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Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet

Titel: Maigret und der verstorbene Monsieur Gallet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Maigret auf dem Rückweg ins Hotel, »und zwar aus dem einfachen Grund, weil er mit dem Notar Bridge spielte, als man auf Moers schoß. Und zweitens, warum hätte er sich durch das Hintertor aus dem Park schleichen sollen?«
    Unweit der Kirche erblickte er Eléonore. Schnell wandte er den Kopf ab. Er hatte keine Lust zu plaudern, schon gar nicht mit ihr.
    Doch gleich darauf hörte er eilige Schritte hinter sich. Er drehte sich um, als sie neben ihm auftauchte, in einem grauen Kleid, das Haar sorgfältig gekämmt.
    »Verzeihen Sie, Kommissar …«
    Abrupt blieb er stehen.
    »Ich wollte Sie bloß fragen …«
    »Ich weiß nichts! Rein gar nichts!«
    Mit auf dem Rücken verschränkten Händen stapfte er grußlos davon.
    »Was wäre geschehen, wenn er ein Zimmer über dem Hof bekommen hätte! Hätte er trotzdem sterben müssen?«
    Ein kleiner Junge kam ihm mit einem Ball entgegengelaufen, stolperte und fiel ihm direkt vor die Füße. Der Kommissar hob ihn geistesabwesend auf und stellte ihn auf die Straße, ohne ihn anzusehen.
    »Sicher ist, daß er keine zwanzigtausend Franc besaß. Soviel hätte er bis zum Montag auch gar nicht auftreiben können.
    Ebensowenig hätte er auf die Mauer klettern können! Und in ein Zimmer auf der Hofseite hätte man von der Mauer aus unmöglich schießen können.
    Nein, dann wäre er nicht umgekommen!«
    Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht, obwohl die Hitze erträglicher war als in der Woche zuvor. Er hatte das quälende Gefühl, dicht vor dem Ziel zu stehen und es dennoch nie zu erreichen.
    Fakten besaß er in Mengen: die Sache mit der Mauer, die beiden Schüsse, die eine Woche nach dem Mord auf Moers abgefeuert wurden, der Fall Jacob, die Besuche bei Saint-Hilaire, die zum Teil schon fünfzehn Jahre zurücklagen, der verlorene und vom Gärtner im passenden Moment wiedergefundene Schlüssel, die Geschichte mit den Hotelzimmern, der Messerstich, der so dicht auf den Schuß gefolgt war und Gallets Tod herbeigeführt hatte. Und schließlich der Fußballfimmel, die Hochzeitskomödie …
    Denn Gallets sportlicher Ehrgeiz, seine Witze und seine Liebesabenteuer waren das einzige Bemerkenswerte an dem langatmigen Bericht des Steuerinspektors von Nevers.
    »Eine kreuzfidele Nummer! Ein richtiger Draufgänger …«
    »Wünschen Sie auf der Terrasse zu speisen, Kommissar?« erkundigte sich Monsieur Tardivon ehrerbietig.
    »Wie Sie wollen …«
    »Darf ich fragen, wie Sie mit Ihrer Fahndungsarbeit vorankommen?«
    »Sie ist sozusagen abgeschlossen.«
    »Wie? Sie … Sie kennen den Mörder?«
    Doch der Kommissar zuckte nur die Schultern und ging an ihm vorbei durch die von Küchengerüchen erfüllten Korridore. Im Zimmer hatte sich nichts verändert. Auf dem Tisch, auf dem Kamin, auf dem Fußboden lagen seine Akten noch so, wie er sie zurückgelassen hatte. Auch die Kleiderpuppe, die den Toten darstellen sollte, hatte niemand angerührt.
    Maigret bückte sich, zog das Messer aus der Weste und begann zerstreut damit zu spielen, während er im Zimmer auf und ab ging.
    Der Himmel war von Gewitterwolken bedeckt und so grau, daß die weiße Mauer gegenüber grell aufleuchtete.
    Rastlos wanderte der Kommissar vom Fenster zur Tür, von der Tür zum Fenster. Dann und wann warf er einen Blick auf das Foto auf dem Kamin.
    »Kommen Sie herüber!« rief er plötzlich, als er zum wohl dreißigsten Mal am Fenster stehenblieb.
    Blätter raschelten über der Mauer, hinter der Maigret das Gesicht Saint-Hilaires erspäht hatte.
    Der Schloßherr war erschrocken zurückgewichen. Nach einigen Sekunden ertönte seine Stimme, verlegen und mit gekünstelter Heiterkeit:
    »Muß ich über die Mauer springen?«
    »Gehen Sie durch das Seitentor, das ist einfacher.«
    Der Schlüssel lag auf dem Tisch. Mit einer lässigen Bewegung warf Maigret ihn durch das Fenster und über die Mauer, worauf er seine Wanderung durch das Zimmer fortsetzte. Er hörte das Aufprallen des Schlüssels auf dem Kehrichthaufen im Park, dann das dumpfe Poltern des Fasses und wieder ein Rascheln von Zweigen.
    Saint-Hilaires Hand schien nicht sehr sicher zu sein, denn der Schlüssel klirrte eine Weile lang gegen das Schloß, ehe die Torangeln zu knirschen begannen.
    Aber als der Besitzer des Schlößchens vor Maigrets Fenster stand, hatte er sich völlig in der Gewalt. Lachend bemerkte er:
    »Ihren Luchsaugen entgeht doch wahrhaftig nichts, Kommissar! … Ich schulde Ihnen eine Erklärung. Sehen Sie, mich interessiert dieser Fall ungemein. Und als ich

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