Mainfall
uns stets im Auge behalten, jedoch durften sie sich nicht zu uns setzen. Isabell bestellte einen Schwarzwaldbecher und ich ein Spaghetti-Eis.
»Mhmm, das tut gut bei der Hitze«, sagte sie und löffelte genüsslich die kühle Köstlichkeit. »Gut, dass bald Ferien sind. Hast du dir die Sache mit dem Wohnwagen mal durch den Kopf gehen lassen?«
Ich zögerte. Die beiden Polizisten gingen gerade an unserem Tisch vorbei. Da wollte ich über das Thema lieber nicht sprechen.
»Noch nicht so richtig«, sagte ich. »Ich war zu sehr mit meinen Geschichten beschäftigt.«
»Schade. Ich fände es toll, wenn du mitkommst. Wir könnten doch nach Italien fahren.«
»Italien?« Ich tat so, als ob ich nachdachte.
»Wenn überhaupt, möchte ich lieber nach Frankreich«, sagte ich dann. »Das würde mir besser gefallen. Ich spreche gut Französisch. Da fühle ich mich wohler.«
»Kein Problem. Wir können auch nach Frankreich fahren. Mir geht es hauptsächlich um die Kinder«, sagte Isabell.
Zwar glaubte ich nicht, dass sie nur an die Kinder dachte, aber ich konnte verstehen, dass sie es so darstellte.
Die Polizisten waren jetzt ein Stück weit in die Steingasse gegangen, sodass sie uns auf keinen Fall mehr hören konnten. Ich beugte mich ganz dicht zu Isabell, roch ihr Parfum, sah ihr in die dunklen Augen und teilte ihr mein kleines Geheimnis mit: »Wenn ich mitkomme, brauche ich aber etwas Urlaub von den Ferien.«
Isabell sah mich verwundert an. »Urlaub von den Ferien? Das verstehe ich nicht.«
Ich sah mich nach den Polizisten um. Sie waren noch weit genug weg.
»Ich muss in Südfrankreich etwas herausfinden und euch für einige Tage allein lassen«, erklärte ich Isabell. Dann beugte ich mich nochmals ganz dicht zu ihr und flüsterte: »Der Kommissar darf davon aber nichts wissen.«
Die Zivilstreifen kamen wieder näher und Isabell schwieg zum Glück. Sie aß still von ihrem Schwarzwaldbecher und redete darüber, wie lecker er schmeckte. Erst als die Polizisten weit in Richtung Stadthalle gegangen waren, sprach sie wieder von den Ferien.
»Wenn du hoffentlich nicht zu lange weg bist, wäre das nicht so schlimm«, sagte sie. »Die Kinder würden sich bestimmt trotzdem sehr freuen.«
»Also gut«, stimmte ich zu, »aber ich kenne mich mit einem Wohnwagen überhaupt nicht aus. Ihr werdet mir wirklich alles zeigen müssen.«
Isabell schien darin kein Problem zu sehen. Noch in der Eisdiele fing sie an, darüber zu sprechen, was man alles vorbereiten müsse. Es war, als ob ein Knoten in ihr geplatzt wäre. Sie redete begeistert von den Ferien und schien schon in der Vorbereitung ihr Glück zu finden. Als wir nach Hause kamen, erzählte sie die Neuigkeit sofort den Kindern. Auch der kleine Paul und Corinna waren begeistert.
23
In den nächsten Tagen ging wirklich alles Schlag auf Schlag. Isabell sprach gleich am Montag mit dem Kommissar und holte sich die Erlaubnis, dass ich mit ihnen in den Urlaub fahren durfte. Zunächst war er zwar strikt dagegen, dass wir ausgerechnet nach Südfrankreich reisen wollten, aber nachdem ihm Isabell erklärt hatte, dass wir einen sehr gut gesicherten Campingplatz besuchen würden, an dem sogar die Zugänge zum Strand in der Hochsaison permanent bewacht wurden, ließ er sich überreden.
»Ich habe Glück gehabt. Es sind ältere Leute wegen Krankheit zurückgetreten und wir bekommen einen schönen Stellplatz mit Blick aufs Meer«, freute Isabell sich, nachdem sie beim Campingplatz telefonisch reserviert hatte.
Sie dachte wirklich an alles. Es wurden Badehosen für mich gekauft, auch ein kurzer Schlafanzug und einige Freizeitkleidung. Oskar bekam eine Transportbox, in der er während der Fahrt kuscheln konnte. Der Wohnwagen wurde überprüft, die fast leeren Gasflaschen gegen volle ausgetauscht und zwei Tage vor dem Start stellten wir den Wohnwagen vor das Haus. Mit dem Oberbürgermeister hatte ich drei Wochen Sommerpause meiner Audienzen vereinbart. An den betreffenden Wochenenden sollten meine Geschichten nur als Film vorgeführt werden, sozusagen als Ersatz für meine Auftritte. Ich hatte dafür drei DVDs mit neuen Geschichten aufnehmen lassen. Um die Urlaubszeit möglichst gut zu nutzen, wollten wir am Sonntag direkt nach meiner Audienz starten, so waren es fast fünf Wochen, bis wir zurück sein mussten.
Am Vorabend der Abreise war ich selbst ganz aufgeregt. Isabell ging mit mir nochmals ihre Listen durch, wir überprüften, ob nichts fehlte, und dann wollten wir früh ins Bett
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