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Maienfrost

Maienfrost

Titel: Maienfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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war mehr als vage. Lea Goldbachs Vergangenheit sowie ihre momentane Lebenssituation boten auch keinerlei Anhaltspunkte in Bezug auf den Täter. Sie lebte allein. Weder ihren Eltern noch den Arbeitskollegen im Hotel war bekannt, ob sie derzeit einen festen Freund hatte. Zeugenaussagen zufolge war sie nie in Begleitung eines Mannes gesehen worden.
    Henning überlegte: »Liegt euch mittlerweile der Obduktionsbericht vor?«, erkundigte er sich.
    Peer verneinte. »Bisher noch nicht.«
    »Um zu wissen, von welcher Art Motiv der Täter getrieben wurde, sollte schnellstmöglich geklärt werden, ob Lea Goldbach möglicherweise Opfer eines Sexualverbrechens wurde. Auch wenn bislang nichts daraufhin weist, solltet ihr diese Variante in Betracht ziehen, zumindest so lange, bis euch das rechtsmedizinische Gutachten vorliegt. Hast du schon mal darüber nachgedacht, einen Profiler hinzuzuziehen?«
    »Nachgedacht schon«, gestand Kommissar Boström. »Aber im Augenblick hoffe ich offen gestanden, den Fall aus eigener Kraft und mit unseren Kollegen vor Ort klären zu können. Allerdings befürchte ich, dass sich der Staatsanwalt nicht mehr lange hinhalten lässt. Wenn wir nicht binnen kürzester Zeit mit einer verwertbaren Spur aufwarten können, wird er darauf bestehen, dass wir Hilfe von außerhalb anfordern.«
    »Diese Aussicht scheint dir nicht sonderlich zu behagen«, stellte Henning fest.
    »Würdest du denn freiwillig einen dir anvertrauten Fall aus der Hand geben?«, konterte Peer mit einer Gegenfrage.
    »Natürlich nicht! Du hast völlig Recht. Ich würde mich in meiner Ehre gekränkt fühlen. Trotzdem solltest du dich nicht generell gegen fremde Hilfe sperren. Was hältst du davon, wenn ich ein wenig für euch recherchiere?«
    Peer sah ihn verwundert an. »Kannst du mir verraten, was du darunter verstehst?«, wollte er wissen.
    »Zuerst einmal müsstest du mir Akteneinsicht gewähren, damit ich mir einen Überblick über den Fall verschaffen kann. Außerdem würde ich gerne mit dem zuständigen Rechtsmediziner sprechen. Meinst du, es wäre dir möglich, mir einen Termin bei ihm zu besorgen?«
    »Du meinst bei Doktor Probst?«, vergewisserte sich Kommissar Boström. Henning nickte. »Offen gestanden weiß ich nicht, was du dir davon erhoffst. Der Mann steht bereits unter massivem Druck seitens der Polizei. Er weiß, dass wir Ergebnisse von ihm erwarten.«
    Doch Henning, die Skepsis in Peers Stimme überhörend, blieb hartnäckig: »Kannst du nun einen Termin vereinbaren oder nicht?«
    Kommissar Boström gab nach. »Ich werde sehen, was sich machen lässt. Allerdings nur unter einer Bedingung: Wenn Doktor Probst einem Gespräch zustimmt, will ich dabei sein.«
    Kurz nach acht am nächsten Morgen klingelte Henning Lüders Telefon. Peer war am Apparat. »Bist du bereit für einen Abstecher in die Welt der Katakomben?«, erkundigte er sich scherzhaft. »Ich habe für neun Uhr einen Termin bei Doktor Probst vereinbaren können. Er ist einverstanden, sich mit dir zu unterhalten. In zehn Minuten bin ich bei dir.«
    Eine knappe Stunde später standen sich die beiden Kriminalisten und der Pathologe in den sterilen, weiß gekachelten Kellerräumen des rechtsmedizinischen Institutes gegenüber. Kommissar Boström stellte Henning als einen pensionierten Kollegen vor. Gleichzeitig bat er den Pathologen darum, Stillschweigen über seine Anwesenheit zu wahren.
    Dem Arzt kam dieses Ansinnen zwar merkwürdig vor, doch er hatte im Moment mehr als genug eigene Probleme, um sich darüber weitere Gedanken zu machen.
    Als sie einander begrüßt hatten, bat Doktor Alexander Probst die Besucher in sein Büro. Der fensterlose Raum, in den er sie führte, war winzig, gerade groß genug, um ein Aktenregal und einen von Papieren überquellenden Schreibtisch zu beherbergen. Nachdem der Rechtsmediziner den beiden Beamten einen Platz auf zwei zwischen Tür und Schreibtisch stehenden Plastikstühlen angeboten hatte, ließ er sich, ihnen gegenüber, in einen schwarzen Ledersessel sinken.
     
    Alexander Probst wirkte müde. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. In einer Geste der Hilflosigkeit raufte er sich sein bereits angegrautes Haar. »Es tut mir Leid meine Herren«, eröffnete er das Gespräch, »dass der Obduktionsbericht diesmal so lange auf sich warten lässt. Aber trotz intensiver Bemühungen gelang es mir bisher nicht, die Todesursache zu klären. Der Fall ist mir ein Rätsel«, gestand der Mediziner. »Neben dem Druck, den die

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