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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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brummte Rotfux. »Verboten ist das natürlich nicht«, sagte er. »Aber Sie hätten mich nach Ihrer Rückkehr nicht belügen dürfen, als ich Sie nach Natalie fragte.«
    Er klang sehr ärgerlich, als er das sagte, und fast hatte ich den Eindruck, dass er sich freute, mich in der Klinik zu wissen.
    »Tut mir leid«, sagte ich und ließ mich müde in mein Kissen zurückfallen.
    Mein Bettnachbar war inzwischen auch wach und lauschte aufmerksam. Ob er etwas verstand, wusste ich natürlich nicht, aber ich nahm es an, da die meisten Elsässer Deutsch verstanden.
    »In Zukunft erwarte ich von Ihnen hundertprozentige Ehrlichkeit«, forderte Rotfux und er sagte das in einem Ton, der mich unwillkürlich unter meiner Bettdecke Haltung annehmen ließ. »Wenn Sie mich noch einmal belügen, wird das Folgen für Sie haben, Herr … äh, Herr König. Also dann, bis bald.«
    Mit diesen Worten verabschiedete er sich von mir, gab mir die Hand und verließ das Krankenzimmer. Isabell blieb noch. Sie setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett und schwieg. Auch ich sprach nicht, denn ich war müde. Irgendwie schien mich das Ganze doch sehr geschwächt zu haben.
    »Was wirst du jetzt mit den Kindern machen?«, fragte ich nach einiger Zeit.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie traurig. »Vielleicht bleiben wir einfach hier auf diesem Campingplatz. Den Kindern gefällt es und es ist besser als gar nichts.«
    Sie tat mir leid. Gestern hatte sie noch glücklich vor ihrem Wohnwagen in der Abendsonne gesessen, als ich mit Paul und Corinna zum Schwimmbad gegangen war. Jetzt war ihr Glück wie weggeblasen. Sie sah müde und niedergeschlagen aus.
    »Wenn du willst, können wir diesem Rotfux entkommen«, sagte ich leise und nahm ihre Hand.
    »Aber Johann, wie willst du denn mit einem Wohnwagen der Polizei entkommen?«, antwortete sie. »Und außerdem wäre das viel zu gefährlich. Stell dir vor, diese Typen erwischen dich noch einmal.«
    Da war nichts zu machen. Isabell war zu ängstlich und zu korrekt, um eine Flucht vor dem Kommissar zu riskieren.
    »Dann wirst du mir vor der Entlassung ein paar Kleider bringen müssen und meine Geldbörse mit dem Ausweis«, sagte ich. »Ich habe ja nur meine Badehose hier. Und bring Oskar in seiner Transportbox mit. Der stört euch doch nur in den Ferien.«
    Isabell nickte. Einen Moment lang sah es mir so aus, als ob sie feuchte Augen bekam. Dann drückte sie mir einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.
     
    »Ist sie gar nicht Ihre Frau?«, fragte mich Monsieur Legrand, nachdem Isabell die Tür geschlossen hatte.
    Eigentlich war ich viel zu müde, um mich mit ihm zu unterhalten. Aber natürlich wäre es unhöflich gewesen, ihm nicht zu antworten. Also erzählte ich Monsieur Legrand meine Geschichte und er hörte erstaunt zu.
    »Das ist ja fast wie in einem Kriminalroman«, sagte er. »Zweimal hat man schon versucht, Sie zu ersäufen. Und Sie wissen nicht, wer Sie wirklich sind.«
    Er sagte ›ersäufen‹, was mir seltsam vorkam, aber vielleicht wusste er als Elsässer kein besseres Wort, obwohl er sonst sehr gut Deutsch sprach.
    Manchmal wechselte er die Sprache sogar mitten im Satz.
    Wir unterhielten uns noch eine Zeit lang und mein Bettnachbar fand, dass ich doch ein fantastisches Leben hatte. Die vielen Frauen, die vielen Reisen, meine Audienzen als König von Aschaffenburg, das alles beeindruckte ihn sehr. Er konnte nicht verstehen, dass ich so sehr nach meiner Vergangenheit suchte.
    »Es geht Ihnen doch sehr gut, Herr König«, sagte er. »Viele würden gern mit Ihnen tauschen.«
    Trotzdem drehten sich anschließend meine Gedanken wieder nur um diese Insel in Südfrankreich und um das Etikett dieser Weinflasche von der Île du vin, das ich in meinem Geldbeutel aufbewahrte. Dort musste ich hinkommen, um mehr über meine Vergangenheit zu erfahren. Aber jetzt saß ich in der Falle. Rotfux würde mich nach Aschaffenburg zurückbringen und dort bewachen lassen, sodass keine Flucht mehr möglich war.
    Tagsüber wurden noch einige Untersuchungen vorgenommen und abends kam Isabell wieder zu mir. Sie brachte Kleider und meinen Geldbeutel mit.
    »Oskar habe ich bei den Kindern am Wohnwagen gelassen«, sagte sie. »Im Krankenhaus ist Hundeverbot und Oskar würde sich hier bestimmt auch nicht wohlfühlen.«
    Sie erzählte, dass die Kinder fast den ganzen Tag im Schwimmbad waren und dass es ihnen gut gefiele.
    »Mittags haben wir gegrillt«, sagte sie und ich hatte das Gefühl, dass es ihr wieder deutlich

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