Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
Vom Netzwerk:
entkommen.«
    »Das sagst du jetzt! Das letzte Mal …«
    »Vielleicht, ich meine … warum … Polizei?«, stotterte Zoltan verwirrt.
    »Halt den Mund«, fuhr Atschorek ihn an. »Wir machen es hier und jetzt. Wenn es funktioniert, wiederholen wir es oben in meiner Villa. Heute noch. Es wird nicht schwer sein, einen anderen Dummkopf aufzugabeln. Oder wir nehmen gleich jemanden, von dem wir wissen, dass er gut für uns kämpfen wird.« Sie sah an Kunun vorbei zu Mattim hinüber. »Hanna zum Beispiel.«
    »Nein!«, brüllte Mattim auf, und vielleicht war es dieser unverhohlene Gefühlsausbruch, der den jungen Ungarn erkennen ließ, dass er hier in etwas hineingeraten war, das nicht gut ausgehen konnte.
    »Ich geh jetzt besser«, entschied er, aber er schaffte es nur zurück in den offenen Fahrstuhl. Es gelang ihm nicht einmal mehr, die Verriegelung zu lösen. Atschorek riss ihn zurück, und im selben Moment war Kunun schon an ihrer Seite und zog den jungen Mann wieder in den Kellerraum.
    Zoltan begann zu schreien.
    »Halt seinen Arm in den Käfig!«, rief Kunun Mattim zu.
    Der Junge stand da, ohne sich zu rühren, fassungslos, während seine Geschwister den Fremden zum Käfig zerrten. Zoltan kämpfte wie ein Wahnsinniger, schlug und trat um sich. Kunun und Atschorek hatten alle Hände voll zu tun, ihn zu bändigen.
    »Mattim!«
    Der Wolf sprang wie rasend umher, Schaum vor dem Maul. Mattim hatte noch nie so etwas Fürchterliches gesehen. Als wäre er tollwütig, tobte Bela in dem eisernen Käfig umher. Der Anblick des Wolfes verlieh dem ausersehenen Opfer ungeahnte Kräfte. Es gelang Zoltan, Atschorek zur Seite zu stoßen, irgendwie wand er sich aus Kununs Griff und stürzte wieder zurück in den Fahrstuhl. Mit gehetztem Blick drückte er auf die Knöpfe, die Tür begann sich zu schließen.
    »Halt ihn fest, Atschorek!«, brüllte Kunun. »Beiß ihn!«
    Atschorek sprang Zoltan nach, und die Tür öffnete sich wieder. Der junge Mann schubste sie mit aller Gewalt aus der Kabine und hämmerte gegen die Knöpfe.
    Kunun stieß Mattim zur Seite, um die Klappe des Käfigs zu öffnen.
    Bela schnellte aus seinem Gefängnis, wetzte durch den Kellerraum und fuhr wie ein Blitzstrahl durch den sich gerade schließenden Spalt der Lifttür. Der durchdringende Schrei eines Menschen in Todesangst gellte durchs Haus.
    »Er bringt ihn um!«, rief Mattim. »Tu etwas! Kunun!«
    Kunun seufzte. Selbst er war blass geworden.
    »Das letzte Mal«, sagte Atschorek leise, »war es Runia. Wir mussten sie erschießen.«
    »Wir?« Kunun hob den Blick. »Ich. Ich habe Runia getötet. Und wenn es sein muss, werde ich auch Bela töten.«
    Die Vampirin hämmerte auf den Fahrstuhlknopf. »Er ist blockiert, er wird nicht mehr runterkommen. Müssen wir jetzt etwa hier warten, bis jemand uns hilft?«
    »Wir gehen durch die Decke«, sagte Mattim. »Dazu müssen wir nur auf den Käfig steigen. Mach das Licht aus.«
    »Ich liebe diesen Jungen«, meinte Atschorek. »Wenn ich ihn nicht gerade erwürgen möchte. Geh voran.«
    Mattim kletterte hinauf ins Erdgeschoss, dicht gefolgt von seinen Geschwistern.
    Die Lifttür stand offen. Zoltan lag am Boden in einer Blutlache, einer seiner Füße ragte aus dem Aufzug heraus. Mit fahlem Gesicht starrte er sie an, ohne sie zu sehen.
    Atschorek streckte die Hand aus und berührte das, was von seinem Hals übrig geblieben war. »Kein Puls.«
    »Das sagt nicht viel aus, nicht wahr?«, fragte Mattim.
    »Ich wusste gar nicht, dass du im Anblick des Todes so spöttisch sein kannst.« Atschorek erhob sich wieder.
    »Und ich wusste nicht, dass du deine Freunde in den Tod schicken kannst, ohne mit der Wimper zu zucken«, gab Mattim zurück.
    Ihm war schlecht und elend vor Entsetzen, aber zugleich war er so unglaublich wütend, dass er es kaum aushalten konnte. Er brauchte irgendjemanden, den er zur Rechenschaft ziehen konnte, den er für das, was hier geschehen war, schlagen konnte …
    »Kommt her, sofort!«
    Kununs Stimme rief sie zum Innenhof. Der Wolf stand in der Mitte des Hofs, gleich neben dem Brunnen. Die Laternen beschienen sein dunkles Maul, von dem etwas noch Dunkleres tropfte. Herausfordernd waren seine glänzenden Augen auf sie gerichtet. An den Balkongeländern auf den verschiedenen Stockwerken hatten sich die Schatten zusammengefunden und starrten hinunter. Ihre leisen Stimmen lagen wie eine Wolke aus Geflüster über dem Innenhof.
    »Wir müssen ihn in den Käfig schaffen«, überlegte Kunun. »Anders bekommen wir

Weitere Kostenlose Bücher