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Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Titel: Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Gartenlaube, dort ist es kühler … Baptiste! Gläser und eine Flasche Schaumwein! Aus der hintersten Reihe …«
    Er entsprach ziemlich genau dem Bild, das der Wirt von ihm gezeichnet hatte: klein, rundlich, rosig, mit kurzen, nicht sonderlich gepflegten Händen. Er trug einen dieser flaschengrünen Anzüge, wie sie die Manufacture de Saint-Etienne serienweise für Jäger und Fischer herstellt.
    »Haben Sie Monsieur Clément gekannt?« fragte Maigret, während er sich in einem der eisernen Gartensessel niederließ.
    »Den Zeitungsmeldungen zufolge soll das nicht sein richtiger Name gewesen sein, sondern … Wie hieß er doch gleich? Grellet? Gellet?«
    »Gallet. Der Name tut nichts zur Sache. Hatten Sie geschäftlich mit ihm zu tun?«
    Die Frage schien den kleinen Mann zu irritieren. Der Eindruck verstärkte sich, als Saint-Hilaire scheinbar plötzlich das Bedürfnis empfand, sich aus der Laube zu beugen und nach dem Diener Ausschau zu halten.
    »Dieser Trottel von einem Baptiste ist imstande und bringt uns einen süßlichen Wein! Dabei trinken Sie sicher lieber einen trockenen. Wie ich. Der Wein stammt übrigens aus unseren Rebbergen und wird nach Champagner Art gekeltert … Dieser Monsieur Clément, nennen wir ihn Clément, der Einfachheit halber … Also, was soll ich Ihnen sagen? Zu behaupten, ich hätte geschäftlich mit ihm zu tun gehabt, wäre übertrieben. Zu sagen, ich hätte ihn nie gesehen, wäre auch nicht korrekt …«
    Maigret dachte an seine Unterredung mit Henry Gallet am Tag zuvor. Wie verschieden die beiden Männer reagierten! Der Sohn des Toten tat nichts, um sympathisch zu wirken, und es schien ihn wenig zu kümmern, daß er sich durch sein sonderbares Verhalten verdächtig machte. Schweigend hörte er sich die Fragen an, ließ sich Zeit, wog jedes seiner Worte sorgfältig ab.
    Tiburce dagegen redete ununterbrochen, grinste, gestikulierte, lief auf und ab, gab sich so leutselig, wie er nur konnte.
    Und doch spürte man bei beiden die gleiche Unruhe, die Angst vielleicht, etwas preiszugeben, das besser verborgen blieb.
    »Wissen Sie, unsereiner wird von allen möglichen Leuten heimgesucht, und ich meine jetzt nicht nur Landstreicher, Reisevertreter, Hausierer und dergleichen. Dieser Clément zum Beispiel … Ach, da kommt der Wein! Gut, Baptiste! Du kannst gehen. Aber daß du mir den Rasensprenger nicht anrührst, verstanden! Um den kümmere ich mich später selber …«
    Er zog behutsam den Korken aus der Flasche und füllte die beiden Gläser, ohne einen Tropfen zu vergießen.
    »Kurz und gut, er kam vor langer Zeit einmal zu mir … Sie wissen vermutlich, daß Saint-Hilaire ein uraltes Geschlecht ist. Ich bin der einzige überlebende Nachkomme … Ein Wunder, daß ich mich heute nicht als armer Schreiberling in einem Büro in Paris oder anderswo durchs Leben schlagen muß. Tja, wenn ich nicht einen Vetter beerbt hätte, der im Fernen Osten ein Vermögen gemacht hat … Aber eigentlich wollte ich damit bloß sagen, daß der Name Saint-Hilaire in sämtlichen Adelsregistern figuriert, was vieles erklärt.
    Mein Vater machte vor vierzig Jahren als überzeugter Royalist von sich reden …
    Ich dagegen … Na ja!«
    Er lächelte, trank von seinem Schaumwein, wobei er auf höchst demokratische Art mit der Zunge schnalzte, wartete, bis Maigret sein Glas geleert hatte, und schenkte von neuem ein.
    »Unser Monsieur Clément kam also zu mir, zeigte mir Empfehlungsschreiben von fürstlichen Hoheiten des In- und Auslandes und ließ durchblicken, er handle mehr oder weniger im Auftrag der französischen Royalisten-Bewegung. Ich ließ ihn reden. Der Rest war abzusehen. Er verlangte von mir zweitausend Franc für die Propagandakasse. Da ich nicht darauf einging, begann er von einer Geldsammlung für eine in Not geratene altadelige Familie zu faseln. Zu diesem Zeitpunkt waren die zweitausend Franc schon auf hundert zusammengeschrumpft. Am Ende gab ich ihm fünfzig.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Schon einige Monate. Genau kann ich es Ihnen nicht sagen, aber es war während der Jagdsaison. Da findet in den Schlössern der Gegend fast jeden Tag eine Treibjagd statt. Und da überall von dem Mann die Rede war, wurde mir klar, daß Clément sich auf diese Art Schwindel spezialisiert haben mußte. Aber wegen lumpigen fünfzig Franc kann man einen Mann nicht einklagen, nicht wahr? … Prost! … Daß er die Frechheit hatte, sich trotzdem wieder hier zu zeigen …«
    »Wann?«
    »Ach, das muß gegen Ende letzter

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