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Maigret 17

Maigret 17

Titel: Maigret 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simenon
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weg mußte. Und wenn er kam, war er wie ein Schuljunge, der sich freut, daß er endlich wieder Ferien hat …«
    Sie weinte, während sie das alles sagte. Ihr Gesicht sah merkwürdig verzerrt aus, und das rosa Licht, das der Lampenschirm von sich gab, machte es noch gespenstischer.
    Und dazu war noch ihr einer Arm ganz verbunden.
    »Und ich habe nichts davon geahnt! So dumm war ich! Man ist immer dumm in einer solchen Situation. Ich hab die Kleine da eingeladen, hab sie hierbehalten, weil ich dachte, es geht fröhlicher zu im Haus, wenn ein bißchen Jugend da ist.«
    Sylvie rührte sich nicht vom Fleck.
    »Sehen Sie sie sich an! Sie verachtet mich noch zu allem andern! Sie war schon immer so, und ich, ich war so dumm und dachte, sie ist schüchtern. Ich war auch noch gerührt! Wenn ich denke, daß sie meine Morgenmäntel getragen hat, um ihn aufzureizen und ihm zu zeigen, was sie so zu zeigen hat!
    Sie hat ihn haben wollen! Sie und ihr Zuhälter Joseph! William hatte Geld! Und die beiden …
    Sie brauchen nur an das Testament zu denken!«
    Sie setzte die Flasche an und goß den Rum so gierig hinunter, daß man das Glucksen in ihrer Kehle hörte. Sylvie blickte Maigret flehentlich an. Sie konnte sich kaum mehr aufrecht halten. Sie schwankte.
    »Joseph hat es ihm hier im Haus gestohlen. Ich weiß nicht wann. Sicher an einem Abend, wo wir getrunken haben. William hat von dem Testament erzählt. Und der Kerl hat sich gesagt, daß der Sohn von ihm für das Stück Papier höchstwahrscheinlich ’ne Menge zahlt …«
    Maigret hörte kaum noch zu. Er hatte schon geahnt, was kommen würde. Er ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen, über das Bett, das Sofa …
    William und Jaja …
    Und Sylvie auf dem Sofa …
    Der arme William, der natürlich den Vergleich anstellte …
    »Ich hab was geahnt, als Sylvie nach dem Essen rausging und Will einen Blick zuwarf. Ich hab’s nur noch nicht glauben wollen. Aber gleich nachher, als sie fort war, hat er gesagt, daß er auch gehen will. Sonst ist er immer erst abends weggegangen. Ich hab nichts gesagt … Aber ich hab mich angezogen …«
    Die entscheidende Szene, die sich Maigret seit langem ausgemalt hatte. Joseph, der einen kurzen Besuch machte, das Testament bereits in der Tasche. Sylvie, die sich früher als sonst angezogen hatte und stadtfein beim Essen saß, um danach sofort weggehen zu können …
    Jaja registrierte die Blicke, die gewechselt wurden. Sie sagte nichts, sie aß weiter, sie trank. Aber kaum war William fort, da zog sie den Mantel über ihr Hauskleid.
    Niemand in der Bar. Das Haus leer, die Türen geschlossen …
    Alle liefen hintereinander her.
    »Wissen Sie, wo sie ihn erwartet hat? Im Hotel Beauséjour. Ich lief wie eine Verrückte die Straße auf und ab! Am liebsten hätte ich an die Tür geklopft und Sylvie angefleht, ihn mir zurückzugeben. An der Straßenecke ist ein Laden, wo es Messer gibt. Und während sie … während sie oben waren, hab ich ins Schaufenster gestarrt. Ich wußte nicht mehr, was ich … Mir tat nur alles weh. Da bin ich reingegangen und hab ein feststehendes Messer gekauft. Ich glaub, ich hab sogar geweint …
    Dann sind sie zusammen rausgekommen. William war ganz verändert, er sah jünger aus als sonst. Dann schob er Sylvie auch noch in eine Konditorei und kaufte ihr eine Tafel Schokolade.
    Vor der Werkstatt haben sie sich getrennt.
    Dann bin ich losgelaufen. Ich wußte, daß William nach Antibes zurückfahren würde. Gleich außerhalb der Stadt hab ich mich ihm in den Weg gestellt. Es wurde grade dunkel. Er hat mich stehen sehn und hat angehalten …
    Ich hab geschrien: ›Da! Da! Das ist für dich! Und das ist für sie!‹«
    Sie sank in die Kissen zurück, ihr Körper war zusammengekrampft, ihr Gesicht war naß von Schweiß und Tränen.
    »Ich weiß nicht mal mehr, wie er überhaupt weggekommen ist. Wahrscheinlich hat er mich aus dem Auto gestoßen und die Tür zugeschlagen. Ich bin allein mitten auf der Straße gestanden. Beinah hätt mich ein Bus überfahren. Das Messer hatte ich nicht mehr in der Hand. Vielleicht hab ich’s im Auto zurückgelassen.«
    Das einzige, woran Maigret nicht mehr gedacht hatte: William Brown hatte, bevor ihm die Sinne schwanden, offenbar noch die Geistesgegenwart besessen, das Messer irgendwo unterwegs ins Gebüsch zu werfen.
    »Ich bin erst spät zurückgekommen …«
    »Ja. Die Bistros.«
    »Ich bin erst in meinem Bett wieder zu mir gekommen. Ich war ganz krank …«
    Sie richtete sich wieder

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