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Maienfrost

Maienfrost

Titel: Maienfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maren Schwarz
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Wurstbrotes kaute, klingelte ihr Handy. Doktor Probst war am Apparat. Er rief an, um ihren Verdacht zu bestätigen. »Nach unserem Gespräch, habe ich mir Lisa Ahrens noch einmal auf den Tisch geholt. Auf ihr Anraten hin, habe ich sie rasiert und ihre Schläfenpartien nach Einstichstellen hin untersucht. Was soll ich sagen. Sie hatten Recht! Exakt einen Zentimeter hinter dem Haaransatz, in unmittelbarer Nähe eines an dieser Stelle sitzenden Leberflecks, fand ich die Einstichstelle. Ohne ihren Hinweis wäre sie mir nie und nimmer aufgefallen.« Er wirkte zerknirscht. Es war ihm anzumerken, dass es an seiner Ehre kratzte, nicht selbst herausgefunden zu haben, woran die Frauen starben. Andererseits war er erleichtert, den Fall abschließen zu können. Bevor er auflegte, bedankte er sich für ihre Hilfe.
    Nachdem Leona das Telefonat beendet hatte, erzählte sie den beiden Kriminalbeamten, was sie erfahren hatte.
    Im Anschluss daran berichtete sie von ihrem Gespräch mit ihrer Freundin, der Apothekerin. Als sie geendet hatte, herrschte betretenes Schweigen. Während Peer sich nachdenklich am Kopf kratzte, massierte Henning wieder einmal seine Nasenwurzel. Leona indes blickte mit großen Augen ins Leere. Unzählige Male schon hatte sie sich in Gedanken ausgemalt, wie es sich anfühlen würde, endlich hinter das Geheimnis des Todes von Carmen Austen und David Küster gekommen zu sein. Doch anstelle der vermuteten Euphorie machte sich tief in ihrem Inneren eine gähnend schwarze Leere breit. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie auch den Grund dafür. Der soeben erbrachte Beweis bestätigte schließlich definitiv, dass Carmen und David ermordet wurden. Weil die von ihrem Großvater durchgeführte Obduktion mehr offene Fragen als schlüssige Antworten erbrachte, bestand bislang keine Notwendigkeit, den Fall noch einmal aufzurollen. Aufgrund der sich ihr damals bietenden und ihrer Meinung nach offensichtlichen Beweislage ging die Polizei davon aus, dass David, nachdem er Carmen getötet, Selbstmord begangen hatte. Zum wohl tausendsten Mal stand ihr das Tatortfoto vor Augen. Obwohl sie sich anfangs einzureden versuchte, das Rätsel um die Todesursache der beiden nur ihrem Großvater zuliebe herausfinden zu wollen, wusste sie es besser. Der Fall hatte sie derart in seinen Bann gezogen, dass sie ihn längst schon zu ihrer persönlichen Chefsache erkoren hatte.
    »Wer tut so etwas und warum?«, fragte Peer mit brüchiger Stimme in die lastende Stille hinein. »Und weshalb die anschließende Verstümmelung, wenn die Frauen bewiesener Maßen doch schon tot waren? Da auch ein Sexualverbrechen definitiv ausgeschlossen werden kann, frage ich mich, welche Beweggründe es geben könnte, um solch eine Tat zu verüben. Hat einer von euch eine Idee?«
    »Wie wäre es mit Hass?«, fragte Leona.
    »Hass«, hakte Peer, das Wort wie zähes Fleisch in die Länge ziehend, nach. »Darf ich fragen, was Sie zu dieser Annahme veranlasst?«
    »Ich denke, um zu solch einer Tat fähig zu sein, muss man einen geradezu unbändigen Zorn in sich verspüren …«
    »Das geradezu akribische Vorgehen, mit dem der Täter die Morde plant und ausführt, lässt mich diese Möglichkeit anzweifeln«, mischte sich Henning, der bisher als stummer Zuhörer fungierte, in das Gespräch ein. »Eine blindwütig verstümmelte Leiche sieht anders aus – das könnt ihr mir glauben. Ich vermute eher, dass hier ein eiskalt vorgehender Psychopath am Werk war. Einer, der nichts dem Zufall überlässt.«
    »Was hat eigentlich deine Reise in die Sächsische Schweiz erbracht?«, fragte ihn Peer, der mittlerweile seinen Widerstand aufgegeben hatte, einen Zusammenhang zwischen den Taten zu vermuten.
    Henning schlug sein Notizbuch auf, um seine wichtigsten Erkenntnisse stichpunktartig zusammenzufassen. Am Ende seines Berichts angekommen, erkundigte er sich bei Peer, ob dieser inzwischen wisse, wo sich Micha Kronstedt aufhielt.
    Sein Freund nickte. »Ich konnte herausfinden, dass er seine Ferien in der Pension ›Störtebecker‹, unweit des Meereskundemuseums verbringt.«
    »Glaubst du noch immer, es sei Zeitverschwendung, ihn zu verhören?«
    »Es hat nichts damit zu tun, was ich glaube, sondern vielmehr damit, dass ab sofort nicht mehr ich, sondern meine Kollegen vom LKA diese Entscheidung zu treffen haben. Dort nämlich ruht unser Fall seit heute Morgen. Anscheinend traut man uns nicht zu, dass wir den Täter auch ohne Verstärkung von oben zu fassen bekommen.«

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