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Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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hineingehen?«
    »Nicht ins Café, oder?«
    Auf dem Gang zögerte er eine Sekunde. Er konnte sie auch nicht auf seinem Zimmer empfangen. Also stieß er die Tür zum großen und leeren Ballsaal auf, wo die Stimmen wie in einer Kirche hallten.
    Bei Tageslicht wirkte die Dekoration auf dem Podium trist und verstaubt. Das Klavier war aufgeklappt. In e i ner Ecke standen eine große Kiste und bis zur Decke aufgestapelte Stühle.
    Hinten Papiergirlanden, die sicher für einen Gesel l schaftsball gebraucht worden waren.
    Beetje sah so frisch aus wie immer. Sie trug ein blaues Kostüm, und unter einer weißen Seidenbluse sah ihr Busen verführerischer denn je aus.
    »Konnten Sie denn von zu Hause weg?«
    Sie antwortete nicht gleich. Sie hatte offensichtlich viel auf dem Herzen und wußte nicht, womit sie anfa n gen sollte.
    »Ich bin ausgerissen«, sagte sie schließlich. »Ich hielt es nicht mehr aus. Ich hatte Angst! Das Dienstmädchen ist gekommen und sagte mir, daß mein Vater wütend sei, daß er imstande wäre, mich umzubringen … Er ha t te mich ja schon in meinem Zimmer eingesperrt und redete nicht mit mir. Denn er sagt nie etwas, wenn er wütend ist … An jenem Abend sind wir ohne ein Wort nach Hause gegangen. Er hat die Tür abgeschlossen. Heute nachmittag hat das Mädchen durch das Schlü s selloch mit mir gesprochen. Er ist anscheinend ganz blaß nach Hause gekommen am Mittag. Er hat gege s sen, ging dann mit großen Schritten um den Hof und ist schließlich auf den Friedhof an das Grab meiner Mutter gegangen.
    Er geht jedesmal dorthin, wenn er einen wichtigen Entschluß faßt. Da habe ich ein Fenster zerschlagen, das Mädchen hat mir einen Schraubenzieher gegeben, und ich habe das Türschloß abgeschraubt … Ich will nicht mehr zurück! Sie kennen meinen Vater nicht!«
    »Eine Frage!« unterbrach Maigret.
    Und er schaute auf die kleine Lackledertasche, die sie in der Hand hielt.
    »Wieviel Geld haben Sie mitgenommen?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht fünfhundert Gulden.«
    »Die in Ihrem Zimmer waren?«
    Sie errötete, stammelte:
    »Sie waren im Büro … Ich wollte zuerst zum Bahnhof gehen, aber gegenüber stand ein Polizist … Ich habe dann an Sie gedacht …«
    Sie standen da wie in einem Wartesaal, wo unmöglich eine persönliche Atmosphäre entstehen kann, und sie dachten nicht einmal daran, zwei Stühle zu nehmen und sich zu setzen.
    Wenn Beetje auch nervös war, so verlor sie doch nicht die Nerven. Vielleicht schaute Maigret sie deshalb mit einer gewissen Feindseligkeit an, die sich vor allem in seiner Stimme bemerkbar machte, als er fragte:
    »Wie vielen Männern haben Sie schon vorgeschlagen, mit Ihnen wegzugehen?«
    Sie wurde unsicher, wandte den Kopf ab und stotte r te:
    »Was sagen Sie?«
    »Zuerst Popinga … War er der erste?«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Ich frage Sie, ob er Ihr erster Liebhaber war.«
    Ziemlich langes Schweigen. Dann:
    »Ich hätte nie gedacht, daß Sie so gemein zu mir sein würden. Ich kam …«
    »War er der erste? … Kurz, es dauerte etwas über ein Jahr. Aber davor?«
    »Ich … Ich habe mit dem Turnlehrer des Gymnas i ums in Groningen geflirtet …«
    »Geflirtet?«
    »Er war es, der … der …«
    »Gut! Sie hatten also vor Popinga schon einen Lie b haber. Keine anderen?«
    »Nie!« rief sie entrüstet.
    »Und waren Sie die Geliebte von Barens?«
    »Nein, ich schwöre es!«
    »Sie haben sich mit ihm getroffen …«
    »Weil er in mich verliebt war. Er traute sich ja kaum, mich zu küssen.«
    »Und bei Ihrem letzten Rendezvous, das von mir u n terbrochen wurde und bei dem Ihr Vater dazukam, h a ben Sie ihm vorgeschlagen, mit ihm zu fliehen.«
    »Woher wissen Sie …?«
    Er hätte beinahe laut gelacht. Soviel Naivität war verwirrend! Sie hatte sich teilweise wieder gefangen. Sie redete über diese Dinge mit einer bemerkenswerten U n befangenheit!
    »Hat er nicht gewollt?«
    »Er hatte Angst. Er sagte mir, er hätte kein Geld.«
    »Und Sie schlugen ihm vor, Sie würden zu Hause welches nehmen. Kurz, Sie haben schon lange die fixe Idee, sich aus dem Staub zu machen. Ihr großes Leben s ziel ist es, Delfzijl zu verlassen in Begleitung irgendeines Mannes.«
    »Nicht irgendeines!« korrigierte sie verärgert. »Sie sind gemein! Sie wollen nicht verstehen!«
    »Aber doch! Aber doch! Das ist sogar kindisch ei n fach! Sie lieben das Leben! Sie lieben die Männer! Sie lieben alle Vergnügungen, die sich Ihnen bieten.«
    Sie senkte die Augen und fingerte an ihrer

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