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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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war ganz schön, ein paar Tage lang, wie Ferien … Du bist fünfzehn. Du willst zurück zu deinen Eltern. Zu Attila. Zu deinen Freunden.«
    Réka schüttelte den Kopf. »Gar nicht. Es geht mir hier gut. Ich mach mir einfach nur Gedanken, wie ich beides haben könnte. Aber richtig zurück und ganz normal leben?« Sie lachte. »Dafür ist es zu spät.«
    »Vielleicht nicht«, murmelte Hanna. Ihre Hand lag auf dem Kopf des Wolfes. Sie spürte seine Schnauze an ihrem Bein, seinen Atem, seine Wärme. Wusste er, was sie tun würde? Mattim oder Réka. Réka oder Mattim. Es war immer dieselbe Entscheidung, immer wieder.
    »Du bist stark genug«, flüsterte sie ihm zu. »Und ich auch. Stark genug – dafür …«
    Sie sah zu ihm hinunter und begegnete seinem grauen, ernsten Blick. Es schnürte ihr das Herz zusammen. Mattim. Wie soll ich nur ohne dich leben?
    Wir sind stark genug.
    Sie wandte sich an das Mädchen. »Du wirst es nicht lange aushalten, Réka«, sagte sie.
    »Oh doch. Kunun ist hier. Weißt du noch, Hanna, als wir über die große Liebe gesprochen haben? Er ist es. Das weiß ich. Wenn ich hier bin, in seiner Nähe, obwohl er gar nicht mit mir spricht, bin ich glücklich. Es reicht, dass er hier ist. Es genügt. Ich habe nicht gewusst, dass so wenig genügen kann.«
    »Du wirst dich nach dem Licht sehnen«, sagte Hanna. »Du wirst solches Heimweh haben … und dann kommst du zu uns. Nach Budapest. Du wirst nicht gehen wollen, wenn der Tag beginnt, denn das Licht ist alles, was du willst. Das lebendige Licht. Du wirst spüren, dass dein Herz nicht schlägt, und die Sehnsucht nach Leben wird über dich kommen … Dann wirst du durch die Straßen gehen und jemanden suchen, den du beißen könntest, um an dieses Leben zu gelangen. Es ist gar nicht so einfach, einen Menschen zu finden, der einen derart nah an sich heranlässt. Wird es Attila sein? Attila, der dich umarmen wird, weil er dich liebhat?«
    Réka schüttelte heftig den Kopf. »Dass du immer gleich so schwarzsehen musst. Mir geht es gut, wirklich, und ich brauche sonst nichts. Und wenn … ich meine, wenn ich zurückwill … so schlimm ist es dann auch nicht. Sie alle tun das. Kunun. Atschorek. Sogar Mattim, und du hast ihn trotzdem geliebt.«
    Atschorek hatte sie gefunden. »Du solltest jetzt besser gehen, Hanna. Die Wölfe werden laufen.«
    Hanna umarmte Mattim ein letztes Mal. Sie wusste nicht, woher sie die Kraft nahm, ihn wieder loszulassen. »Ich liebe dich«, flüsterte sie ihm zu. »Beim Licht, ich liebe dich.«
    Dann stand sie auf, obwohl es nahezu unmöglich war, sich von dem goldenen Wolf zu trennen, und umarmte das Mädchen. Sie legte die Hände auf Rékas Wangen, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte: »Nimm teil an meiner Seele.«
    Als das Tor sich öffnete, setzte sich das Rudel in Bewegung. Bela war der Anführer. Schwarz und riesig führte er die anderen aus dem Hof, der Brücke zu. Silbergraue und hellgraue und dunkelgraue Tiere, braune und sandfarbene – und zwischen ihnen brannte Wilders Flammenfell.
    »Es tut weh«, rief Réka. »Es tut so weh!« Sie presste die Hände gegen ihre Brust. »Was hast du gemacht, Hanna? Es tut mir weh. Mein Herz. Es schlägt! Was hat das zu bedeuten? Mein Herz schlägt!«
    »Du bist wieder ein Mensch«, erklärte Hanna.
    »Das geht doch gar nicht!«, rief Réka. »Wie kann ich wieder ein Mensch sein? Es gibt keine Erlösung!«
    »Es geht«, widersprach sie. »Ich habe dir einen Teil meiner Seele gegeben. Merkwürdig, ich spüre gar nichts. Ich dachte, es würde sich irgendwie anfühlen, als hätte ich etwas verloren.«
    »Du hast mir was gegeben?«
    »Nur einen Kuss«, flüsterte Hanna. »Ich wollte ihn Mattim geben … Aber ich muss dich nach Hause bringen, Réka. Ich konnte nicht anders. Sie warten so sehr auf dich.«
    Das Mädchen starrte sie fassungslos an. »Ich bin ein Mensch? Ich soll wieder nach Hause?«
    »Ja!« Hanna lachte, sie griff nach ihrer Hand. »Komm. Komm, Réka! Deine Mutter wird die Tür öffnen … Du kannst dir nicht vorstellen, was sie alle durchmachen. Komm!«
    »Das durftest du nicht«, sagte Réka entsetzt. »Du hast einfach … ohne mich zu fragen? Ohne mich zu warnen? Ich will es nicht! Ich will hierbleiben! Ich will nicht nach Hause und wieder zur Schule gehen und so leben, als wäre all das hier nie gewesen! Ich will nicht!«
    »Réka, ich dachte …«
    »Ja, du dachtest!«, schrie Réka. »Oh, ich hasse dich! Du hattest kein Recht, das zu tun! Ich will

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