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Mahlstrom

Titel: Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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Fragen, Punkt. Da gab es so gut wie kein Risiko für größere Sicherheitslecks.
    »Haben Sie La Salle auf dem Schirm?«, fragte Lubin und zoomte das Schachbrett hoch.
    »Klar.«
    »Was befindet sich dort unten?«
    »Heutzutage nicht mehr sonderlich viel. Ursprünglich war das ein Einzelhandelszentrum, aber die meisten Händler sind in die Vorstädte gezogen. Jetzt sind nur noch eine Menge leere Geschäfte übrig.«
    »Nein, ich meine den Aufbau des Gebäudes selbst. Zwischendecken, Wartungstunnel, solche Dinge. Warum sehe ich davon nichts auf der Karte?«
    »Ach, verdammt, das Zeug ist uralt. Aus dem 20. Jahrhundert oder noch älter. Vieles davon wurde nie in die Datenbanken aufgenommen. Als wir unsere Daten aktualisiert haben, wurden diese Gebäude höchstens noch von Obdachlosen und Wireheads benutzt, und bei all den Problemen, die wir in der letzten Zeit mit korrumpiertem Datenmaterial hatten …«
    »Sie wissen es nicht?« Ein leiser Piepton ertönte in Lubins Kopf: Jemand wollte ihn sprechen.
    »Womöglich hat irgendjemand die alten Baupläne irgendwo auf einem Kristall gespeichert. Ich könnte mal nachschauen.«
    »Tun Sie das.« Lubin wechselte den Kanal. »Lubin.«
    Es war der oberste Wachmann auf dem Uferdamm. »Wir verlieren den Klebschaum.«
    »Schon?« Ihnen hätte eigentlich noch eine Stunde Zeit bleiben müssen.
    »Es liegt nicht nur am Regen, sondern auch an den Regenwasserkanälen. Sie leiten überschüssiges Wasser aus der gesamten Stadt durch den Uferdamm hinaus. Haben Sie gesehen, was für Wassermengen diese Abflussrohre ausspucken?«
    »Nicht in jüngster Zeit.« Das wurde ja immer besser.
    Burton, der sich vorbildlich um seine Aufgaben kümmerte, schien trotzdem stets ein Ohr in Lubins Richtung gespitzt zu haben. »Ich komme direkt zu Ihnen«, sagte Lubin nach einem kurzen Moment.
    »Schon in Ordnung«, sagte der Uferdamm. »Ich kann auch einfach eine optische Verbindung für Sie …«
    Lubin schloss den Kanal.
     
    Ein Wasserfall so breit wie ein Tankfahrzeug stürzte aus einer Öffnung in der Verkleidung des Uferdamms. Lubin konnte nicht einmal erraten, mit welcher Wucht das Wasser daraus hervorströmte. Es schoss mindestens vier Meter weit durch die Luft, ehe es von der Schwerkraft nach unten gezogen wurde. Der Klebschaum war überall darum herum zurückgedrängt worden, und der Lake Michigan wogte und brodelte auf der frei gewordenen Fläche und eroberte immer mehr Terrain zurück.
    Großartig.
    Entlang des gesicherten Uferstreifens gab es elf Abflussrohre dieser Art. Lubin beorderte zwei Dutzend Mann aus der Innenstadt an den Uferdamm.
    Das Stadtentwicklungsbüro meldete sich in seinem Ohr. »… ben … unden …«
    Er drehte die Filter an seinem Headset hoch, und das Tosen des Sturms ließ etwas nach. »Wie bitte?«
    »Wir haben etwas gefunden! Zweidimensional und mit schlechter Auflösung, aber wie es aussieht, gibt es dort unten nichts außer einer Wartungsröhre über der Decke und einem Abwasserschacht unter dem Fußboden.«
    »Hat er eine Zugangsmöglichkeit?« Selbst mit hochgedrehten Filtern konnte Lubin seine eigenen Worte kaum verstehen.
    Die Technikabteilung schien damit allerdings keine Schwierigkeiten zu haben. »Natürlich nicht im Einkaufszentrum selbst. Aber unter dem nächsten Häuserblock gibt es eine technische Anlage.«
    »Und wenn sie in den Abwasserschacht gelangt?«
    »Dann würde sie höchstwahrscheinlich in der Aufbereitungsanlage bei Burnham landen.«
    Burnham hatten sie abgedeckt. Aber … »Was meinen Sie mit höchstwahrscheinlich ? Wo könnte sie sonst landen?«
    »Wenn es so richtig schüttet, werden die Abwasser- und Regenwasserkanäle zusammengelegt. Das verhindert, dass die Aufbereitungsanlagen überfließen. Allerdings ist das nicht so schlimm, wie es klingt. Bei Unwettern wie diesem ist die anfallende Wassermenge so groß, dass die Abwässer stark verdünnt werden …«
    »Wollen Sie damit sagen …« Ein Blitz zerschnitt den Himmel in gezackte Bruchstücke. Lubin zwang sich zu warten. Der Donnerschlag, der kurz danach durch die Dunkelheit hallte, war ohrenbetäubend. »Wollen Sie damit sagen, dass sie sich möglicherweise in den Regenwasserkanälen befindet?«
    »Nun, theoretisch schon. Aber das spielt keine Rolle.«
    »Warum nicht?«
    »Es müssten schon große Mengen Wasser durchfließen, damit die Systeme zusammengelegt werden. Und ihr Flüchtling würde noch im selben Moment nach unten gezogen werden und ertrinken. Sie könnte unmöglich gegen die

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