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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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man sich verlieren konnte.
    Seelengefährtin, Herzgefährtin, Leibesgefährtin … Nein.
    » Doch, Hanna, es stimmt. Denk nur mal nach. Du kennst mich gar nicht. Du weißt überhaupt nichts von mir. Trotzdem kannst du durch die halbe Stadt fahren und mich unweigerlich finden. Was glaubst du, was das ist? Schicksal? Liebe?« Er kämpfte mit den Worten, mit aller Kraft. Er schleuderte sie von sich wie Pfeile. Daran, dass Hanna zusammenzuckte, erkannte er, dass er sie getroffen hatte. »Es bedeutet gar nichts«, sagte er. »Wir bedeuten einander nichts. Wenn ich die Nächste … beiße, wird sie mich ebenfalls verfolgen. Dann wirst du dich darüber wundern, was in dich gefahren war.«
    Als ob er das jemals tun würde. Eine andere in den Armen halten, während der Duft ihrer Haut und ihrer Haare ihm in die Nase stieg … Diese weiche, glatte, helle Haut mit den Lippen berühren …
    Mattim hätte nie gedacht, dass es möglich war, sich so sehr nach etwas zu sehnen. Nach jemandem. So sehr, dass man nicht schlafen konnte, dass man nichts essen mochte.
Beides brauchte er nicht mehr seit seiner Verwandlung, doch erst jetzt fehlte ihm das Verlangen danach. Er war nicht richtig lebendig, aber erst, seit er Hanna begegnet war, wusste er, was das wirklich bedeutete. Denn sie lebte. Mit einer Intensität, die ihm die Sinne verwirrte. Er wusste das. Er hatte es geschmeckt, es gefühlt, er spürte es immer noch in sich. Deshalb kannte er sie zu gut, um zu glauben, dass sie für jemanden wie ihn etwas empfinden konnte. Sie liebte das Leben, und niemals würde sie einen Schatten lieben können.
    »Es stimmt nicht«, wiederholte Hanna stur.
    »Du kannst das nicht erkennen, weil …«
    »Nein«, unterbrach sie ihn. »Atschorek hat mich auch gebissen, und für sie empfinde ich rein gar nichts.«
    »Atschorek hat dich gebissen?«, fragte er entgeistert.
    »Einmal«, sagte. »Ich habe überhaupt nichts gemerkt. Mir fehlten nur ein, zwei Minuten, wenn überhaupt. Eine winzige Zeitspanne, in der Kunun mit Réka verschwinden konnte. Am nächsten Tag habe ich Atschorek wiedergetroffen. Ich gehe oft auf der Insel joggen, aber ich habe nie zuvor gerade diesen Weg genommen. Was für ein Zufall, nicht? Ich habe lange darüber nachgedacht, verstand es aber erst, als ich all das über euch erfahren habe.«
    »Atschorek », zischte er wütend.
    »Es ist nicht dasselbe«, sagte sie. »Jemandem ständig zu begegnen oder jemanden zu suchen, weil man es nicht aushält ohne ihn. Es ist überhaupt nicht dasselbe. Außerdem ist es nicht wahr, dass ich dich nicht kenne. Ich …« Sie brach ab. »Was ist?«
    Sah man es so deutlich? Dass alles um ihn herum einstürzte, alle Gründe, die er sich wieder und wieder aufgezählt hatte, warum er sie gehen lassen musste, warum er diese schier unglaubliche Dummheit, die sie bei vollem Verstand zu ihm trieb, nicht ausnutzen durfte. »Beim Licht«, flüsterte er. »Ich möchte dich küssen.«

    »Dann tu es. Nur lauf bitte nicht wieder weg.«
    Es war unmöglich, vernünftig zu sein. Nein, es gab nichts anderes, was sich dermaßen richtig anfühlte. Mattim küsste Hanna innig, mit feierlichem Ernst. Der Strom der Passanten trieb an ihnen vorüber, teilte sich kurz vor ihnen und fand hinter ihnen wieder zusammen. Die beiden standen inmitten des Flusses, wie ein Stein, an dem alles abprallte.
    Diesmal biss er sie nicht. Er hielt sie nur fest an sich gepresst, und ihr Herz schlug für sie beide.
    »Ich weiß nicht einmal deinen Nachnamen.«
    »Mein Nachname?« Einen Moment lang war er verwirrt.
    »Dein Familienname. Gibt es bei euch keine Familiennamen?«
    »Nur Mattim. Aus der Familie des Lichts.« Selbst jetzt konnte er nicht anders, als daran festzuhalten. Er wusste, wie Kunun darüber dachte. Das bist du nicht mehr. Dazu gehörst du nicht mehr. Aber wie konnte er aufhören, der Sohn seines Vaters und seiner Mutter zu sein?
    »Ein Prinz braucht wohl keinen Nachnamen?«
    »Anscheinend nicht. Danach hat mich noch nie jemand gefragt.«
    »Wie alt bist du überhaupt?«
    »Siebzehn«, sagte er.
    »Und du kannst nicht lesen?« Sie musterte ihn so kritisch, dass er vor lauter Verlegenheit lachen musste.
    »Unsere Runen schon. Eure nicht.«
    »Buchstaben. Das sind Buchstaben.« Plötzlich schlug sie sich mit der Hand gegen die Stirn. »Mist! Attila! Ich habe ihn völlig vergessen! Ich muss sofort los.«
    »Attila?«
    Hanna amüsierte sich über sein Gesicht. »Bist du etwa eifersüchtig? Dazu hast du auch allen Grund. Attila

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