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Mainfall

Mainfall

Titel: Mainfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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drehte den Korkenzieher ein und zog den Pfropfen aus der Flasche. Er roch an der Unterseite des Korkens, schien zufrieden, rückte unsere Rotweingläser zurecht, goss mir einen Schluck ein und ließ mich probieren. Ich schwenkte den Wein zunächst im Glas, sah mir an, wie er an den Wänden des Glases herabfloss, hielt die Nase über die Öffnung, genoss das Bouquet und trank einen Schluck.
    »Sehr gut«, sagte ich und nickte. Daraufhin schenkte der Ober Natalie und mir ein.
    »Auf dein Wohl«, prostete ich Natalie zu.
    Sie strahlte. »Wenn das dein Wein ist, dann schmeckt er bestimmt gut«, sagte sie und nahm einen kräftigen Schluck.
    Wir genossen das Essen und wir genossen den Wein. Natalie wurde zunehmend lustiger und schwärmte von mir als Graf in Südfrankreich.
    »Das würde gut zu dir passen«, lachte sie, »nachdem du schon König von Aschaffenburg bist, kannst du ruhig auch noch der Graf dieser Insel sein.«
    Ihre Wangen glühten, ihre blauen Augen leuchteten und ihr roter Mund versprach viel.
    »Lass uns aufs Zimmer gehen«, sagte sie. »Es ist unsere letzte Nacht.«
    Wir tranken die Weinflasche leer und ich zahlte. Eine saftige Rechnung war zusammengekommen, wobei der Wein der Île du vin ganz schön zu Buche schlug. 159 Euro kostete die Flasche, mehr, als ich erwartet hatte. Als wir vom Tisch aufstanden, nahm ich die leere Weinflasche an mich.
    »Eine kleine Erinnerung«, sagte ich zum Ober, der mit einem Seitenblick auf Natalie zustimmend lächelte.

22
    Am Samstag kehrte ich mit Oskar nach Aschaffenburg zurück. Kurz nach 18 Uhr erreichten wir den Hauptbahnhof. Oskar schien zu merken, dass er diese Stadt kannte. Gleich am Bahnhof markierte er einige Pfosten und die Ecke eines Kiosks, bevor uns ein Taxi zu Brenners Haus brachte. Als wir uns dem Haus näherten, fiel mir gleich ein Polizeiauto auf, das direkt davor parkte. Dann sah ich die Bescherung. Die Scheibe an meinem Fenster war eingeschlagen und die Beamten waren bei der Spurensicherung. Kommissar Rotfux stolzierte im Vorgarten herum und als er mich sah, kam er sofort auf mich zu.
    »Hallo, Herr … König«, begrüßte er mich. »Da kommen Sie ja gerade richtig. Bei Ihnen ist eingebrochen worden.«
    »Bei mir?«, fragte ich verwundert.
    »Ja, ganz offensichtlich«, sagte Rotfux mit diesem bestimmten Unterton, der keinen Widerspruch duldete.
    »Aber bei mir gibt es doch nichts zu holen. Ich bin arm wie eine Kirchenmaus«, wunderte ich mich.
    »Vielleicht geht es nicht um Geld«, murmelte Rotfux. »Vielleicht geht es um Informationen oder sie hatten es ganz einfach auf Sie abgesehen, Herr … König.«
    Rotfux zögerte jedes Mal, bevor er meinen Namen aussprach, in ihm schien sich etwas dagegen zu sträuben.
    »Hier, sehen Sie mal, ein Drohbrief, den wir gefunden haben.«
    Der Kommissar reichte mir ein weißes Blatt, auf das mit ausgeschnittenen Buchstaben aus einer Zeitung folgender Satz geklebt war: ›Wir kriegen dich!‹
    »Aber das ist ja …«, wollte ich sagen.
    »Genau. Es ist derselbe Satz, mit dem Ihnen auf dem Friedhof gedroht wurde. Könnten also die gleichen Täter sein«, unterbrach mich Rotfux. »Übrigens, wissen Sie, wo Natalie Bramhof steckt? Man hat mir gemeldet, dass sie schon die ganze Woche verschwunden sei.«
    Ich fühlte, dass mich diese Frage kreidebleich werden ließ.
    »Natalie Bramhof«, stammelte ich.
    »Ja, Sie wissen schon, die Dame aus Hamburg«, hakte der Kommissar nach.
    »Ich weiß nicht«, schwindelte ich, um nicht gleich unsere gemeinsame Woche in Venedig beichten zu müssen.
    »Sie haben also letzte Woche nichts von ihr gehört?«
    »Nein, wie sollte ich? Ich war die ganze Woche in Venedig.«
    Im Moment gab sich Rotfux damit zufrieden.
    »Wir werden ja sehen«, murmelte er und ging zurück zu seinen Männern. »Ist das nicht schrecklich, Johann?«, kam mir im selben Augenblick ganz aufgelöst Isabell entgegen. »Man hat bei dir eingebrochen.«
    »Ich habe es schon vom Kommissar gehört«, sagte ich.
    Sie umarmte mich zur Begrüßung, als ob sie mich wegen des Unglücks trösten wollte. Aber irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Isabell nicht so entsetzt war, wie sie tat. Ich glaubte sogar, sie genoss es, dass endlich einmal etwas los war in ihrem Haus.
    Oskar freute sich. Er nahm wenig Notiz von den Beamten, sondern beschnüffelte seine Büsche am Zugangsweg zum Haus. Paul und Corinna kamen mir mit roten Wangen entgegen. Für sie war dieser Einbruch sicher ein ganz besonderes

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