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Maigret 17

Maigret 17

Titel: Maigret 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simenon
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Galavorstellung und den »Goldregen« anschauen – weiß Gott, was kümmert es sie.
    »Ich gehe an die Arbeit«, sagte er.
    Er drückte Boutigues die Hand und entfernte sich, wobei er kurz stehenblieb, um ein Auto im Wert von dreihunderttausend Francs vorbeizulassen, in dem ein achtzehnjähriges Mädchen am Steuer saß, das stirnrunzelnd geradeaus starrte.
    ›Brown ist ermordet worden‹, wiederholte er sich mehrmals.
    Allmählich begann er, den Süden nicht mehr zu unterschätzen. Er kehrte dem Café Glacier den Rücken, und um nicht rückfällig zu werden, befahl er sich wie einem Untergebenen:
    ›Herausfinden, was Brown am Mittwoch zwischen zwei und fünf Uhr nachmittags gemacht hat …‹
    Es galt also den Bus zu nehmen und nach Cannes zu fahren.
    Maigret wartete neben einer Straßenlaterne auf ihn, die Hände in den Taschen und die Pfeife zwischen den Zähnen, mit mürrischer Miene.

6
    Der schamhafte Begleiter
    I
    n Cannes widmete sich Maigret stundenlang einer eintönigen Arbeit, die normalerweise Aufgabe der Inspektoren ist. Aber er brauchte Beschäftigung, er mußte das Gefühl haben, daß er etwas tat.
    Bei der Sittenpolizei war Sylvie bekannt, sie wurde dort im Register geführt.
    »Ich hab nie Ärger mit ihr«, sagte der Beamte, der für ihr Viertel zuständig war, »sie ist ein ruhiges Mädchen, und sie erscheint fast regelmäßig zur Untersuchung.«
    »Und die Liberty Bar?«
    »Haben Sie von ihr reden gehört? Eine merkwürdige Pinte! Sie hat uns einige Zeit Ärger gemacht, und sie ärgert immer noch etliche Leute. Fast jeden Monat bekommen wir einen anonymen Brief, in dem was über sie steht. Erst hat man die dicke Jaja verdächtigt, daß sie mit Drogen handelt, und sie ist überwacht worden. Ich kann Ihnen versichern, es ist nichts Wahres dran. Andere wollten wissen, daß sich im Hinterzimmer Leute mit besonderen sexuellen Vorlieben treffen.«
    »Daß das nicht stimmt, weiß ich«, sagte Maigret.
    »Ja. Es ist alles viel harmloser als das. Die alte Jaja freundet sich mit alten Kerlen an, die auf nichts mehr Lust haben, als sich in ihrer Gesellschaft zu besaufen. Im übrigen hat sie eine kleine Rente, weil ihr Mann bei einem Unfall gestorben ist.«
    »Ja, ich weiß.«
    In einer anderen Abteilung erkundigte sich Maigret nach Joseph.
    »Wir behalten ihn im Auge, weil er bei Pferderennen wettet. Aber es hat nie was gegen ihn vorgelegen.«
    Das Resultat war auf der ganzen Linie gleich Null. Maigret machte sich, die Hände in den Taschen vergraben, mit verbissenem Gesicht daran, durch die Stadt zu laufen. Er war denkbar schlechter Laune.
    Er klapperte die Luxushotels ab und ließ sich die Gästebücher zeigen. Zwischendurch ging er in einem Restaurant in der Nähe des Bahnhofs essen, und um drei Uhr nachmittags wußte er, daß Harry Brown weder in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, noch von Mittwoch auf Donnerstag in Cannes übernachtet hatte.
    Es war lächerlich. Etwas zu tun, nur um etwas zu tun …
    Browns Sohn konnte aber auch mit dem Auto aus Marseille gekommen und am selben Tag wieder zurückgefahren sein.
    Maigret ging also noch einmal zur Sittenpolizei und holte sich das Foto von Sylvie, das dort in der Kartei war. Er hatte auch das von William Brown in der Tasche, das er in der Villa mitgenommen hatte.
    Daraufhin begab er sich in eine andere Umgebung, in die der kleinen Hotels, vor allem in Hafennähe, in denen man nicht nur über Nacht, sondern auch stundenweise ein Zimmer mieten konnte.
    Die Besitzer errieten sofort, daß er von der Polizei war. Solche Leute fürchten schließlich nichts mehr als sie.
    »Einen Moment, ich frage das Zimmermädchen.«
    Der Kommissar stolperte dunkle Treppen hinunter und gelangte an die verrufensten Orte, die einen an den Cour des Miracles, das alte Diebes- und Bettlerviertel von Paris, erinnern konnten.
    »Der Dicke? Nee, ich kann mich nicht erinnern, den je hier gesehen zu haben.«
    Maigret zeigte immer zuerst das Foto von William Brown, dann das von Sylvie.
    Sylvie kannte man fast überall.
    »Sie war mal hier, ja. Aber das ist schon ’ne Weile her.«
    »War es nachts?«
    »Nein, nein. Wenn sie mit jemand kommt, dann immer nur für ›kurz mal‹.«
    Hotel Bellevue, Hotel du Port, Hotel Bristol, Hotel d’Auvergne …
    Und noch andere, die meisten in kleinen Straßen und unauffällig. Sie waren nur beim Vorbeigehen an marmorierten Schildern in gähnenden Hauseingängen zu erkennen, auf denen stand: Fließendes Wasser. Preiswerte Zimmer.
    Maigret stieg über

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