Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
ein starkes Gefühl, es raubt Kraft.
„Wann ist er gestorben?”
Meine Stimme ist nur ein Flüstern, aber Jared schüttelt den Kopf.
„Er ist nicht gestorben. Er ist einfach nur nicht mehr … da.”
Das verstehe ich nicht – aber Jareds Körperhaltung macht nur zu deutlich klar, dass er noch nicht bereit ist, darüber zu sprechen. Ich kann nur hoffen, dass ich für ihn da sein darf, wenn er so weit ist. Ich lehne mein Gesicht auf seinen Brustkorb und atme seinen Duft tief ein. Vielleicht ist dieser Moment nur eine kleine Seifenblase, die wir uns geschaffen haben, weit weg von Boston und den Problemen, die uns Tag für Tag beschäftigen … Über die kommenden Tage will ich im Augenblick nicht nachdenken. Ich frage nicht weiter nach. Es wäre zwar eine Lüge, wenn ich abstreiten würde, dass es mich brennend interessiert. Aber ich will ihn nicht drängen. Ich kenne das Gefühl, immer und immer wieder gefragt zu werden. Ich weiß, wie es ist, wenn alle sich plötzlich für Sherlock Holmes halten und unbedingt eine Antwort auf die große Frage wollen.
„Ich würde mich freuen, wenn du es mir eines Tages erzählst.”
Denn seit den letzten Stunden ist der Wunsch, noch viel mehr Zeit mit ihm zu verbringen, immer weiter gewachsen. Jared legt seine Hand um meine, die die Hundemarke noch immer umschlossen hält. Diese Geste deute ich als ein deutliches „Ja”. Eines Tages wird Jared mir so sehr vertrauen, wie ich ihm gestern Nacht vertraut habe. In jeglicher Hinsicht.
Während irgendwo da draußen die Sonne aufgeht, liegen Jared und ich Arm in Arm im Gästezimmer dieses großen Hauses und halten die Zeit fest. Kurz bevor ich tatsächlich einschlafe, trifft mich eine Erkenntnis aus heiterem Himmel. Fast habe ich Angst, das Gefühl zuzulassen, aber gegen solche Emotionen können wir uns ohnehin nicht wehren.
Ich bin glücklich .
Das liegt vor allem an Jared. Daran, dass er den Staub von den Orten in meinem Inneren gepustet hat, die ich vergraben und vergessen wollte. Ich fühle mich in seinen Armen, wie wenn man nach einem Sprung ins Wasser wieder auftaucht. Meine Lippen streifen über seine Haut und hinterlassen viele kleine Küsse. Ich spüre das Lachen in seiner Brust und küsse mir einen Weg zu seinen Lippen.
„Ich danke dir, Jared.”
„Wofür denn?”
Obwohl er die Antwort darauf kennen muss, will ich nicht so sein und lege meine Hand sanft an seine Wange.
„Dafür, dass ich mich wieder lebendig fühle.”
Kapitel 12
Die letzten beiden Pancakes sind mir besonders gut gelungen. Andere hingegen sehen eher aus wie amateurhafte Versuche. Zu lange habe ich mir nicht mehr die Zeit genommen, um ein richtiges Frühstück zu machen. Wo auch? Die Cafeteria im College versorgt mich mit den Dinkel Poppys und anderen Cornflakes, die ich für den Start in den Tag brauche. Die Küche im Haus meiner Eltern hält ungefähr ebenso viele verschiedene Zutaten für ein Frühstück bereit, wie die Cafeteria. Im Radio läuft einer dieser schrecklichen Popsongs, die mich sonst sofort zum Umschalten nötigen, aber heute ertappe ich mich dabei, wie ich fröhlich vor mich hinsumme. Jane, die mir geholfen hat, den Teig nicht zu süß zu machen, beobachtet mich misstrauisch, als wäre sie nicht sicher, ob ich wirklich die Lynn bin, die sie jahrelang bedienen musste. Irgendwie bin ich das auch nicht mehr.
Jared ist noch oben und duscht. Ich will ihn überraschen, und da ich nicht weiß, was er gerne isst, habe ich mich dafür entschieden, ihm möglichst viel Auswahl anzubieten. Wir haben frische Früchte, Kaffee in jeder Variante, Brötchen, Donuts, Cornflakes …
„Hey.”
Ich drehe mich überrascht zur Tür, in der Jared auftaucht und sich unsicher umsieht. Habe ich es übertrieben? Er trägt ein dunkelblaues Poloshirt und schwarze Jeans, die ich ihm aus den Untiefen des Kleiderschranks meines Vaters gefischt habe. Diese Jeans hatte mein Dad noch nie an. Und das Poloshirt vermutlich ebenfalls nicht. Falls doch, sah es an ihm nie so gut aus, wie jetzt an Jared. Das blaue Auge sticht heute morgen nicht mehr ganz so heftig heraus, es scheint zu heilen.
„Da bist du ja. Ich habe Frühstück gemacht.”
Mit einer einladenden Geste deute ich auf den voll gedeckten Tisch und schenke ihm ein warmes Lächeln. Ich will ihn schon wieder berühren, küssen, mit ihm nach oben verschwinden … Aber wir sollten endlich etwas essen. Jared sieht unglücklich aus.
„Alles okay?”
Er nickt und kommt langsam näher.
„Ich
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