mich ja nichts an.« Er reichte Magnus das Bild zurück. »Geht mich immer noch nichts an.«
Magnus konnte nicht anders, als Björns Haltung zu bewundern. Zwei Fischer bummelten vorbei, nickten Björn und Páll zu und musterten Magnus, den Fremden, mit unverhohlener Neugier.
»Wusstest du, dass Harpa vor kurzem in London war?«, fragte Magnus.
»Ja. Vor ein paar Monaten. Nur für ein paar Tage.«
»Weißt du, warum?«
»Sie meinte, sie bräuchte eine Pause.«
»Wie konnte sie sich das leisten?«
Björn zuckte mit den Achseln. »Weiß ich nicht. Sie hat ja bei der Bank gearbeitet. Wahrscheinlich hat sie was zurückgelegt. Normalerweise geht sie mit ihrem Geld sehr sparsam um, aber sie hatte sich etwas Besonderes verdient.«
»Hat sie erzählt, dass sie Óskar getroffen hat?«
»Nein«, sagte Björn.
»Bist du eifersüchtig?«, fragte Magnus.
»Natürlich nicht!«, erwiderte Björn. »Pass auf, wenn es auf dieser Welt einen Menschen gibt, dem ich vertraue, dann ist das Harpa. Mit wem sie zusammen war, bevor wir uns kennenlernten, geht mich nichts an. Ich hatte keine Ahnung, dass Óskar der Vater von Markús war, und ehrlich gesagt, glaube ich es immer noch nicht. Aber wenn er es war, wollte Harpa ihn vielleicht sprechen – keine Ahnung. Und wenn sie das gemacht hat, wundert es mich nicht, dass sie es vor mir geheim gehalten hat.«
»Stört es dich nicht, wenn Harpa Geheimnisse vor dir hat?«
Björn sah Magnus fest in die Augen. Seine blauen Pupillen waren erstaunlich hell. Und wütend. Magnus hatte das Gefühl, dass er wütend auf ihn war, nicht auf Harpa. »Nein.«
»Björn, wo warst du am Dienstagabend?«
»Darf ich raten? Der Abend, an dem Óskar umgebracht wurde?«
»Beantworte einfach die Frage.«
»Ich war an dem Tag draußen auf See. Kam so gegen sieben zurück. War ein guter Fang, massenweise Makrelen. Hab beim Abladen und Saubermachen geholfen. Anschließend bin ich nach Hause.«
»Und Mittwochmorgen?«
»Bin ich wieder raus, früh am Morgen. Mit demselben Schiff.
Der Kría . Die ist jetzt unterwegs, läuft aber am späten Nachmittag wieder ein. Einer aus der Stammbesatzung hatte Grippe. Der Skipper heißt Gústi. Páll kennt ihn.« Björn nickte dem Constable zu. »Er kann das bei der Crew überprüfen. Am Dienstagabend war ich übrigens im Büro der Fischereigesellschaft, um Lohn abzuholen, den ich noch zu bekommen hatte. Ihr könnt Sóley fragen, die wird das bestätigen. Wahrscheinlich haben sie’s sogar irgendwo notiert.«
Er sah Magnus in die Augen. »Ich war also nicht in London und habe den Banker erschossen.«
»Hast du bekommen, was du wolltest?«
Magnus und Páll gingen am Kai entlang zurück zur Polizeiwache.
»An dem beißt man sich die Zähne aus«, sagte Magnus. »Schwer zu sagen, ob er die Wahrheit sagt. Wenn er lügen wollte, könnte er es gut, da bin ich mir sicher.«
»Ich werde sein Alibi überprüfen«, sagte Páll. »Aber ich wette, dass daran nicht zu rütteln ist. Was bedeutet, dass er den Banker nicht erschossen haben kann.«
»Du hast wohl recht«, sagte Magnus. »Aber sei gründlich! In einer Kleinstadt wie dieser decken die Leute gern mal ihren Freund.«
»Gústi ist ein ehrlicher Kerl«, sagte Páll. »Ich muss auch sagen, dass Björn hier einen sehr guten Ruf hat.«
»Erzähl!«, sagte Magnus. »Kennst du ihn näher?«
»Ziemlich gut. Wie du sagst, dies ist eine Kleinstadt. Er hatte ein eigenes Schiff, die Lundi . Seinem Onkel abgekauft. Björn war sehr erfolgreich, konnte andere Quoten dazukaufen, arbeitete rund um die Uhr. Aber alles mit geliehenem Geld, und als die kreppa kam, musste er verkaufen. Seitdem heuert er auf anderen Schiffen an, wann immer es geht.«
»Hast du Harpa mal hier gesehen?«
»Ich glaub schon. So eine mit dunklen Locken? Um die eins achtzig groß?«
Magnus gewöhnte sich gerade erst wieder an die metrischen Größenangaben. Sie waren verwirrend, aber es klang richtig. »Ja, die.«
»War ein paarmal hier.«
»Hat Björn auch manchmal Ärger?«
»Nein. Hier jedenfalls nicht. Ich glaube, er fuhr
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