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Maigret und die Affäre Saint Fiacre

Maigret und die Affäre Saint Fiacre

Titel: Maigret und die Affäre Saint Fiacre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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fassend, wandte er sich dem Schloß zu, hielt aber kurz vor den zwei Männern inne.
    »Gautier! Sie werden sich meine Anweisungen in der Bibliothek holen.«
    Er schickte sich an weiterzugehen.
    »Bis später, Kommissar!« setzte er mühsam hinzu.
     
    Als Maigret am Pfarrhaus vorbeiging, hatte er das sehr deutliche Gefühl, durch die Vorhänge beobachtet zu werden. Doch Gewißheit bekam er nicht, weil man, als heller Tag geworden war, das Licht im Inneren gelöscht hatte.
    Ein Taxi stand vor Marie Tatins Gasthof. In der Wirtsstube saß ein etwa fünfzigjähriger Mann, gepflegt gekle i det, in gestreifter Hose und schwarzer seideng e säumter Jacke, mit Jean Métayer am Tisch.
    Beim Eintritt des Kommissars erhob er sich beflissen und eilte mit ausgestreckter Hand herbei.
    »Man sagt mir, daß Sie Kriminalbeamter sind … Erlauben Sie, daß ich mich vorstelle … Maître Tallier, Rechtsanwalt am Gericht von Bourges … Sie trinken doch etwas mit uns? …«
    Jean Métayer war aufgestanden, doch seine Haltung machte deutlich, daß er die Leutseligkeit seines Anwalts nicht guthieß.
    »Frau Wirtin! … Würden Sie uns bedienen, bitte …«
    Und verbindlich:
    »Was nehmen Sie? … Wie wäre es, bei dieser Kälte, mit einem allgemeinen Grog? … Drei Grogs, mein Kind …«
    Das »Kind« bezog sich auf die arme Marie Tatin, die solches Gehabe nicht gewöhnt war.
    »Ich hoffe, Kommissar, daß Sie meinen Klienten entschuldigen … Wenn ich recht verstehe, hat er sich Ihnen gegenüber etwas mißtrauisch gezeigt … Vergessen Sie j e doch nicht, daß er ein junger Mann aus guter Familie ist, der sich nichts vorzuwerfen hat und den die Verdächtigungen, denen er sich ausgesetzt fühlt, empört haben … Seine gestrige schlechte Laune, wenn ich so sagen darf, ist der beste Beweis seiner völligen U n schuld.«
    Bei ihm brauchte man den Mund nicht aufzumachen. Er übernahm alles, Fragen wie Antworten, und unte r strich dabei seine Äußerungen noch mit beflissenen Gesten.
    »Selbstverständlich kenne ich noch nicht alle Einzelhe i ten … Wenn ich es richtig erfaßt habe, ist die Gräfin de Saint-Fiacre gestern während der Frühmesse gestorben, an Herzstillstand … Andererseits hat man in ihrem Me ß buch ein Papier gefunden, das vermuten läßt, dieser Tod könnte durch eine heftige Gemütserregung veru r sacht worden sein … Hat nun der Sohn des Opfers – der wie durch Zufall in der Nähe war – Strafanzeige erstattet? … Nein! … Übrigens wäre solch eine Strafanzeige meines Erachtens wohl unzulässig … Die kriminellen Machenschaften – sofern es kriminelle Machenschaften gab – sind nicht ausreichend eindeutig, um einen Untersuchungs-Beschluß des Anklagesenats zu rechtfertigen … Wir sind uns doch einig, nicht wahr? … Keine Strafa n zeige! Also kein gerichtliches Vorgehen … Dennoch verstehe ich, daß Sie eine persönliche Untersuchung durc h führen, in offiziöser Eigenschaft … Meinem Klienten kann es nicht genügen, daß er gerichtlich nicht verfolgt wird. Er muß von jedem Verdacht reingewaschen werden … Nun passen Sie gut auf … Was war eigentlich seine Stellung im Schloß? … Jene eines Adoptivkindes … Die Gräfin, alleingeblieben, getrennt von einem Sohn, der ihr nichts als Verdruß bereitet hat, fand Trost und Stärkung in der Ergebenheit und Redlichkeit ihres Sekretärs … Mein Klient ist kein Müßiggänger … Er hat sich nicht damit begnügt, sorglos in den Tag hineinzuleben, wie er es im Schloß hä t te tun können … Er hat gearbeitet … Er hat Anlagemö g lichkeiten gesucht … Er hat sich sogar mit neuen Erfi n dungen befaßt … Ist wirklich er es, der am Tode seiner Gönnerin interessiert gewesen sein könnte? … Brauche ich mehr zu s a gen? … Nein, nicht wahr? … Und das ist es, was ich will, Kommissar, Ihnen helfen, nachzuweisen … Hinzuzufügen ist, daß ich vorerst einige unumgängliche Maßnahmen treffen muß, im Einvernehmen mit dem Notar … Jean Métayer ist recht arglos … Nie hat er auch nur geahnt, daß es zu solchen Vo r kommnissen kommen könnte … Das, was ihm gehört, befindet sich im Schloß, vermengt mit dem, was der verstorbenen Gr ä fin gehört … Nun sind indessen andere dort eingetroffen, die zweifellos die Absicht haben, sich alles anzueignen …«
    »Ein paar Schlafanzüge und alte Pantoffeln!« knurrte Maigret, der jetzt aufstand.
    »Wie bitte?«
    Während dieses ganzen Gesprächs hatte Jean Métayer sich in einem Heftchen Notizen gemacht. Er war

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