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Maigret und die Affäre Saint Fiacre

Maigret und die Affäre Saint Fiacre

Titel: Maigret und die Affäre Saint Fiacre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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ins Schloß nach.«
    »Jetzt?«
    »In einem Augenblick, ja.«
    Es war eindeutig: Nichts wäre Maurice de Saint-Fiacre unwillkommener gewesen! Er bestieg seinen Wagen wie ein Verurteilter! Und hinter den Fensterscheiben des Pfarrhauses konnte man den Priester ihm nac h schauen sehen.
    Maigret wollte wenigstens einen Kragen anziehen gehen. Gerade als er gegenüber dem Gasthaus die Straße überqueren wollte, kam Jean Métayer aus der Lebensmittelhandlung. Er hatte bloß einen Mantel über seinen Schlafanzug gestreift und zeigte dem Kommissar nun ein triumphierendes Gesicht.
    »Ein Telefongespräch?«
    Worauf der junge Mann bissig erwiderte:
    »Mein Anwalt kommt um acht Uhr fünfzig an.«
    Er gab sich selbstsicher. Er ließ seine weichen Eier zurückgehen unter dem Vorwand, sie seien nicht richtig gekocht, und trommelte mit den Fingern einen Marsch auf der Tischplatte.
    Durch das Dachfenster seines Zimmers, wo er sich fertig anzog, sah Maigret den Schloßhof, den Sportwagen und Maurice de Saint-Fiacre, der nicht recht zu wi s sen schien, was er anfangen sollte. Fast sah es aus, als wolle er zu Fuß zum Dorf zurückkehren. Der Kommi s sar beeilte sich. Wenige Augenblicke später marschierte er seinerseits dem Schloß entgegen. Sie trafen knapp hundert Meter vor der Kirche aufeinander.
    »Wo gehen Sie hin?« erkundigte sich Maigret.
    »Nirgendwohin! Ich weiß nicht …«
    »In die Kirche vielleicht, um zu beten?«
    Und diese Worte genügten, um sein Gegenüber blaß werden zu lassen, als hätten sie einen geheimen und schrecklichen Sinn.
    Maurice de Saint-Fiacre war nicht für dramatische S i tuationen geschaffen. Seinem Äußeren nach schien er groß und kräftig zu sein, ein sportlicher Mann von prächtiger Gesundheit.
    Wenn man näher hinschaute, entdeckte man den dekadenten Adel. Unter den leicht verfetteten Muskeln gab es kaum Energie. Er hatte zweifellos eine schlaflose Nacht hinter sich und schien davon stark mitgenommen zu sein.
    »Haben Sie Todesanzeigen drucken lassen?«
    »Nein.«
    »Immerhin … die Familie … die anderen Schloßherren der Region …«
    Der junge Mann brauste auf.
    »Die würden gar nicht kommen! Das können Sie sich doch wohl denken! Früher, ja! Als mein Vater lebte … Zur Jagdzeit waren bis dreißig Gäste zugleich im Schloß, wochenlang …«
    Maigret wußte das besser als jeder andere, er, der bei den Treibjagden, ohne Wissen seiner Eltern, so gern den weißen Treiberkittel angezogen hatte.
    »Seither …«
    Und Maurice machte eine Geste, die besagte: Abstieg! … Schlamperei! … Mißwirtschaft! …
    Gewiß wurde in der ganzen Gegend über die alte Närrin getratscht, die ihren Lebensabend mit sogenannten Sekretären verpfuschte! Und über die Höfe, die einer nach dem anderen zum Verkauf kamen! Und über den Sohn, der in Paris Dummheiten machte!
    »Glauben Sie, daß die Bestattung morgen stattfinden kann? … Verstehen Sie, es wäre am besten, wenn diese Situation möglichst wenig lang andauern würde …«
    Ein Mistkarren rollte langsam vorbei, und seine großen Räder schienen den Schotter auf der Straße zu ze r malmen. Es war Tag geworden, ein noch grauerer Tag als der gestrige, aber weniger windig. Maigret erkannte von weitem Gautier, der den Hof überquerte und in seine Richtung ging.
    Und dann spielte sich etwas Seltsames ab.
    »Sie gestatten? …« sagte der Kommissar zu seinem Begleiter und entfernte sich in Richtung Schloß.
    Er hatte kaum hundert Meter zurückgelegt, als er sich umschaute. Maurice de Saint-Fiacre stand auf der Schwelle des Pfarrhauses. Er mußte an der Türe geklingelt haben. Als er sich indessen ertappt sah, ging er eilig davon, ohne länger zu warten, daß man ihm öffnete.
    Er wußte nicht, wohin er sich wenden sollte. Sein ganzes Verhalten zeigte, daß er sich höchst unbehaglich fühlte. Der Kommissar erreichte nun den Verwalter, den er auf sich zukommen gesehen hatte und der ihn mit herablassendem Ausdruck erwartete.
    »Was wollen Sie?«
    »Eine einfache Auskunft. Haben Sie die vierzigtausend Franc gefunden, die der Graf braucht?«
    »Nein! Und ich wette, daß niemand sie hierzulande auftreiben kann! Jedermann weiß, was seine Unterschrift wert ist.«
    »So daß …?«
    »So, daß er selber schauen muß, wie er zurechtkommt! Mich geht das nichts an!«
    Saint-Fiacre kam zurück. Man erriet unschwer, daß er größte Lust hatte, jetzt etwas ganz Bestimmtes zu tun, und daß ihm dies, aus dem einen oder anderen Grund, unmöglich war. Einen Entschluß

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