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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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ihm als dem Prinzen gebührte. Später, als er selbst zur Brückenwache gehörte, hatte er mit ihm in einem dämmerigen Keller gesessen und beim Mackspiel zugesehen.
    »Du stellst dich uns nicht in den Weg!«, rief Mattim. »Du nicht!«
    Der Wächter war mindestens ebenso wütend wie er. Verbissen parierte er Mattims Schwerthiebe.
    »Verfluchte Schatten! Das hier ist dein Werk!«
    Mit wuchtigen Schlägen trieb er den jungen Prinzen von der Brücke hinunter. Mattim musste sich darauf konzentrieren, ihm Widerstand zu leisten, seine Schwachstelle zu erkennen. Daran, diesen Menschen zu beißen, war nicht zu denken, auf die Weise kam er nicht an ihn heran. Er hoffte nur, dass es bei den anderen Schatten auf der Brücke besser lief. Wenn nicht …
    Aber dies war seine Nacht. Dies war sein Akink und seine Brücke und seine Untertanen, seine Schatten. Er stürmte wieder vorwärts und drängte den Mann gegen die Säulen am Fuß der Brücke. Dann japste der Wächter plötzlich auf. An seinem Knöchel hing der Flusshüter, den er ins Herz getroffen hatte. Mit letzter Kraft war er auf dem Boden zu ihnen gerobbt.
    »Verda…« Der Fluch blieb unausgesprochen. Aus der Uniform sprang ein Wolf, winselte und blieb unschlüssig stehen. Doch die Wölfe führten den Kampf gegen die Schatten nicht fort, so entschlossen sie als Menschen auch gewesen sein mochten. Das graue Tier hielt die Schnauze in die Luft, überwältigt von den vielen neuen Gerüchen und Wahrnehmungen.
    Mattim dagegen bückte sich und half dem erstochenen Flusshüter auf.
    »Falls du denkst, du stirbst gerade, irrst du dich.«
    Der Mann wischte sich das Blut vom Mund. Er wirkte ebenso verwundert wie der Wolf nach seiner Verwandlung.
    »Komm! Wir müssen die Brücke in unsere Gewalt bringen, bevor Verstärkung kommt!«
    Der Moment der Überraschung war vorbei. Auf der gesamten Länge der Brücke wurde inzwischen heftig gekämpft. Schatten und Schattenwölfe überwältigten gemeinsam die verzweifelten Verteidiger. Immer wieder huschte ein zu Tode erschrockener Wolf in Richtung Wald. Manchmal verriet ein lautes Klatschen, dass die Wächter einen der Schatten über das Geländer gestoßen hatten. Doch jeder, den sie verletzten, kämpfte tapfer weiter. Und obwohl die Hörner auch auf der Brücke ertönten, kam keine Verstärkung aus Akink.
    Die Akinker versuchten das Tor zu schützen. Soldaten jagten die Schatten durch die Straßen. Im ohrenbetäubenden Geheul der Wölfe vor den Mauern, in diesem Chaos aus Geschrei, Tränen und Kampflärm ging der Hilferuf von der Brücke unter. Einige wenige erkannten, was gespielt wurde, aber die Schatten ließen ihnen keine Chance. Einen Feind, der durch Wände gehen konnte, durch die Straßen zu hetzen, war schwierig genug; einen einzelnen Schatten aufzustöbern und zu umringen, verlangte nach vielen Soldaten. Doch es waren nicht einer oder zwei oder zwanzig. Mehrere hundert Schatten strömten durch die Risse zwischen beiden Städten, gingen durch Wände, tauchten hinter den Kriegern auf und verschwanden wieder nach einem kurzen Griff, einem Biss, einem Aufschrei.
    Der König sah von seinem Fenster aus in die Dunkelheit. Er hörte den Lärm des Kampfes, die Schreie der Verwundeten und Verwandelten. Neue Wölfe antworteten auf das nicht enden wollende Geheul vor den Mauern.
    »Alles nur Ablenkung«, sagte er. »Sie sind an der Brücke.«
    »Aber sie können die Brücke nicht erobern«, wandte Elira ein. »Es ist unmöglich! In all den Jahren – nie! Sie können nicht zweihundert Brückenwächter überwältigen!«
    »Das dachten wir«, sagte Farank leise. »Hörst du? Das Horn ist verstummt. Wer auch immer es geblasen hat, lebt nicht mehr.«
    »Wir müssen etwas tun!«, schrie Elira. »Wir müssen sie daran hindern!«
    »Sie werden kommen.«
    »Nein! Nein! Tu etwas! Bitte, Farank, tu etwas!«
    »Es gibt nichts, was wir tun könnten.« Der König seufzte. »Außer kämpfen. Bis zum letzten Atemzug. Und in Würde sterben, bevor sie uns in einen der Ihren verwandeln. Wo ist mein Schwert?« Er winkte einem Diener.
    »Farank!« Die Königin hielt ihn am Arm fest. »Nicht!«
    »Was verlangst du? Dass ich hier warte, bis sie die Burg stürmen? Bis eine Flut von Wölfen sich über die Treppe ergießt? Bis wir die Einzigen sind, die noch übrig sind?«
    »Ja«, sagte Elira. »Denn wenn du fällst, wird das Licht verlöschen. Du musst dich verschanzen, verstecken …«
    »Noch haben sie Akink nicht erobert. In einer Nacht? Eine Handvoll Ungeheuer

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