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Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Maigret - 26 - Maigret regt sich auf

Titel: Maigret - 26 - Maigret regt sich auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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das Haus zuliefen.
    Einen Augenblick waren sie dahinter verschwunden, und als der Kommissar sie wieder erblickte, begleiteten sie springend eine männliche Gestalt, die eilig ausschritt und geradewegs auf ihn zuzukommen schien.
    Es war Ernest Malik, da bestand kein Zweifel. Die Figur war schmal und der Schritt für einen Diener zu unruhig. Er trug Schuhe mit Gummisohlen, hielt sich auf dem Rasen und hatte einen Gegenstand in der Hand, den man unmöglich erkennen konnte, der jedoch recht groß war.
    Ein Weilchen fragte Maigret sich, wo Malik wohl hingehen mochte. Plötzlich sah er ihn nach rechts abbiegen und so nahe an die Mauer herankommen, daß er den Atem der beiden Hunde vernahm.
    »Ruhig, Satan … Ruhig, Lionne …«
    Zwischen den Bäumen dort stand eine Backsteinhütte, die älter als die Villa sein mußte, ein niedriges Gebäude, das mit alten Ziegeln gedeckt war, vielleicht ein ehemaliger Stall oder eine Hundehütte.
    ›Eine Hundehütte‹, sagte sich Maigret. ›Er bringt den Tieren einfach etwas zu fressen.‹
    Doch nein! Malik stieß die Hunde zurück, zog einen Schlüssel aus der Tasche und betrat das Gebäude. Man hörte deutlich, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte. Dann war es still und blieb lange still, während Maigret die Pfeife ausging und er sie nicht wieder anzuzünden wagte.
    So verging eine halbe Stunde, bis Malik endlich aus der Hütte herauskam, die Tür sorgfältig hinter sich verschloß, sich rechts und links umschaute und schnellen Schrittes der Villa zustrebte.
    Um halb zwölf schlief alles oder schien zu schlafen, und als Maigret am Park der Amorelles vorbeikam, brannte nur noch ein kleines Nachtlämpchen im Zimmer der alten Bernadette.
     
    Auch kein Licht mehr im ›Ange‹. Er fragte sich, wie er hineingelangen sollte, da öffnete sich lautlos die Tür. Er bemerkte, vielmehr erahnte Raymonde im Nachthemd, barfuß in ihren Pantoffeln; sie legte einen Finger auf die Lippen und flüsterte ihm zu:
    »Gehen Sie schnell hinauf. Machen Sie keinen Lärm. Sie wollte nicht, daß ich die Tür offenlasse.«
    Er wäre gerne aufgeblieben, um ihr Fragen zu stellen, etwas zu trinken, doch ein Knarren im Zimmer von Jeanne erschreckte das Mädchen, das sofort die Treppe hinaufschlüpfte.
    Eine Weile blieb er unbeweglich stehen. Es roch nach Spiegeleiern und einem Hauch von Alkohol. Warum nicht? Er zündete ein Streichholz an, nahm eine Flasche aus dem Regal und klemmte sie sich unter den Arm, um dann hinauf ins Bett zu gehen.
    Die alte Jeanne bewegte sich in ihrem Zimmer. Sie mußte wissen, daß er heimgekehrt war. Aber er hatte durchaus keine Lust, ihr Gesellschaft zu leisten.
    Er zog seine Jacke aus, nahm den Kragen und die Krawatte ab, streifte die Hosenträger über die Schultern, daß sie über die Hüften herabhingen, und verdünnte in seinem Zahnputzglas den Schnaps mit Wasser.
    Auf das Fensterbrett gelehnt, rauchte er eine letzte Pfeife und betrachtete gedankenverloren das leise raschelnde Laub.
    Erst morgens um sieben wachte er auf, da er Raymonde in der Küche hin und her gehen hörte. Die Pfeife im Mund – die erste Pfeife ist immer die beste –, ging er hinunter und wünschte fröhlich guten Morgen.
    »Sagen Sie, Raymonde, Sie kennen doch alle Häuser in dieser Gegend …«
    »Ich kenne sie, ohne sie wirklich zu kennen.«
    »Gut. Hinten im Park von Ernest Malik steht auf der einen Seite das Haus der Gärtner.«
    »Ja. Der Chauffeur und die Dienerschaft wohnen auch dort. Nicht die Zimmermädchen, die schlafen in der Villa.«
    »Aber auf der anderen Seite, in der Nähe des Bahndamms?«
    »Da ist nichts.«
    »Dort befindet sich ein sehr flaches Gebäude. Eine Art langgestreckte Hütte.«
    »Die obere Hütte«, sagte sie.
    »Was heißt das, die obere Hütte?«
    »Früher, als ich noch nicht hier war, gehörten die beiden Parks zusammen. Es war der Park der Amorelles. Der alte Amorelle war Jäger. Es gab zwei Hundehütten, die untere, wie man sie nannte, für die Wachhunde und die obere für die Jagdhunde.«
    »Ernest Malik jagt selbst nicht?«
    »Nicht hier, wo es nicht genug Wild für ihn gibt. Er besitzt ein Jagdhaus und Hunde in der Sologne.«
    Irgend etwas beunruhigte ihn jedoch.
    »Ist das Gebäude in gutem Zustand?«
    »Daran erinnere ich mich nicht. Ich bin so lange nicht in diesem Park gewesen. Es gab da einen Keller.«
    »Sind Sie sicher, daß es einen Keller gibt?«
    »Jedenfalls war einer da. Ich weiß das, weil die Leute sich erzählten, daß ein Schatz im Park versteckt

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