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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Haar. Aus dem wird mal was. Der König denkt, er taugt nichts, und die Königin weint sich die Augen aus. Aber er spricht mit mir. Gerne. Nimmt sich Zeit. Ist kein schlechter Mensch. Hat seiner Mutter die goldene Kette gestohlen und verspielt, ja, das ist schon was. Er hat’s bereut, das weiß ich. Das hat er mir gesagt. Er tut’s immer wieder, aber er hat es bereut. Ich glaub ihm das, seine Augen lügen nicht. Wenn man viel gewinnen will, muss man viel riskieren. Das hat er immer gesagt. Bis sie ihn geholt haben. Die Wölfe. Hier in Akink. Da war es dann zu Ende mit dem Spielen.«
    »Hier in Akink?« Mattim fasste den Alten an der Schulter
und führte ihn in einen anderen, stilleren Gang, wo niemand vorbeikam. »Die Wölfe waren hier in Akink?«
    Der alte Mann blickte ihn verwundert an. »Aber ja. Sie kamen beim Hochwasser, als der Fluss so hoch war, dass sie über die Ufermauer konnten … Wölfe. So viele, unzählige Wölfe. Wilder ist ihnen entgegengelaufen, ich habe es mit eigenen Augen gesehen, durchs Fenster. Laut geschrien hat er, um sie zu verscheuchen. Natürlich haben sie sich auf ihn gestürzt.«
    »Wilder? Wie die Wilder-Variante?« Mattim konnte es kaum glauben, dass er den Namen eines seiner Brüder herausgefunden hatte. »Das Spiel heißt immer noch nach ihm!«
    Der Alte kicherte. »Ja, sein Spiel. Immer mehr Gewinn, immer mehr Risiko. Der liebte die Gefahr, der Junge … Hat einmal fast das Schloss abgebrannt bei seinen Gelagen, danach hatten sie ihr Versteck irgendwo in der Stadt.«
    »Ich glaube, ich weiß wo«, murmelte Mattim.
    Doch da packte der Alte Mattims Hand mit seinen knochigen Fingern. »Komm, ich zeig dir was.« Er zog ihn eine schmale Treppe hinunter, durch einen engen Gang und schließlich an eine niedrige, schmale Tür. Dahinter lag ein dunkler Raum.
    Mattim zögerte. »Was ist da drin?«
    »Licht«, flüsterte der alte Mann. »Hast du keine Lampe? Dummer Junge. Die Königin nimmt immer eine mit, wenn sie herkommt. Ohne Lampe kannst du sie nicht sehen.«
    »Ich hole eine«, versprach Mattim. »Warte hier. Ich komme gleich wieder.« Er rannte davon, von einer Aufregung erfasst, die er kaum bändigen konnte. Im Treppenhaus riss er eine der Lampen vom Haken und kehrte so schnell zurück, wie ihn seine Beine trugen. Er befürchtete, der Alte könnte vergessen haben, was er vorhatte, aber er wartete auf ihn.
    »Guter Junge. Hat viel mit mir geredet. War sich nicht zu
schade dafür. Freundliche Augen hatte er. Stets einen Witz auf den Lippen. Hier, siehst du? Freundliche Augen.«
    Er hob die Lampe. Doch Mattim hatte schon bemerkt, dass an der Wand des kleinen dunklen Zimmers Bilder hingen. Die Rahmen ähnelten dem seines eigenen Porträts in der Galerie, breit und vergoldet. Ihm wurde heiß und kalt. »Die Bilder hängen hier? Ich dachte, sie wurden vernichtet. Ich dachte, keins ist davon übrig!«
    »Prinz Wilder«, stellte der Alte vor. Das Porträt zeigte einen rothaarigen jungen Mann, achtzehn oder neunzehn Jahre alt. Er blickte unbehaglich in die Gegend; dem Maler war es gelungen, die Ungeduld in seinen Augen einzufangen, einen verschmitzten Zug, als würde er jeden Moment aufspringen und tun, was er sich gerade erst ausgedacht hatte.
    »Und sie?«, fragte Mattim begierig und zeigte auf das nächste Bild.
    »Wilia«, sagte der Alte. »Ein hübsches Mädchen. So lieb sieht sie aus, nicht? Sie war eine Braut, als sie zu den Schatten ging. Verlobt war sie. Die Königin hat den Schleier immer noch, hat ihn versteckt, damit der König ihn nicht zu Gesicht bekommt. Einen Schleier mit Blättern und Blumen. Und das hier ist Atschorek.«
    Während die anderen, so wie er auch, als Jugendliche zwischen fünfzehn und zwanzig gemalt waren, war dies ein Kinderbild. Ein kleines, rundes Gesicht mit langen, dunklen Zöpfen und einem grimmigen Blick. Sie konnte höchstens acht sein.
    »So jung?«, fragte Mattim erschrocken. »Ist sie als Kind geraubt worden?«
    »Oh, nein.« Der Alte schüttelte den Kopf. »Da wollten der König und die Königin es besonders schlau anstellen. Sie haben das Mädchen fortgeschickt. In eine andere Stadt, damit die Schatten sie nicht zu fassen kriegen. Ganz schlau waren sie, haben Atschorek woanders aufwachsen lassen.
Keiner wusste genau, wo. Das Porträt ist entstanden, bevor deine Eltern sie weggeschickt haben, und später sollte das richtige Bild folgen. Nur gab es nie ein anderes.«
    »Was ist passiert?«
    »Die Prinzessin sollte zurückkommen. Da war sie zwanzig. Die

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