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Maienfrost

Maienfrost

Titel: Maienfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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genau an den richtigen Stellen vorhandenen Rundungen verhüllte. Ihr sonnengebräunter Body entsprach exakt den Maßen, die ihm vorschwebten. Aufgrund ihrer Lage blieb es ihm jedoch versagt, einen Blick auf ihr Gesicht werfen zu können. Dieses zu erkunden, musste warten. Weitaus wichtiger erschien es ihm zu wissen, ob sie in Begleitung war. Nachdem er die nähere Umgebung nach Hinweisen, die darauf schließen ließen, abgesucht und erleichtert festgestellt hatte, dass sie allem Anschein nach allein war, verlangsamte er sein Tempo, um den nächstgelegenen Strandzugang anzusteuern. In dem dahinter liegenden Waldabschnitt staute sich die Hitze. Den von der Sonne aufgeheizten Kiefern entströmte ein betörendes Aroma. Doch seine Sinne schienen dafür unempfänglich zu sein, vielmehr waren sie darauf gerichtet, sich die vor ihm liegende Wegstrecke einzuprägen. Entlang der Straße lief er zu seinem Wagen zurück. Als er ihn erreicht und sich hinter dem Steuer niedergelassen hatte, wendete er, um zu der Stelle, wo er aus dem Wald gekommen war, zurückzufahren. Auf der Suche nach einem freien Platz ließ er seinen Blick über die beidseits der Fahrbahn geparkten Autos schweifen. Nachdem es ihm gelungen war, seinen Wagen in eine der wenigen, noch vorhandenen Lücken zu zwängen, schnappte er sich seine im Kofferraum liegende Sporttasche und sprintete denselben Waldweg zurück, den er erst unlängst in entgegengesetzter Richtung verlassen hatte. Schon von weitem erspähte er jenes zitronengelbe Laken, auf dem sein nächstes Opfer noch immer in unveränderter Position lag. Wenige Schritte von ihr entfernt räumte ein junges Pärchen soeben seinen Platz. Sein Badetuch auf der frei gewordenen Stelle ausbreitend, ließ er sich in angemessenem Abstand dem Objekt seiner Begierde gegenüber nieder. Seiner verschwitzten Sachen entledigt, begann er sich einzucremen. Geschützt durch die dunkel getönte Brille, ließ er seine Beute nicht einen Moment lang aus den Augen. Als hätte das Mädchen gespürt, dass es beobachtet wird, legte es seine Lektüre beiseite und setzte sich auf. Den Kopf in den Nacken werfend, fuhr sie sich mit beiden Händen durch ihr volles, schwarz gelocktes Haar. Obwohl ihr der Sonne zugewandtes Gesicht nicht die von ihm erhofften klassischen Züge aufwies, gab er sich damit zufrieden. Ausschlaggebend war, dass sie dem von ihm gesuchten Typ entsprach.
    Als sie sich wenig später in die angenehm kühlen Fluten der Ostsee stürzte, folgte er ihr unauffällig. Gleich ihr schwamm er in kräftigen, ausholenden Zügen aufs offene Meer hinaus. Seine Schwimmposition vom Bauch auf den Rücken verlagernd, steuerte er ihre Richtung an, um nach ein paar Metern einen mutwilligen Zusammenstoß zu provozieren. Ohne seine Absicht zu durchschauen, ließ sich das junge Mädchen auf ein scheinbar harmloses Wortgeplänkel mit ihm ein. Sie schien einem Flirt nicht abgeneigt. Seine mit einem verlegenen Lächeln hervorgebrachte Entschuldigung quittierte sie mit einem koketten Augenaufschlag.
    Während sie Seite an Seite zum Strand zurückschwammen, gelang es ihm, sie mithilfe geschickt gestellter Fragen auszuforschen. Kurz bevor sie das Ufer erreichten, hatte er alles, was er über sie wissen musste, in Erfahrung gebracht. Sie hieß Lisa Ahrens und war neunzehn Jahre alt. Ihren zweiwöchigen Urlaub verbrachte sie allein in einer kleinen Pension nahe Juliusruh. Zudem gab das junge Mädchen ihm zu verstehen, dass es zurzeit solo sei – es hätte nicht besser laufen können.
    Um im Nachhinein nicht von einem neugierigen Beobachter mit Lisa Ahrens in Verbindung gebracht zu werden, vermied er es, gemeinsam mit ihr das Wasser zu verlassen. Die Rückenlage einnehmend, ließ er sich stattdessen noch einmal aufs Meer hinaustreiben. Die so gewählte Position ermöglichte es ihm, seine Beute die ganze Zeit über im Blick zu behalten. Als er sah, dass das junge Mädchen zum Aufbruch rüstete, schwamm er ohne erkennbare Eile an Land zurück. Nachdem er sich abgetrocknet, angezogen und seine Sachen zusammengepackt hatte, folgte er Lisa, die sich Minuten vorher mit einem verführerischen Lächeln und einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken von ihm verabschiedet hatte. Um kein Aufsehen zu erregen, ließ er ihr einen kleinen Vorsprung. Im Schutz des Kiefernwaldes angelangt, erhöhte er jedoch sein Tempo, um sie einzuholen. Mit aufreizend wiegenden Hüftbewegungen, bekleidet mit einem Hauch von nichts, sah er sie bereits nach der nächsten Wegbiegung vor

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