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Maigret und Monsieur Charles

Maigret und Monsieur Charles

Titel: Maigret und Monsieur Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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besuchen.«
    »Das wird dich auf andere Gedanken bringen, gelt?« »Wenn dabei Antworten auf die Fragen herauskommen, die ich mir stelle...«
    In seinem Sessel sitzend, döste er vor dem Fernseher, und um halb elf brachte ihm seine Frau eine Tasse Kaffee.
    »Wenn du schon aufbleiben musst...«
    Er zündete sich zuerst noch eine Pfeife an, bevor er in kleinen Schlucken trank. Für ihn passten Pfeife und Kaffee gut zusammen.
    Er ging ins Bad, um sich frisch zu machen, dann zog er sich um, als ob seine äußere Erscheinung von Bedeutung sein könnte. Im Grunde war er ein bisschen in jener Zeit stehengeblieben, da man einen Frack anzog, um die Oper zu besuchen, und einen Smoking, wenn man in einen Nachtclub ging.
    Es war fünf vor elf. Er glaubte einen Wagen zu hören, der anhielt. Er öffnete das Fenster und bemerkte tatsächlich eines der kleinen schwarzen Autos der Kriminalpolizei und eine lange Gestalt.
    Er küsste Madame Maigret und ging zur Tür, misslaunig, aber im Grunde doch sehr froh, nicht Direktor der Kriminalpolizei zu sein.
    »Warte bloß nicht auf mich.«
    »Keine Angst. Ich bin schläfrig.«
    Die Luft war nicht zu kühl, und über den Schornsteinen ging der Mond auf. Viele Fenster waren noch erleuchtet, und einige standen offen.
    »Wohin fahren wir, Chef?«
    Er zog den alten Briefumschlag aus der Tasche, auf dem er die im Telefonbuch gefundenen Adressen notiert hatte.
    »Kennst du Le Chat Botté?«
    »Nein.«
    »Es ist in der Rue du Colisée...«
    Auf den Champs-Elysees folgten sie dem doppelten Strom der beleuchteten Autos zwischen den Reihen der Leuchtreklamen. Vor dem Nachtclub stand ein admiralsmäßig betresster Portier. Er salutierte und öffnete ihnen die Flügeltür. Sie schritten durch einen schweren roten Vorhang und gaben an der Garderobe Mantel und Hut ab.
    Der Pianist ließ die Finger lässig über die Tasten gleiten, der Gitarrist stimmte sein Instrument, während sich um den Kontrabass im Augenblick niemand kümmerte.
    Der Saal war rot. Alles war rot, die Wände, die Decke, die Sesselgarnitur, von einem leicht orangefarbenen Rot, das nicht aggressiv, sondern eher heiter wirkte. Die Bar dagegen war aus weißem Stuck, und der Barkeeper trocknete Gläser ab und reihte sie hinter sich auf.
    Der Ober kam ein wenig unschlüssig auf sie zu. Hatte er Maigret etwa erkannt? Sahen die beiden Männer vielleicht nicht wie seriöse Gäste aus?
    Der Kommissar winkte ab und ging zur Bar. Drei Frauen saßen jede an einem Tisch für sich, während an einem weiteren Tisch ein Paar saß, das zu streiten schien. Es war noch zu früh. Erst gegen Mitternacht würde Leben in die Bude kommen.
    »Guten Abend, die Herren. Was darf es sein?«
    Der Barkeeper hatte weißes Haar und wirkte distinguiert. Er betrachtete sie mit gespielter Gleichgültigkeit.
    »Bier wird hier nicht serviert, nehme ich an?«
    »Nein, Monsieur Maigret.«
    »Geben Sie uns, was Sie wollen.«
    »Einen trockenen Martini?« »Einverstanden.«
    Eine der Frauen setzte sich auf einen Barhocker, doch der weißhaarige Barkeeper gab ihr einen kleinen Wink, und sie kehrte an ihren Tisch zurück.
    Als die Gläser gefüllt waren, fragte er:
    »Nun?«
    Maigret lächelte.
    »Richtig«, räumte er ein, »wir sind nicht hier, um uns zu amüsieren. Wir sind auch nicht hier, um Ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten... Ich brauche eine Auskunft ...«
    »Wenn ich sie Ihnen geben kann, mit Vergnügen...«
    Zwischen Ihnen war eine Art Komplizenschaft entstanden. Schwierig war für Maigret nur, einen Mann zu beschreiben, den er nie gesehen hatte.
    »Mittlere Größe oder eher ein bisschen kleiner als der Durchschnitt. Vierzig bis fünfundvierzig Jahre alt... Schon etwas beleibt, mit Bauchansatz... Blondes Haar, das sich zu lichten beginnt, und ein volles Gesicht... Kleidet sich sehr geschmackvoll, fast immer in Beige-Tönen...«
    »Suchen Sie ihn?«
    »Ich möchte seine Spur finden.«
    »Ist er verschwunden?«
    »Ja.«
    »Was hat er verbrochen?«
    »Nichts.«
    »Das könnte Monsieur Charles sein...«
    »Passt die Beschreibung auf ihn?«
    »So ungefähr... Sehr fröhlich, nicht wahr? Immer gutgelaunt?«
    »Ich glaube ja.«
    »Kennen Sie ihn nicht?« »Nein.«
    »Er kommt von Zeit zu Zeit, setzt sich an die Bar, bestellt eine Flasche Champagner... Dann blickt er im Saal umher, begutachtet die Animierdamen, eine nach der anderen... Schließlich trifft er seine Wahl und lässt die rufen, die ihm gefällt...«
    »Bleibt er lange?«
    »Kommt darauf an. In manchen Fällen

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