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Maigret 17

Maigret 17

Titel: Maigret 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simenon
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Kaffee stand auf der abgekühlten Wärmeplatte.
    Als Maigret sich rasierte, entdeckte er die Jetons auf dem Kamin. Er dachte angestrengt darüber nach, was sie in dieser Geschichte zu bedeuten haben konnten.
    ›Brown ist weggefahren, um seine Sauftour zu absolvieren, und ist ermordet worden, entweder bevor er ins Auto stieg, oder im Auto, oder als er durch den Garten ging – oder im Haus …‹
    Er hatte eben die Seife von seiner linken Wange gestreift, als er murmelte:
    »In die Kneipen in Antibes ist Brown sicher nicht gegangen. Das hätte man mir gesagt.«
    Hatte Gina nicht herausbekommen, daß er das Auto in Cannes abstellte?
    Eine Viertelstunde später telefonierte er mit der Polizei in Cannes.
    »Kommissar Maigret von der Pariser Kriminalpolizei. Können Sie mir eine Liste mit den Lokalen geben, die Spielautomaten haben?«
    »Es gibt keine mehr! Sie sind vor zwei Monaten von der Präfektur verboten worden. An der Côte d’Azur werden Sie keine mehr finden.«
    Er fragte die Zimmervermieterin, wo er ein Taxi bekommen konnte.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Nach Cannes.«
    »Da brauchen Sie kein Taxi. An der Place Macé fährt alle drei Minuten ein Bus.«
    Es stimmte. Die Place Macé sah in der Morgensonne noch viel heiterer aus als tags zuvor. Brown mußte hier immer vorbeigekommen sein, wenn er seine Frauen zum Einkaufen fuhr.
    Maigret nahm den Bus und war eine halbe Stunde später in Cannes. Als erstes ging er zu der Werkstatt, die ihm genannt worden war. Sie lag bei der Croisette. Alles war weiß. Riesige weiße Hotels. Weiße Läden. Weiße Hosen und weiße Kleider. Auf dem Meer weiße Segel.
    Als sei das Leben ein Märchenspiel fürs Varieté, ein Märchenspiel in Weiß und Blau.
    »Hat ein Monsieur Brown hier seinen Wagen abgestellt?«
    »Na, da haben wir’s schon!«
    »Was haben wir?«
    »Ich kriege Ärger! Ich hab’s mir schon gedacht, als ich erfuhr, daß er ermordet worden ist. Es war hier, ja. Ich hab nichts zu verbergen. Er brachte mir die Kiste abends und holte sie acht oder zehn Tage später wieder ab.«
    »War er sehr betrunken?«
    »Ich habe ihn nie anders als betrunken gesehen!«
    »Und Sie wissen nicht, wo er nachher hinging?«
    »Wenn er sein Auto abgestellt hatte? Nein, darüber weiß ich nichts!«
    »Hat er es zum Waschen und Überholen dagelassen?«
    »Keineswegs. Das Öl ist schon ein Jahr nicht mehr gewechselt worden.«
    »Was halten Sie von ihm?«
    Der Tankwart hob die Schultern. »Nichts!«
    »Ein Sonderling?«
    »Davon gibt’s so viele an der Côte! Wir sind dran gewohnt. Wir nehmen sie schon gar nicht mehr wahr. Sehn Sie, erst gestern war eine junge Amerikanerin mit einem Wagen da, die wollte, daß ich ihr ’ne Karosserie in Schwanenform mache … Wenn sie’s zahlt!«
    Blieben noch die Spielautomaten. Maigret ging in eine Bar am Hafen, in der nur die Matrosen von den Yachten verkehrten.
    »Haben Sie Spielautomaten?«
    »Die hat man vor einem Monat verboten. Aber wir bekommen ein neues Modell geliefert. Das wird dann erst wieder in zwei bis drei Monaten verboten.«
    »Gibt’s nirgendwo mehr welche?«
    Der Wirt antwortete weder mit Ja noch mit Nein.
    »Was nehmen Sie?«
    Maigret trank einen Vermouth. Er betrachtete die Yachten, die im Hafen nebeneinanderlagen, und die Matrosen, die den Namen ihres Schiffs auf das Trikot gestickt trugen. »Kennen Sie Brown?«
    »Welchen Brown? Den, der umgebracht worden ist? Der war hier nicht.«
    »Wo ging er hin?«
    Eine vage Geste. Der Wirt bediente an den anderen Tischen. Es war heiß. Obwohl es erst März war, bekam man schon eine feuchte Haut, die nach Sommer roch.
    »Ich hab mal von ihm reden hören, aber ich weiß nicht mehr, wer’s war«, sagte der Wirt, eine Flasche in der Hand.
    »Schade! Aber was ich vor allem suche, ist ein Spielautomat.«
    Brown hatte seinen Regenmantel während seiner Sauftouren dabeigehabt, und es war mehr als wahrscheinlich, daß die zwei Frauen, wenn er heimkam, seine Taschen durchwühlten.
    Die Jetons stammten also von der letzten ›Novene‹.
    Es war alles recht verschwommen und unklar. Und dann war da noch die Sonne, die so verführerisch war, daß sich Maigret am liebsten wie die anderen auf eine Terrasse gesetzt hätte, um die Schiffe zu betrachten, die sich auf der glatten Wasseroberfläche kaum bewegten.
    Hell gestrichene Trambahnen, teure Autos … Er traf auf die Einkaufsstraße, sie verlief parallel zur Croisette.
    »Also, wenn Brown seine ›Novene‹ in Cannes verbracht hat«, brummte er vor sich hin,

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