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Mahlstrom

Titel: Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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Clarke ist unterwegs«, grübelte eine ferne Stimme.
    Lubin versuchte, sie zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen.
    »Kenneth Lubin wurde in Sewastopol gesichtet«, stellte die Stimme fest. »Aktuellen Berichten zufolge wurde er innerhalb der letzten achtundvierzig Stunden auch in Whitehorse und Philadelphia gesehen. Lenie und Lubin kehren zurück. Sind Sie ein Freund von Alliterationen?«
    Sehr merkwürdig , dachte er.
    »Wir halten Ausschau nach Kenny und Lenie«, fuhr die Stimme fort. »Wir beabsichtigen, beide Parteien in eine neue Umgebung mit akzeptablem Salzgehalt zu transferieren, in direkter Übereinstimmung mit den in dieser Umgebung herrschenden Temperaturen. Mögen Sie Reime?«
    Das ist ein neuronales Netz , wurde ihm klar. Ein Turing-Programm. Möglicherweise ein Gel. Was immer da mit ihm sprach, es war nicht programmiert worden. Es hatte mithilfe von Versuch und Irrtum zu sprechen gelernt und seine eigenen Satzbau- und Grammatikregeln entwickelt. Man hatte Lubin solche Geräte – oder Organismen oder was immer sie sein mochten – schon vorgeführt. Sie lernten die Regeln recht schnell, doch sie schienen stets ein paar besondere stilistische Eigenheiten mit einzuflechten. Es ließ sich nur schwer feststellen, woran das lag. Ihre Logik entwickelte sich Synapse für Synapse. Sie widersetzte sich jeder konventionellen Analyse.
    »Nein«, sagte er probehalber. »Eigentlich mag ich keine Reime. Auch wenn das nicht immer zutrifft.«
    Kurzes Schweigen herrschte. Dann: »Wunderbar. Ich hätte dafür bezahlt, wissen Sie?«
    »Höchstens mittelprächtig. Was bist du?«
    »Ich bin derjenige, der Ihnen von Lenie und Kenny berichtet. Mit denen wollen Sie sich bestimmt nicht anlegen, mein Freund. Sie wollen doch sicher wissen, auf wessen Seite Sie stehen, oder?«
    »Na dann sag's mir.«
    Keine Antwort.
    »Hallo?«
    Immer noch nichts. Und zu allem Überfluss hatte auch sein Versuch, die Stimme zurückzuverfolgen, keinen Erfolg gehabt – der Absender war an der Quelle blockiert.
    Er wartete gute fünf Minuten, für den Fall, dass sich die Stimme noch einmal meldete. Doch das tat sie nicht. Lubin unterbrach die Verbindung an seinem Terminal und klinkte sich in das nächste in der Reihe ein. Dieses Mal vermied er es tunlichst, die Namen Lenie Clarke oder Ken Lubin zu erwähnen. Stattdessen speicherte er die Ergebnisse seines besorgniserregenden Bluttests in einer offenen Datei ab und versah sie mit bestimmten Schlüsselwörtern, die hoffentlich die Aufmerksamkeit der richtigen Parteien auf sich ziehen würden. Dort draußen gab es jemanden, der dieselben Nachforschungen anstellte wie er. Es wurde Zeit, ihn anzulocken.
    Er loggte sich aus und grübelte über ein ebenso offensichtliches wie beunruhigendes Zusammentreffen von Umständen nach:
    Auch die Atombombe, mit der die Station Beebe in die Luft gesprengt worden war, hatte dem Befehl eines intelligenten Gels unterstanden.

Matchmaker
    Prionen: OK
     
    Viren:
    AAV: OK
    Arbo: OK
    Arena: OK
    Rio: gutartig
    Morbill: chron/asymp
    Orbi: OK
    Paramy: hron/asymp
    Parvo: OK
    Picorna: OK
    Hanta: Rest
    Retro: Rest
    Rota: leicht
     
    Bakterien:
    Bazillen: stark/norm
    Kokken: norm
    Myko/Mikro: Standardabweichung mod
    Chlam: OK
    Pilz: nicht krit
    Protozoen: nicht krit
    Nematoden: OK
    Plattwürmer: OK
    Bandwürmer: OK
    Gliederfüßer: OK
     
    Reisefreigabe erteilt.
     
    »Bist du sicher? Keine … keine Schädlinge oder Psychopharmaka?«
     
    Reisefreigabe erteilt. Bitte begeben Sie sich zum Check-in.
     
    »Bist du mit NMR ausgestattet?«
     
    Diese Kabine ist für die Suche nach ansteckenden Parasiten und Krankheiten bestimmt. Wenn Sie sich auf andere Krankheiten untersuchen lassen wollen, suchen Sie bitte eine kommerzielle Medzelle auf.
     
    »Also gut, wo befindet sich die nächste kommerzielle Medzelle?«
     
    Bitte verlassen Sie mich nicht.
     
    »Ich … wie bitte?«
     
    Bleiben Sie, Lenie. Wir können das Problem lösen.
     
    Außerdem gibt es da jemanden, mit dem Sie sich treffen sollten.
     
    Der Bildschirm wurde dunkel. Aus dem Stöpsel in ihrem Ohr drang ein leises knisterndes Rülpsen.
    »Ich bin's«, sagte plötzlich eine Stimme. »Sou-Hon. Vom Busbahnhof.«
    Sie nahm ihren Visor und floh in den gezähmten grünen Dschungel von Wartehalle D. Sie bemerkte kaum, wie sich die Augen überraschter Passanten auf sie richteten. Ohne langsamer zu werden, setzte sie sich den Visor auf.
    »Sie missverstehen mich.« Die Stimme in ihrem Ohr hatte einen flehenden Tonfall angenommen.

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