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Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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verlegen und unbeholfen sein Jüngstes auf dem Arm.
    »Folgen Sie mir.«
    Und kurz vor der Tür:
    »Wir gehen zum Haus in derselben Reihenfolge wie am Tag des Vortrags. Madame Popinga und Monsieur Duclos!«
    Sie schauten sich an, zögerten, gingen ein paar Schri t te in der dunklen Straße.
    »Mademoiselle Beetje! Sie gingen neben Popinga. G e hen Sie weiter. Ich komme gleich.«
    Sie traute sich kaum, allein in Richtung Stadt zu g e hen, vor allem fürchtete sie sich vor ihrem Vater, der in einer Ecke des Saales von einem Polizisten bewacht wurde.
    »Monsieur und Madame Wienands!«
    Sie benahmen sich am natürlichsten, weil sie sich um die Kinder kümmern mußten.
    »Mademoiselle Any und Barens!«
    Dieser fing beinahe zu schluchzen an, biß sich auf die Lippen und ging am Kommissar vorbei.
    Dann drehte sich der Kommissar zu dem Polizisten um, der Liewens bewachte.
    »Am Abend des Vorfalls war er um diese Zeit zu Ha u se. Bringen Sie Ihn nach Hause, und er soll genau das tun, was er damals getan hat!«
    Alles ähnelte einem schlecht organisierten Aufmarsch. Die ersten blieben stehen und wußten nicht, ob sie we i tergehen sollten. Es kam zu Verzögerungen, Halten.
    Madame Van Hasselt beobachtete von der Tür aus den Vorgang und antwortete auf die Fragen der Billar d spieler.
    In der Stadt schliefen beinahe alle, die Läden waren geschlossen.
    Madame Popinga und Duclos gingen direkt zum Kai und man konnte sehen, wie der Professor seine Begleit e rin zu beruhigen versuchte.
    Licht und Dunkelheit wechselten sich ab, denn die Gaslaternen standen weit auseinander.
    Man konnte das schwarze Wasser erkennen und die schaukelnden Schiffe, die alle eine Laterne am Mast hängen hatten. Beetje, die Any hinter sich wußte, ve r suchte möglichst ungezwungen zu gehen, aber weil sie allein lief, fiel es ihr nicht leicht.
    Zwischen jedem Paar lag ein Abstand von ein paar Schritten. Hundert Meter weiter sah man deutlich O o stings Schiff, denn es war als einziges weiß angemalt. Die Luken waren nicht erleuchtet. Der Kai war me n schenleer.
    »Bleiben Sie bitte stehen, wo Sie gerade sind«, rief Maigret so, daß ihn alle hören konnten.
    Sie blieben stehen. Es war ganz dunkel. Der Lich t strahl des Leuchtturms glitt ganz hoch über ihren Kö p fen hinweg und beleuchtete nichts.
    Dann wandte sich Maigret an Any:
    »Waren Sie genau an diesem Platz im Zug?«
    »Ja.«
    »Und Sie, Barens?«
    »Ja, ich glaube …«
    »Sind Sie sicher? Gingen Sie neben Any?«
    »Ja. Warten Sie … Nicht hier, sondern zehn Meter weiter machte mich Any darauf aufmerksam, daß der Mantel von einem der Kinder auf dem Boden schleifte.«
    »Und Sie sind ein Stück vorgegangen, um es Wi e nands zu sagen?«
    »Madame Wienands.«
    »Hat das nur ein paar Sekunden gedauert?«
    »Ja. Die Wienands sind weitergegangen. Ich habe auf Any gewartet.«
    »Sie haben nichts Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Nichts!«
    »Gehen Sie alle zehn Meter weiter!« befahl Maigret.
    Und da zeigte sich, daß Madame Popingas Schwester genau auf gleicher Höhe mit Oostings Schiff stand.
    »Gehen Sie nach vorn zu den Wienands, Barens.«
    Und zu Any:
    »Heben Sie die Mütze vom Deck auf!«
    Man brauchte nur drei Schritte zu machen, sich nach der Mütze zu bücken, die dort lag, schwarz auf weiß, gut sichtbar mit ihrem metallglänzenden Schirm.
    »Warum soll ich …«
    »Heben Sie sie auf!«
    Man merkte, wie die anderen, die weiter weg standen, zu verstehen suchten, was los war.
    »Aber ich habe nicht …«
    »Unwichtig! Wir sind nicht vollzählig. Jeder muß mehrere Rollen spielen. Das ist nur ein Experiment.«
    Sie hob die Mütze auf.
    »Verstecken Sie sie unter Ihrem Mantel! Gehen Sie zu Barens.«
    Er selber ging an Deck und rief:
    »Pijpekamp!«
    »Ja!«
    Und der Polizeibeamte tauchte vorn an der Luke auf. Es war die Luke der Kajüte, in der Oosting schlief. Die Kajüte war so niedrig, daß man nicht aufrecht darin st e hen konnte und es einleuchtete, daß jemand, der zum Beispiel eine letzte Pfeife rauchen wollte, den Kopf herausstreckte und sich mit den Ellbogen auf Deck au f stützte.
    Oosting war genau in dieser Haltung. Vom Kai aus, von dem Platz aus, wo die Mütze lag, konnte man ihn nicht sehen, aber er sah den Dieb der Mütze genau.
    »Gut! Er soll das gleiche tun wie in jener Nacht.«
    Und Maigret kehrte zu der Gruppe zurück.
    »Gehen Sie weiter! Ich nehme Popingas Platz ein.«
    Er fand sich neben Beetje, vor ihm gingen Madame Popinga und Duclos, hinter ihm die Wienands, schlie ß lich

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