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Maigret 17

Maigret 17

Titel: Maigret 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simenon
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nachdem er in Maigrets und Boutigues’ Richtung einen Gruß angedeutet hatte.
    »Ich muß ihm sagen, was für eine Totenfeier ich arrangiert habe«, sagte Boutigues und stöhnte.
    Die Leute auf dem Markt, die in ihrer Nähe standen, hatten ihr Arbeitstempo verlangsamt und beobachteten das Schauspiel. Schon ein paar Meter weiter jedoch war der übliche Lärm, Schreien und Lachen, Blumen, Früchte und Gemüse in der Sonne, Knoblauchgeruch, Mimosen …
    Vier Männer trugen den riesigen, mit Bronzeornamenten geschmückten Sarg. Boutigues kam zurück.
    »Es ist ihm anscheinend egal. Er hat nur die Achseln gezuckt.«
    Die Menge teilte sich, und die Pferde setzten sich in Bewegung. Harry Brown folgte dem Sarg mit dem Hut in der Hand, den Blick auf die Spitze seiner Lackschuhe gerichtet.
    Die vier Frauen waren ratlos und tauschten Blicke.
    Aber als sich die Menge wieder schloß, fanden sie sich gezwungenermaßen in einer Reihe hinter dem jungen Brown und seinem Sekretär.
    Die Kirchentore standen weit offen. Aus dem Innern strömte ihnen atemberaubende Kühle entgegen. Kein Mensch war in der Kirche.
    Brown wartete auf der obersten Treppenstufe, bis der Sarg aus dem Leichenwagen gehoben war. Er war an Zeremonien gewöhnt, und es störte ihn keineswegs, der Zielpunkt aller Blicke zu sein.
    Er betrachtete ganz ruhig, ohne übertriebene Neugier, die vier Frauen.
    Die Anweisungen waren zu spät gekommen. Im letzten Augenblick merkte man, daß der Organist nicht benachrichtigt worden war. Der Pfarrer rief Boutigues zu sich, sprach leise mit ihm, und als der Inspektor aus der Sakristei zurückkam, erklärte er Maigret mit großem Bedauern:
    »Es gibt keine Musik. Wir müßten mindestens eine Viertelstunde warten. Der Organist ist ausgerechnet heute morgen zum Makrelenfangen gegangen.«
    Ein paar Leute kamen in die Kirche, um einen Blick hineinzuwerfen, und gingen weiter. Brown stand noch immer ruhig da und blickte mit unaufdringlicher Neugier um sich.
    Die Totenandacht ohne Orgelspiel und Gesang war schnell vorüber, der Meßdiener sprengte Weihwasser aus, und gleich darauf nahmen die vier Träger den Sarg wieder auf und trugen ihn hinaus.
    Draußen war es jetzt wieder heiß geworden. Der Zug kam an einem Friseurladen vorbei, wo der Gehilfe im weißen Kittel die Läden hochzog. An einem offenen Fenster rasierte sich ein Mann. Die Leute, die zu ihrer Arbeit unterwegs waren, drehten sich erstaunt nach dem lächerlich kurzen Leichenzug um, der kaum zu dem prunkvollen Leichenwagen paßte.
    Die zwei Frauen aus Cannes und die aus Antibes gingen mit einem Meter Abstand hintereinander. Ein leeres Taxi folgte. Boutigues fühlte sich für die Zeremonie verantwortlich und war nervös.
    »Was meinen Sie, wird alles gutgehen?«
    Es ging alles gut. Der Friedhof wirkte mit seinen vielen Blumen fast ebenso heiter wie der Markt. Neben einer offenen Grube standen der Priester und der Ministrant. Niemand hatte gesehen, wie sie hergekommen waren.
    Harry Brown bekam als erster die Schaufel in die Hand, um Erde auf den Sarg zu werfen. Dann trat eine Stockung ein. Die Alte in Trauer stieß ihre Tochter vor und folgte ihr.
    Brown begab sich bereits eilig wieder zu dem leeren Taxi, das vor dem Friedhofstor wartete.
    Wieder gab es eine Stockung. Maigret hielt sich mit Boutigues abseits. Jaja und Sylvie wollten nicht weggehen, ohne ihm auf Wiedersehen gesagt zu haben. Aber die zwei Frauen in Trauer waren vor ihnen. Gina Martini weinte, sie drückte unter dem Schleier ihr Taschentuch zusammen.
    Ihre Mutter fragte argwöhnisch:
    »Das war doch der Sohn, nicht wahr? Er wird die Villa sehen wollen, oder?«
    »Möglich. Ich weiß es nicht.«
    »Sehen wir Sie heute?«
    Ihre Augen waren indessen auf Jaja und Sylvie gerichtet. Nur die beiden interessierten sie.
    »Wo kommen die her? Man hätte es nicht zulassen dürfen, daß Kreaturen wie die …«
    In den Bäumen sangen die Vögel. Die Totengräber schütteten in gleichmäßigem Rhythmus Erde in die Grube, und je voller sie wurde, desto dumpfer wurde das Geräusch. Den Kranz und die beiden Sträuße hatten sie währenddessen auf das Nachbargrab gelegt. Sylvie sah ihnen wie gebannt zu, mit leerem Blick und blassen Lippen.
    Jaja wartete ungeduldig darauf, daß die zwei anderen gingen, um mit Maigret reden zu können. Sie wischte sich das Gesicht ab. Ihr war heiß, und sie hielt sich nur noch mit Mühe aufrecht.
    »Ja, ja. Ich komme gleich anschließend zu Ihnen …«
    Die schwarzen Kreppschleier entfernten sich zum

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