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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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erwischt. Beim allerhellsten Licht, könnt ihr mir nicht einfach vertrauen?«
    Sie waren nicht ganz überzeugt.
    »Wenn ich ein Schatten wäre, könnte ich dann vor euch stehen, hier im Licht?«
    »Man hat angeblich auch schon Schatten bei Tag gesehen«, sagte Alita langsam.
    »Genau aus diesem Grund möchte ich die Höhlen doch untersuchen!«
    »Zieh dich an«, sagte Palig schließlich.
    Hastig verwandelte Mattim sich in einen respektablen Flusshüter zurück. Er atmete tief durch.
    »Ihr wisst es also. Alle wissen es. Nur der König will davon nichts hören. Lasst uns an dieser Stelle ansetzen, hier bei den Höhlen. Seid ihr dabei?«
    »Das müssen wir Solta sagen, tut mir leid.« Palig blickte ihm nicht in die Augen.
    »Das ist dir doch klar«, fügte Alita hinzu. »Wir sind verpflichtet, jeden Ungehorsam zu melden.«
    »Wenn der König erfährt, dass ich allein in der Höhle war, bringt er mich um«, stöhnte Mattim. »Dann komme ich nie dazu, mich darin näher umzusehen!« Mirita war eine Ausnahme, das begriff er erst jetzt so richtig. Sie war die Einzige, die ihn verstand. »Ich bin mir sicher, dass die Schatten sie benutzen, nur habe ich keine Ahnung, wofür. Es ist so verdammt wichtig …«

    Palig unterbrach ihn. »Wir haben kein Licht«, sagte er zu Alita.
    »Irrtum.« Alita kramte in ihrem Rucksack und holte eine Fackel und ein Päckchen Zündhölzer hervor. »Wir sind zwar die Tagwache«, sagte sie selbstzufrieden, »aber da Feuer die einzige Waffe gegen die Schatten ist, habe ich immer etwas dabei.«
    »Gib her«, forderte er, doch die Hüterin hielt die Fackel unbeeindruckt fest.
    »Ihr kommt mit? Ihr meldet mich nicht?«
    »Immer zusammenbleiben, Prinz Mattim, schon vergessen? Bleib ja schön in unserer Mitte.«
    Nach der vorangegangenen Demütigung tat es gut, wenn die beiden ihren Respekt nun etwas übertrieben.
    »Dann los.«
    Ihre Schuhsohlen scharrten auf dem rauen Fels. Im knisternden Licht der Flamme folgten sie dem engen Gang um mehrere Biegungen, bis sich schließlich der Stein weitete und sie in eine geräumige Grotte entließ. Die Fackel spendete zu wenig Licht, um den ganzen Umfang des Gewölbes zu erkennen, und der Großteil der Höhle blieb im Dunkeln.
    »Hier ist nichts.«
    Mattim wollte seine Enttäuschung nicht eingestehen. Er hätte nicht sagen können, was er eigentlich erwartet hatte. Eine Versammlung von Schatten, in die sie hineinplatzten? Oder lauter schlafende Schatten, die darauf warteten, in die Nacht hinausgehen zu können?
    Das kleine Licht tanzte über die Höhlenwände, während Alita eine ganze Runde drehte. »Keine weiteren Öffnungen. Keine Gänge oder Nischen, in denen sich jemand verstecken könnte.«
    »Vielleicht weiter oben?«
    Die Wächterin hielt die Fackel so hoch sie konnte.
    »So weit reicht das Licht nicht. Aber wie sollte da jemand
hinaufkommen? Die Wände sind recht glatt. Und sie sind rutschig. Ganz schön feucht, diese Höhle.«
    »Wo ist sie bloß hin?«, überlegte Mattim verwirrt. Er hatte ihnen nicht gesagt, dass er einen Schatten hier hatte verschwinden sehen.
    Auf einmal stieß Alita einen erschrockenen Schrei aus und ließ die Fackel fallen. Mit einem Zischen verlosch das Licht, und sie standen im Dunkeln.
    »Musst du die Fackel ausgerechnet in eine Pfütze werfen?«, fragte Mattim mit möglichst ruhiger Stimme, während sein Herz heftig pochte.
    »Mich hat etwas berührt«, rief Alita. »Da war etwas. Da, schon wieder!« Sie schrie schrill auf.
    »Ganz ruhig«, bat Palig, »wir müssen hier nur raus, bleibt alle ruhig.«
    Mattim griff dorthin, wo Alita eben noch gestanden hatte, bekam ihren Arm zu fassen und zog sie in die Richtung, in der er den Gang vermutete. Sie hörte einfach nicht auf zu schreien. Blind tastete er sich die Wand entlang, während das Schreien nicht abebbte. Es fuhr ihm durch Mark und Bein. Das Gewölbe vervielfachte jeden Laut und verwandelte die stille, feuchte Höhle in einen brüllenden, kreischenden Hexenkessel. Mattim verlor fast den Verstand, während er Alita hinter sich herschleifte. Mit der rechten Hand fasste er ins Leere; dort musste der Tunnel nach draußen liegen. Plötzlich begann Alita wild um sich zu schlagen und stieß ihn von sich.
    Er versuchte sie einzufangen, aber sie war schon fort, und das Geschrei in der Höhle schien sich zu vertausendfachen. Blindlings lief er los, dem Tageslicht entgegen, wobei er gegen Wände und herabhängende Felskanten stolperte. Blut lief ihm übers Gesicht, als er schließlich

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